ebcnsn die Abhandlungen über den Hausrath im Mittelalter sowie über die genannte
Ausstellung selbst, welche J. v. Falke in den beiden letzten Jahrgängen unserer Zeit-
schrift veröffentlicht hat. Gleichzeitig sei auch auf den Katalog jener Ausstellung ver-
wiesen. Die 40 Tafeln unseres Werkes enthalten eine große Anzahl bis ietzt noch nicht
publicirter Mobel aus Privatbesitz und haben hiezu die reichhaltigen, kostbaren Samme
lungen einheimischer Kunstfreunde, diejenige des Fürsten Johann von und zu Liechten-
stein. des Grafen Hans Wilczek, der Herren E. Miller von Aichholz und Dr. A. Figdor
das wesentlichste beigetragen. ln vorzüglichen Lichtdrucken aus der photographischen
Kunstanstalt von J. Lowy in Wien sind die für die Publicatiori ausgewählten Mobeln in
einem Maßstabe wiedergegeben, der jedes Detail zur vollen Geltung bringt. Tische,
Bänke, Stühle verschiedenster Art, vom einfachen Faltstuhl bis zum reichverzierten
Ehrensitz, Schranke in mannigfaltigster Form, Bettgestelle, Kisten, Truhen, Cassetten etc.
bis zu einfaehstem Küchenhausrath bilden den reichen Inhalt, so dass diese Publication,
wie es in der Einleitung hervorgehoben ist, mit Recht sowohl als ein Werk der Be-
lehrung und des Studiums, als auch der Nachbildung für das Gewerbe zu betrachltleii iat.
-e.
l
Königliches Kunstgewerbe-Museum zu Dresden. Muster orientalischer
Gewebe und Druckstotfe. Herausgegeben von Professor E. Kumsc h.
40 Tafeln in unveränderlichein photographischen Drucke. Mit 212
Mustern. Dresden, Stengel 81 Markert, 1893. Fol. M. 70.
Wiederum ist es ein wichtiger und bedeutsamer Ausschnitt aus dem weiten Ge-
biete der Textilkunst, den uns auch diese neueste Publication des Dresdener Kunste
gewerbevMuseums aufhellt und unserer Kenntniss naher bringt. Orientalische Gewebe
haben doch in der Geschichte der modernen kunsigewerblichen Reform von allem An-
beginn eine Hauptrolle gespielt, und - was besonders zu vermerken -- dieselbe auch
dauernd festzuhalten gewusst, wahrend andere Stilrichtungen der wechselnden Mode
weichen mussten. Und was die damit parallel einhergehende kunatgeschichtliche For-
schung betriEt, ist dieselbe gerade gegenwärtig eifriger denn je am Werke, in die Ge-
heimnisse orientalischer Textilornamentik einzudringen, so dass auch unter diesem Hin-
blick die vorliegende Publication als eine eminent zeitgemäße bezeichnet werden muss.
Entgegen früheren Versuchen nach dieser Richtung, die vornehmlich auf mittelalterlich-
sarazenische Stoffe ihr Augenmerk gerichtet hatten, hat sich der Herausgeber auf Er-
zeugnisse der neueren Zeit beschrankt. Den künstlerisch und historisch hervorragendsten
Theil der Publication bilden die ersten I2 Tafeln mit Mustern von Seidenstolfen, die
aus der Türkenbeute vom EntsatzeLWiens im Jahre 1683 stammen und im Garde-Meuble
des kgl. sächsischen Hofes aufbewahrt werden. Einiges davon war schon auf der Wiener
"Teppich-Ausstellung im Jahre 1891 zu sehen gewesen und hatte damals in Fachkreisen
allenthalben den Wunsch rege gemacht, die ganze Serie publicirt zu sehen, welcher
Wunsch sich nun erfreulicherweise verwirklicht hat. Bemerltenswerthe Proben liegen
ferner vor von Scutari-Sammten und Itleinasiatischen Geweben überhaupt. Verhaltniss-
mäßig breiter Raum ist der indischen Seidenindustrie, und namentlich der halb und ganz
modernen gewidmet. Dass englische und deutsche Exportwaare nach Indien, selbstver-
standlich in orientalisirendem Geschmack, zur Abbildung gebracht wurden, dürfte auch
für manchen Beschiiuer von Nutzen sein. Ein bisher mit Unrecht vernachlässigtes Gebiet,
dasjenige der orientalischen Zeugdrucke, ist ebenfalls mit einer Reihe von Tafeln ver-
treten, wozu Persien, Türkei und Java das Hauptcontingent geliefert haben; auch
diesfalls macht sich neueatens englische Concurrenz bemerkbar, wie einige beigegebene
Muster lehren; hiezu waren belgische Drucke in javaniacher Batik-Manier zu erwlhnen,
die bereits seit längerer Zeit auf den Markt gekommen sind. Den Abschluss machen drei
Tafeln mit Proben von polnischen Gürteln. Rgl.
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Les tapisseries de Tournai. Les tapissiers et les hautelisseurs de cette
ville. Recherches et documents sur l'histoire, la fabrication et les pro-
duits des ateliers de Tournai par Eugene Soil. Tournai, Vasseur-
Delmee; Lille,'L. Quarre. 8". 460 S. M. 12.
v Tournai war nächst Arras die wichtigste Fabricationsstatte von Gobelins in Flandern
im 15. Jahrhundert. Obzwar französische Enclave, war sie schon durch ihre Lage mit
dem Absatz: ihrer Erzeugnisse nicht auf den französischen, sondern auf den burgundischen
Hof gev1'iesen,_det in der That die Geschicklichkeit der Doorniker Wandteppichwirker
ganz vornehmlich beschäftigte. Der Autor, dem wir bereits eine ganze Anzahl von Mono-