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weiterungen"), denn inzwischen war auch der arabische Namen (zeräfe)
der Giraffe bekannt worden und Mandeville durfte erzählen, dass der
vGerfann den Hals so hoch strecken könne, dass er über die Berge
hinweg sieht. Diese phantastischen Menschen und Thiere kamen selbst
noch in die Cosmographien des 16. Jahrhunderts hinüber. Sieht man aber
diese Naturgeschichte z. B. beim Phönix und Pelikan etwas genauer
an, so erkennt man Züge, welche nicht direct aus dem Alexanderroruan
und Plinius entlehnt sind, sondern in einem Büchlein sich finden, das in
griechischer, lateinischer, syrischer, aethiopischer, arrnenischer, arabischer
Sprache vorhanden ist und seine Bearbeitungen und Erweiterungen in
Versen und Bildern erhalten hat, fast das ganze Mittelalter hindurch. Ich
meine den Physiologus, welchen in sehr guter Bearbeitung Lauchert
(Gesch. des Physiologus 18897), herausgegeben hat, die Bestiarien bis
zur Concordantia charitatis des späteren Abtes Ulrich von Lilienfeld
(1345-1351), die in einem Lilienfelder Codex (Nr. 151) und in einem der
Liechtensteinkchen Bibliothek, mit Bildern geziert, vorhanden ist (Ende
des 14. Jahrhunderts) s). Nach Lauchert ist wohl zunächst beim Worte
Physiologus an den Aristoteles gedacht worden, aber es muss nicht einzig
auf ihn dieser Titel bezogen werden, der doch dem Naturkundigen über-
haupt zukommt. Derselbe Gelehrte vertheidigt die Anschauung, dass das
Büchlein in Alexandrien entstanden sei, als eine populär-theologische
Schrift, welche in allegorischer Anlehnung an Eigenschaften der Thiere
die wichtigsten Lehrsätze der Kirche zum Ausdruck bringt, und wieder
die Thiereigenschaften dem Menschen als gutes oder böses Beispiel für
den Lebenswandel vorhält. Es dürfte schon 140 n. Chr. geschrieben sein.
Das Buch benutzten die Kirchenväter häufig, viele Aussprüche der Väter
') Vergl. Bovenschen, Untersuchungen über Johann v. Mnndeville und die Quellen
seiner Reisebesehreibung, 1888. 1487 erhielt Lorenzo Medici eine Girutfe aus Afrika
zum Geschenke (Bochlrt, Hiemzoicon ll, 2.74).
7) Vergl. die tüchtige Arbeit E. Keppler's im nArchiv für christliche Kunsin, 1891,
S. I4 folg.
') Siehe Heider, Jahrb. der Cenlral-Comm. I, p. 1.7. Auch die nach dem Alphabet
geordnete, in Hexametern und Pentametern geschriebene moralisirende Naturgeschichte
des Mönches Crislian von Lilienfeld (unter Abt Cunrad llL, 1398-1408) gehört hieher.
(Cod. Campil. 144 und 145,)
Uns interessiren hier besonders die Clpitel im nSpeculum: des Crislannus von
Lilienfeld: De monsiris und de serpentibus. Da es nicht angeht, sie hier abzudruckcn,
so gebe ich nur die Namen: '
a) der Monstrn: Abidis (Abis?). Acbume. Bachorn. Cocodrillus. Critos. Chilon.
Cunis (Hliüsch). Draco. Fluviulis equus. Foca. Gladius (Schwertßsch). Kylion. Ludolacra
(4 Flügel). Monuchus. Nereis. Sirene. Scillu. Satyrus;
b) der Schlangen: Aspis. Dirus nnguis. Amphis. Basiliscus. Bon. Murena. Coluber.
Centipeda vipern. Cetula. Cerasies. Celidros. Ceneris. Dipsa- Draco. Emorrois. lpnalis.
Idn (viel Köpfe). ldros. luculns. Lucerta. Natrix. Naderus. Obices. Purias. Pesier. Rutela_
Regulus. Salamsndrn. Seps. Scaura. Sibilus. Specta. Scinlis- Sulpiga. Stellio. Serpens.
Sicula. Sirene. Scorpius. Tortuta. Tilincus. Tyrus. Teranles. Tysus (Tyrusi). Vippera.