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Theilen zum Vortheil, dem Museum wahrte sie die praktische Bedeu-
tung, den Industriellen sicherte sie die Höhe und Vielseitigkeit ihrer
Kunstleistung. In gemeinsamem Wirken hat durch diese Verbindung die
- österreichische Kunstindustrie überall, wo sie unter Führung des Museums
und des Kunstgewerbe-Vereines erschienen ist, sich vollste Anerkennung
auf den Ausstellungen erworben, so noch in diesem Jahre in Genf; wo
es nicht geschehen, wie z. B. in Paris 1889, lag die Ursache darin, dass
alles dem Zufalle überlassen geblieben, und man sich den Unterschied
zwischen den einzelnen Leistungen nicht zusammenreimen konnte.
Auch diese Weihnachts-Ausstellung ist vom Kunstgewerbe-Verein
geleitet worden. Sachlich ist ihr von Vortheil gewesen, dass wiederum
ein Jahr Unterbrechung stattgefunden, wodurch neue Gegenstände sich
sammeln konnten ; andererseits aber sind viele Gegenstände noch in Chicago,
die sonst ihr zu gute gekommen wären. Man vermisst sie aber kaum
über der Güte dessen, was die alten, gewohnten Räume der Weihnachts-
ausstellung anfüllt. Selbstverständlich findet man auch die alten, wohl-
bekannten Namen wieder, welche immer dieser Ausstellung zur Zierde
und zur Anziehung gedient haben, neben ihnen aber auch viele andere,
die im Oesterr. Museum neue Erscheinungen sind. Und so gibt es auch
neben den alten Arten und Richtungen und Specialitäten manches in
seiner Art Neue, manches, das durch diese oder jene Besonderheit sich
Geltung verschafft oder durch seine Güte und Vollkommenheit vorragt_
Wohlbekanntes übergehend, wollen wir auf dieses Neue und Vorragende
besonders unsere Besprechung richten.
Wir gönnen den ersten Platz den Bronzen, nicht, weil wir die
feinen und praktischen Gegenstände der Firmen von Dziedzinki 8c Hanusch,
von HollenbacbRichter, von Lux u. a. ihre Höhe und Güte behaupten
sehen, sondern wegen der von Pönninger im Säulenhofe ausgestellten
Collection figlirlicher und ornamentaler Gegenstände. Diese Collection
der von Pönninger betriebenen, ehemals unter Fernkorns Leitung stehenden
kaiserlichen Erzgießerei ist nicht blos neu im Museum als Ausstellung,
sie ist auch neu nach ihrer Art, denn die Gegenstände sind auf dem
Wege der s. g. nverlornen Forme entstanden. Diese Art besteht
darin, dass über dem Wachsmodell die Form gebildet, dann das Wachs
herausgeschmolzen und an seine Stelle in die Höhlung, d. i. in die
Hohlform, das geschmolzene Erz eingelassen wird. Diese Art, in alten
Zeiten viel geübt, ist von dem modernen Erzguss nicht nur vernach-
lässigt, sondern so gut wie völlig aufgegeben worden. Sie bietet aber
den Vortheil, die nachfolgende Ciselirung entbehrlich zu machen, anderer-
seits gestattet sie eine Vollkommenheit, eine Feinheit und Freiheit im
Guss, eine Bewegung der Theile, welche erstaunlich ist bei dem spröden
Materiale und anders sich kaum erreichen lässt. Es haben daher in
neuester Zeit sich mehrfach Bildhauer und Erzgießer um die Wieder-
erweckung des Gusses mit verlorner Form bemüht. Die Technik war