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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

Kriegsbeute, die jährlichen Abgaben der Tributpflichtigext und Besiegten, 
das _Alles häufte sich zu ungeheueren Schätzen an und da man Geld 
nicht kannte, wurde Gold und Silber tbeils in Barren, theils in Form 
kostbarer Gefäße, Kleinodien und Schmucksachen in den Thesaurarien der 
Könige und Götter aufbewahrt. Immer freigebiger werden die Pharaonen 
nicht allein gegen ihre himmlischen Erzeuger und deren Diener, sondern 
auch gegen tapfere Krieger, Beamte und Künstler. Von Amosis I. an 
durch sechs bis acht Jahrhunderte steigerte sich der Geschmack an Geräthen 
aus Edelmetall auch bei Privaten immer mehr. Köstliche Beispiele von 
Vasen, Schalen, Krügen und Prunkstücken aller Art sind zwar nur 
ausnahmsweise im Original, zahlreich aber in Abbildungen auf uns 
gekommen"). Ja unter Ramses ll. versteigt sich die Goldschmiedekunst 
in complicirten Tafelaufsätzen bereits zu ähnlichen Spielereien wie unter 
den byzantinischen Kaisern des 9. oder den europäischen Fürsten des 
18. Jahrhunderts. Neben Gold und Silber") war auch eine Legirung 
beider Metalle gebräuchlich, die, wenn sie mehr als 20 Procent Silber 
enthielt, nusumu genannt wurde (das Elektron der Griechen) und wegen 
ihrer schönen hellgelben Farbe häufig in Verwendung kam. 
Die Veränderungen im Schmucke in der nun folgenden Zeit, d. i. 
während der XIX. und XX. Dynastie, bestehen in einer weiteren Verfeine- 
rung der Technik und Bereicherung des Details, in einem Streben, den 
äußeren Glanz möglichst zu steigern, in einer Prunksucht, die, je weiter 
wir uns von der Zeit Seti l., jenes Pharao, unter welchem die ägyp- 
tische Kunst ihre höchsten Triumphe feierte, entfernen, desto auffälliger in 
barbarische Maßlosigkeit verfällt. 
Die verfeinerte Technik erkennen wir vor allem an den köstlichen 
lncrustationsarbeiten. Die Sammlung des Louvre besitzt ganz besonders 
prächtige Stücke solcher Art. Ein Pectorale") daselbst zeigt uns einen 
großen Scarabäus zwischen Isis und Nephtis. Der Käfer ist aus Lapis 
lazuli in Relief gearbeitet, das Uebrige flach. Die Göttinnen haben 
goldene, fein ornamentirte Gewänder, Kopf, Arme und Beine sind färbig 
incrustirt. Fries und Ränder des Tempelchens zeigen die an solcher 
Stelle übliche bunte Streifenverzierung. Bei einem anderen ähnlichen 
Stücke dieser Sammlung") ist der Scarabäus aus grünem Basalt und 
die Figuren wie sonstige Details heben sich von einem Goldgrunde ab"). 
Ein drittes Pectorale, zum Schmucke des Prinzen Chamus, des Sohnes 
Ramses ll. gehörend, beschreibt der Katalog dieser Abtheilung des Louvre 
in folgender Weise: "Kleinod in Gestalt eines Naos, in welchem ein Geier 
") Siehe Maspero n. a. O. S. 301 I. und Prisse düivennes a. n. O. Ar! induslriel. 
") Vergl. Erman a. a. O. ll, 6x1. 
") Nr. 59'; des Katllogcs. 
") Kalnlog Nr. 524. 
") Abgd). sind beide Stücke bei Fonlenay a. 1. O. p. 31a u. 31x.
	        
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