3B.
Inhaltes willen, -- ein Bedürfniss, das zugleich ein universaleres, nicht auf verhältnissmäßig
exclusive Kreise beschränktes ist: das Bedürfniss nämlich nach Schmuck unserer Um-
gebung, sei es der architektonischen, sei es der beweglichen, aus Gerathen, Möbeln,
Kleider u. s. w. zusammengesetzten, was wir eben Alles unter der Bezeichnung nDeco-
ration- zusammenfassen. Das Bedürfniss nach Decoration steht nicht bloß am Anfange
alles Kunstschatfens überhaupt, sondern es behauptet sich durch alle Stilwechsel hindurch;
ja es gibt Kunstperioden von reilster Vollendung, deren Ziele überwiegend decorative
gewesen sind. Zum Beweise hiefür braucht blos an die hellenistische Kunst erinnert zu
werden, welche die von der IhOhCD Kunst: der vorangegangenen classischen Periode
des 6.-4. Jahrhs. geschaffenen mythologischen Typen und Cyklen in spielender Weise
in die Decoration einfügt, wie wir dies fast auf jeder Wand in Pompeji beobachten können.
Von den geschichtlichen Wandlungen der nDecoration- in diesem weitesten Sinne
sucht Ebe als Erster ein zusammenhängendes Bild zu geben. Und zwar thut er dies als
Architekt, dem es sich nicht um eine archäologische Abhandlung unter strengster Berück-
sichtigung und Erörterung aller einschlägigen Streitfragen handelt, sondern der bei seinen
historischen Rückblicken stets den Blick auf die Gegenwart geheftet hat, aus den Er-
scheinungen verfiossener Kunstperioden die entsprechende Lehre und Nutzanwendung
für das lebendige moderne Schaffen zu gewinnen sucht. Dieses überlegene Zurück-
schauen von dem erhöhten Standpunkte der historisch aufgeklärten Gegenwart, das stetige
Wechselspinnen von Verknüpfungsfaden, die zwischen Bedingungen und Erscheinungen
früherer und moderner Kunstweisen hin- und herlaufen, verleihen dem Werke seinen
eigenthümlicben Reiz und Werth. Auch zwischen den einzelnen historischen Perioden
wird die vergleichende Betrachtung mit Erfolg geübt, wie z. B. zwischen romischer und
Renaissancedecoration. Für die Bedürfnisse der Gegenwart dürfen die altorientalischen
Stile gewiss am wenigsten Actualität beanspruchen, weshalb die Darstellung erst mit
der griechischen Antike beginnt. Und auch diese, die mit ihren fruhmittelalterlichen Aus-
laufen die vorliegende erste Lieferung füllt. soll nur als Einleitung zu dem eigentlichen
Thema gelten, das mit dem romanischen Mittelalter einsetzt: eine sehr richtige Art der
Stoifbehandlung, die sich offenbar auf die Wahrnehmung stützt, dass erst in dem Momente,
da die Führung auf künstlerischem, wie schon einige Jahrhunderte fruher auf politischem
Gebiete an die transalpinen, mitteleuropäischen Volker übergegangen ist, der rechte Grund
und Boden für die allmälige Entfaltung einer neueren, wenn man will, der modernen
Kunst, gefunden und gelegt war. Der Kern der Ebe'schen Darstellung einer Geschichte
der Decoration ist also erst in den nächsteh Lieferungen zu gewlrtigen. Aber schon Das-
jenige was vorliegt, lasst das Urtlieil zu, dass der Verfasser von sehr geklärten An-
schauungen und gesunden Voraussetzungen ausgegangen ist. Er hat eich vollständig auf
historischen Boden gestellt, lehnt Alles ab, was man aus rein abstract-ästhetischen Prämissen
in die Decoration hineinzudeuteln versucht hat: so z. B. die sogenannten norganischen-
Baustile und die Existenzmoglichkeit einer nabsoluten Stileinheit-i. Ebe ist überhaupt
Feind alles akademischen Purismus; er nimmt die Erscheinungen wie sie sind und sucht
sie aus ihrem historischen Zusarnmenhange nach vorne und rückwärts heraus zu erfassen
und verständlich zu machen. Diese vorurtheilslosen Grundsätze im Verein mit der aus-
gebreiteten Denltmalerkenntniss des Verfassers lassen auch von den Fortsetzungen des
Werkes das Beste erwarten. Rgl.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
(Vom I5. September bis 15. Ocxober 1893.)
[_ Technfk u_ Aygemefnem Ae51he;ik_ Echr und unecht. (Cemralhl. für Glasind.
Kunslgewerblicher Unterricht. E'laä";""'k '77? n- d- 43314- KWMSCVK"
Beltz, R. Wendische Aherthümer. (Juhrb. Export kunstgewerblicher Erzeugnisse nach
des Vereins f. meklenburg. Gesch., 58.) Amerika. (Beibl. des Bayer. Kunstgem-
Bomches, F. Kunst und Kunstgewerbe in Vereines, 9.)
Bulgarien. (Wr. Zzg., 2x4 H.) Fischbach, Fr. Kunslfeindliche Correce
Breymann, A. Adam und Eva in der heilen. (Zeitschr. für Innendecon, Oct.)
Kunst des christlichen Alterthums. gr. 8'. - - Ueber kunstgewerbliche Schul- und
Vlll, x61. S. Wolfenbuttel,_ J. Zwissler. Prival-Atelien. (Zeitschr. für lnnendecon,
M. z. 0:1.; n. uKunstgßwerbel.)
Dernjuc, J. Die k. k. Akademie der bil- Heyl, Heinr. Ornementale Vorlageblimer
denden Künste. (Gestern-Ungar. Revue, für des Freihandzeichnen. i. Heft. h.-4".
XV, i.) eo Taf. Berlin, G. Siemens. M. 410.