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"Bewegungen im Auslande unterrichtet ist, welche die Wandlungen bei
iuns veranlassten". Diesem Programm kommt der Verfasser nun voll
'und ganz nach. Wir sehen das Ineinandergreifen der einzelnen Glieder.
Kunstrichtungen, die in anderen Werken in der Luft zu schweben scheinen,
- plötzlich eingeschoben wie eine Coulisse im Theater - erblicken
wir hier im grossen Zusammenhang sich allmählich bilden, sich reifen
und ausleben, organisch und folgerichtig. Aus diesem riesigen Wirrwarr
des Werdens, diesem Durcheinander von tausend Namen und tausend
Ideen, greift Muther mit richtigem Blick das eigentlich Wesentliche heraus
und stellt es auf jene Stufe, die auf der Leiter der Entwicklung jenes
einzelne Glied auszufüllen hat.
ln diesem Geiste sehen wir die Kunst unseres Jahrhunderts im
vorigen geboren werden. Dies Stiefkind der Kunstgeschichte, dies
18. Jahrhundert, von dem der Laie nur die Namen Watteau und Chodo-
wiecki zu behalten pflegt, zeigt sich plötzlich in neuem Lichte. Meines
Wissens ist, abgesehen von vereinzelten Specialessays, die Bedeutung der
damaligen englischen Kunst auf unsere heutige niemals so klar gelegt
worden, als es hier geschieht. Hier, und überhaupt immer wiederkehrend,
klärt der Hinblick auf die zeitgenössische Literatur, die Politik, die cul-
turellen Bedingungen, deren Betracht sich ein Forscher um so weniger
entziehen darf, als eine Kunst nur zusammen mit ihrer Zeit verstanden
werden kann.
Diese Wechselwirkung aller geistigen und materiellen Kräfte einer
Periode weiss Muther stets mit grösster Anschaulichkeit zu schildern.
Ganz eigenthümlich aber dem Werk ist der lebendige und originelle
Geist des Verfassers, der sich in ununterbrochener Folge kundgiebt, bald
scharfe Seitenstösse gegen eingewurzelte Vorurtheile führend, bald durch
schlagende Aeusserungen fast epigrammatischer Klarheit die Situation besser
kennzeichnend als durch langathmige Ausführungen.