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Er erkannte die kirchliche Oberhoheit des Patriarchen von Constantinopel an,
verband sich dadurch enge mit den romanischen Städten der dalmatinischen Küste, die ans
handelspolitischem Jnstinct zu Byzanz hielten, und suchte die zerfahrene croatische Thron
folge zu ordnen. Dieses Vorgehen beweist, daß Sedeslav ein weitblickender Staatsmann
war, vielleicht einer der begabtesten unter denen, die in jener Zeit Croatien beherrschten.
Seine byzanzfreundliche Politik brachte ihm zunächst den Vortheil, daß der oströmische
Kaiser ihm den Tribut abtrat, den die Städte des dalmatinischen Küstenlandes bis dahin
an Byzanz zu zahlen gehabt; sie sollten fortan an den Kaiser nur eine kleine Steuer
bezahlen, als Zeichen der Anerkennung seiner Souveränität. Wenn damit noch immer
eine staatsrechtliche Trennung von Croatien aufrecht erhalten blieb, so war sie nur noch
nominell, in Wirklichkeit aber war eine vollkommene Verschmelzung angebahnt. Ebenso war
eine Annäherung an die Serben vorbereitet, die zur östlichen Kirche hielten. Eine geordnete
Thronfolge hätte alleWirren gehindert, die späterdas croatischeReichzerrütteten, schwächten
und dem Verderben entgegenführten. Sedeslav kam infolge seiner Beziehungen zu Byzanz
mit einem Theil der Geistlichkeit, und durch seine Bestrebungen die Thronfolge so zu
ordnen, daß fortan die Fürsten nur ans einer Familie zu wählen seien, mit den ehr
geizigen Stammeshäuptern in Gegensatz.
Daß Rom die Anerkennung des Photius seitens der Croaten nicht ruhig hinnehmen
werde, war vorauszusehen. Es liegt uns ein einziger Brief Papst Johann VIII. an
Sedeslav vor, in dem er den Fürsten um Gotteswillen bittet, einen für Bulgarien bestimmten
Legatenbei sich aufzunehmen und ihm freies Geleite, Wegzehrung und Kleidung zu gewähren.
Der Fürst scheint diesem Wunsche nachgekommen zu sein. Da plötzlich brach eine Empörung
aus, und Sedeslav wurde getödtet.
Wenn man bedenkt, wie rücksichtslos, wie wenig scrupulös dieser Papst bei der
Verfolgung seiner politischen Ziele vorging, und sich erinnert, wie er in Neapel eine
Revolution gegen die sarazenische Partei unterstützte und den Bischof Athanasius in einem
Sendschreiben feierte, weil dieser bei der Gelegenheit seinen eigenen Bruder geblendet und
in den Tod geschickt hatte, so kann man sich des, Eindruckes nicht erwehren, daß die
Sendung eines Legaten zu Sedeslav mit der Empörung, der er zum Opfer fiel, im
Zusammenhang stand. Der Papst, übrigens einer der glänzendsten Politiker auf dem
Stuhle Petri, war eben ein Sohn seiner Zeit, und Sedeslav mußte wissen, wessen er sich
von ihm zu versehen hatte, als er offen auf die Seite des Photius getreten war.
Der Führer der Verschwörer, Branimir, der, nach Sedeslavs Beseitigung, Fürst
der Croaten wurde, lenkte sofort sehr entschieden in das römische Fahrwasser ein. Es war
ein folgenschwerer Thronwechsel, denn durch ihn wurde die weitere Politik der Croaten
von der der anderen Slaven aus der Balkanhalbinsel, namentlich der Serben, nicht nur