deru vorletzten Jahrtausend vor dem Beginn unserer Zeitrechnung. An-
dere, jüngere, nur mehr relativ-prähistorische Erzeugnisse der Industrie
finden wir in der ersten und {weiten Eisenzeit, nach unserer mitteleuro-
päischen Terminologie in der Hallstatt- und der La Tene-Stufe. Diese
Perioden erstrecken sich in zunehmender räumlicher Beschränkung vom
Anfang fast bis an das Ende des letzten vorchristlichen Jahrtausends. Das
nordische Dreiperiodensystem findet auch auf Italien volle Anwendung; es
ist der große Rahmen, in welchem die ältesten Thatsachen ungezwungen
und förderlich für das vergleichende Studium ihre Stelle finden.
Die Steinzeit zerfällt auch für Italien in eine ältere diluviale,
paläolithische, und in eine jüngere, postdiluviale, neolithische.
Die paläolitbischen Epochen Italiens sind noch sehr wenig
erforscht; sie scheinen aber mit denen anderer Länder nicht überein
zu stimmen. In Frankreich hat bekanntlich Gabriel de Mortillet zu-
nächst für Frankreich, aber mit der Prätension der Giltigkeit für ganz
Europa und womöglich für die ganze Erde, ein scharfsinniges System
der diluvialen Culturperioden aufgestellt. Er verwarf die paläontologische
Eintheilung nach Faunen und stellte eine solche nach menschlichen In-
dustrieproducten auf. Dieses für Frankreich selbst nicht unbestrittene
Schema lässt sich, wie die italienischen Prähistoriker gezeigt haben, auf
Italien nicht anwenden, und das erscheint sehr natürlich. Wilde Stämme,
weit von anderen ansässig, mit anderer Fauna (Italien kannte z. B. das
Renthier nicht), anderer Flora, anderem Werkzeugmaterial werden zur
selben Zeit auch andere Sitten, Geräthe und Waffen gehabt haben.
Im Ganzen ist Italien arm an paläolithischen oder, wie man dort
sagt, rarchäolithischenu Funden. Am frühesten bekannt wurden die
bearbeiteten Feuersteine im quatcrnären Flusskies des Tiber und des
Anio in der römischen Campagna, wo sie mit Resten erloschener
Thierspecies zusammen vorkommen. Sie scheinen aus dem Quellgehiet
der genannten Flüsse herabgeschwemmt zu sein. - Am meisten Beachtung
verdienen die Entdeckungen des Giovanni Bellucci in Umbrien. Sie
betretTen circa ioo Stück mandelfürmiger Feuersteinbeile meist aus
sicher diluvialen Schichten, welchen circa 20.000 anders geformte Stein-
Werkzeuge aus jüngeren Schichten Umbrien's gegenüberstehen. Jene
mandelförmigen, blos mit groben Schlägen zugehauenen Werkzeuge sind
in Frankreich charakteristisch für die älteste diluviale Culturstufe, das
sogenannte uChelleenß de Mortilleüs. Sie dienten, je nach den Umständen,
als Aexte, Schaber, Sägen, Bohrer, Meißel, Pfriemen u. s. w., namentlich
auch zur Herstellung anderer, hölzerner Waffen und Werkzeuge, und
waren nach Mortillet und Bellucci nie geschäftet, sondern wurden in der
freien Hand geführt.
In der jüngeren Steinzeit lebten die Bewohner Italiens theils
in Höhlen, theils in halb unterirdischen Erdhütten, theils in Seedörfern,
d. h. Ifahlbazaten. Die Troglodyten und die erdaufwlihlenden Hütten-