sozusagen als dessen Todesjahr zu bezeichnen. Der dröhnende Schritt der
Napoleonischen Legionen hatte das zarte Lebewesen vernichtet, zur Illu-
strirung pompös inscenirter Staatsactionen hatte dessen nur zu fröhlicher
Heiterkeit bestimmte Kraft nie ausgereicht.
Und wenn der Vollständigkeit halber noch angeführt wird, dass den
Leistungen des Franzosen auf dem Gebiete der Tuschmanier in England
nur die Arbeiten von Gillray, Jakes und Pollard und weniger Anderer
nach den beliebten Sittenbildern Rowlandsons und Anderer gegenüber-
stehen, so sind wir am Schlusse unseres Themas angekommen.
Es sei nur noch erlaubt, die Ergebnisse unserer Betrachtung über
die Entwickelung des farbigen Stiches innerhalb 80 Jahren in einigen
Schlagworten zusammenzufassen: Als erste der einschlägigen Techniken
erschien das Le Blon'sche Verfahren mit dem Ueberdruck farbiger Schab-
kunstplatten. Le Blon und seine Schüler scheiterten an dem zu hohen
Ziele, das sie sich gesteckt hatten, wirkliche Oelgemälde zu imitiren, und
ihre Leistungen haben für uns heute nur historisches Interesse, zumeist
ohne auf Schönheit Anspruch zu erheben '). Die Erfolge der zweiten und
dritten Manier, der Crayon- und Punktirmanier, sind wesentlich der weisen
Mäßigung zuzuschreiben, mit der sich ihre Meister auf die Nachahmung
der geschumerten Rothstift- oder Pastellzeichnungen beschränkten. Die
höchste Stufe der Vollkommenheit, bei verhältnissmäßig raschester
Arbeit, erreichte jedoch die vierte, die Aquatinta- oder Tuschmanier,
besonders dort, wo sie sich trotz aller vorgeschrittenen technischen Hilfs-
mittel mit der Wiedergabe von Aquarellzeichnungen begnügte. "In der
Beschränkung zeigt sich erst der Meister-z, das hat sich auch hier wieder
trefflich bewährt und es braucht das Bestechende und Gewinnende der
getuschten Farbenstiche gar nicht weiter angepriesen zu werden, da deren
Ausstellung selber in beredtester Weise spricht. Bei den Feinschmeckern
unter den Kupferstichsammlern haben dieselben Blätter, welche eine Zeit
lang fast als Dlitenpapier verwendet wurden, schon längst wieder die
höchste Werthschätzung gefunden, sogar eine Werthschätzung, welche
mit ihren riesigen Summen die Grenze des Verntlnftigen weit über-
schreitet. Wenn bei den wahnsinnigen Preisen einzelner dieser Blätter
die Pikanterie ihrer Darstellungen gewiss keine kleine Rolle spielt, so
ist andererseits aber auch zu betonen, dass die farbigen Stiche mit ihren
zarten Rococofarben sich entschieden ganz ausgezeichnet in das Ensemble
von Tapeten, Fauteuils und Tischchen mit hundert feinen Nippsachen
der modernen Boudoirs und Salons einpassen, deren Stil ja heut-
zutage wieder mit dem Rococo bis zum Empire hinein coquettirt. Wenn
vielleicht mit Recht behauptet wurde, dass unsere modernste Gesellschaft
') Besonders dort, wo die Farbe ganz eingeschlagen ist. Bllner. welche von Alters
her gleich Oelgernllden gefirnissx wurden, können noch heute der Wirkung von eigent-
lichen Gemälden unstreitig ziemlich nahe stehen. Vergl. Prinz Georg von Hannover.