Litteratur- Bericht.
Das rumänische Königsschloss Pelesch. Von J. v. Falke. Mit 25 Ra-
dirungen und 38 Holzschn. h0ch-4". VI, 55 S. Wien, Carl Gerold's
Sohn, 1893. H. 25.
Ein Prachtwerk ersten Ranges schildert das Schloss, das der König und die Königin
von Rumlnien sich in der Nahe des Klosters Sinaia haben erbauen lassen, damit es
ihnen. wie die Bauurkunde von 1875 besagt, nuber den Sommer eine gesunde und ge-
segnete Wohnstatte sei.u Das nach dem Flusse Pelesch benannte Lustschloss erhebt sich
innerhalb einer großartigen Gebirgsscenerie, in seinem Zwecke und der Lage angepassten
Renaiasanceformen aufgeführt, mit Thürmen, Erkern, Veranden, Springbrunnen u. s. w.,
mit Garten und einem Parke, der allmahlich in den Hochwald hinüberfuhrt. Wie die
Geaammtanlage, vereinigt auch die innere Gestaltung und Einrichtung Reichthum mitWohn-
lichlteit. Der eigentliche Bauleiter ist derKonig selbst gewesen und unverkennbar haben dabei
die Erinnerungen an das vorn Fürsten Anton von Hohenzollern so kunstsinnig ausgestattete
Stammschloss Sigmaringen lebendig mitgewirkt. Der Text des Werkes gibt nach einigen
Abschnitten über Land und Leute die urkundliche Baugeschichte und beschreibt ein-
gehend alle einzelnen Theile. Wesentlich unterstützt wird diese Beschreibung durch die
zahlreichen Abbildungen, die unter der Leitung der Professoren Unger und 'Hecht von
Schülern der Radir- und der Holzschneideabtheilung der Kunstgewerbeschule ausgeführt
werden sind, und um so größere Anerkennung verdienen, da nur photographische Auf-
nahmen als Vorlagen gedient haben. B.
er
Moderne Wiener Plastik. Eine Serie von Lichtdrucltbildern hervorragender
monumentaler und decorativer Arbeiten Wiener Bildhauer. Wien,
A. Schroll öt Co., 1894. Liefg. I. H. 7.
Man mag über moderne Kunst was immer für einer Meinung sein, das Eine bleibt
unbestritten, dass sie dort, wo ihr eine tiefgehende und weit} ausgreifende Pflege zu
Theil wird, noch am sichersten eine dem allgemeinen künstlerischen Empfinden ent-
sprechende Ausdrucksweise gewinnt, eine Formensprache, die nicht mit dem oder jenem
Stile der Vergangenheit liebaugelt, sondern vorn Geiste der Gegenwart erfüllt ist. Dass
Wien zu jenen wenigen Orten gehört, wo man sich, zuerst in der Architektur und spater
in der Plastik, diesem Ziele zu nahern begonnen, ist eine bekannte Thatsache.
Im ruhigen Betrachten der Bildwerke, die uns hier vorgeführt werden, tritt sie
uns wieder klar vor Augen und muss auch von Solchen anerkannt werden, denen die
Originale bisher unbekannt geblieben. Der hervorstechendste Zug moderner Wiener Plastik
ist ungezwungene Lieblichkeit. Sie entspricht dem genius loci und erscheint nicht allein
dort, wo es sich um ein gefälliges Spiel mit Linien und Formen zu rein decorativen
Zwecken handelt, sondern ist auch im edlen Pathos wie in der Tragik in leisen Anklängen
erkennbar. Durch ihre liebenswürdige Grazie findet diese Kunst den Weg zum Herzen
des Volkes, das, durch Generationen dem Kunstleben entfremdet, nun seine im Blute lie-
gende Empfänglichkeit für alles Schone von neuem bewahrt. Wenn der Sammelband
mit seinen 60 Tafeln abgeschlossen vor uns liegen wird, wird der frische Zug natürlichen
Frohsinns, der die Wiener Plastik belebt, sich noch viel deutlicher als das gemeinsame
Band erkennen lassen, das alle diese Werke zu einer nicht nur örtlich, sondern auch
geistig zurammengehürigen Gruppe verbindet.
Die erste Lieferung umfasst zwolf Tafeln und bringt die Gruppen der Rosseban-
diger von Th. Friedl auf dem Maria-Theresienplatz, die Brunnenhguren von Haerdtl
und Schmidpruber auf demselben Platze, decorative Sculpturen von Weyr, Dorn-
hau er und Friedl von Theatern und anderen Vergnugungslocalen, zwei Grabdenk-
male von Benk und eine Brunnengruppe in Abbazia von Rathausky. Das Werk wird
mit der fünften Lieferung abgeschlossen sein. Fs.
i-
Mittelalterliches Holzmobiliar. Vierzig Tafeln in Lichtdruck. Heraus-
gegeben und mit Text begleitet von Jacob von Falke. Lichtdruck
von J. Löwy. Wien, Anton Schroll 81 Co., 1894. Fol. M. 40.
Diese Publication verdankt ihre Entstehung der Special-Ausstellung mittelalter-
liehen Hausraths, welche im Laufe des Winters tßgzlgg im k. k. Oesterr. Museum
stattfand. Das Programm dieser Ausstellung ist den Lesern der nMittheilungenu bekannt,