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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 9)

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der k. k. Kunststickereischule, von dem k. k. Spitzencurs und von der 
Kunststickerei-Abtheilung des Frauen-Erwerb-Vereines, welche vier Schulen 
ihren Sitz in Wien haben. 
Die in Verbindung mit dern Oesterr. Museum für Kunst und In- 
dustrie in Wien errichtete, nahezu 30 Jahre lang bestehende Kunstgewerbe- 
schule gehört zu den wenigen ähnlichen Anstalten, welche ihre Räume 
auch dem weiblichen Geschlechte zugänglich gemacht haben. Die aus- 
gestellten Obiecte stammen auch nur von Schülerinnen. Es sind kleinere 
und größere decorative Zeichnungen und Entwürfe für Wandtapeten, 
Teppiche, Stickereien, Spitzen, Stoffe, auch ausgeführte Emailarbeiten 
und Uebungen im Zeichnen und Malen von Blumen, im Copiren und 
Umarbeiten alter Originale. Alle Stücke zeigen eine schöne Composition, 
eine gute Vertheilung der einzelnen Gegenstände über den Raum, eine 
klare Form und eine strenge Schulung, die stets eine scharfe Umrisslinie 
verlangt, eine musterhafte Auswahl von Objecten. die eine geschmack- 
volle Farbenvertheilung und Farbengebung zeigen, und ein so verständiges 
Zeichnen, dass daraus schon jeder praktische Arbeiter lesen kann, in 
welcher Technik die Zeichnung ausgeführt werden muss, um die schönste 
Wirkung zu erzielen. 
Was eine solche Schule hervorbringen kann, wenn die Schülerinnen 
in die Praxis übergehen, zeigt eine kleine Anzahl von Emailgegenständen, 
von Vasen, Kästchen, Büchsen, Bonbonnieren, Medaillons u. s. w. , welche 
von den absolvirten Schülerinnen des Emaillir-Curses ausgeführt wurden. 
Es sind da alle Arten von Ernail vertreten, die es überhaupt gibt, Arten, 
die französischen Ursprungs sind, aber in Paris und Limoges noch nicht 
wieder gemacht werden, und alle von einer Leuchtkraft der Farbe, einer 
Reinheit der Zeichnung des Ornaments und einer Schönheit der Ge- 
sammtwirkung, dass man nur bedauert, die geringen Preise nicht an- 
geführt zu finden, für welche diese Perlen, die den feinsten Salon zieren 
würden, zu haben sind. 
Die k. k. Kunststickereischule in Wien, die in einem Zeitraum: von 
fünf Jahren eine fachliche Ausbildung in der Anfertigung aller Stickerei- 
lehrgänge gibt, hat von ihren Lehrgängen nur den der feinsten Weiß- 
stickerei ausgestellt, wo auf kleinem Raum eine Fülle von Zierstichen 
in geschmackvoller Gruppirung verwandt ist, wie sie die letzten drei 
Jahrhunderte an den Mustern der Weißstickereien zeigen. Weiter sind 
eine Anzahl von Gegenständen ausgestellt, welche von jenen Schülerinnen 
ausgeführt sind, die ihre Lehrgänge rascher vollendet haben als die 
übrigen und die Zeit bis zum Beginn des Unterrichtes in einem neuen 
Lehrgang durch die Mitwirkung an einer praktischen Arbeit ausfüllen. 
Nur so ist es zu verstehen, dass an dem Chormantel, dem Mittelstück 
der Ausstellung, mehrere Jahre lang gearbeitet worden ist. Dieser reich 
in Gold-, Silber- und Bildstickerei ausgeführte Gegenstand zeigt, wie die 
anderen in Weiß, Farbe oder Gold gestickten Objecte, eine peinlich genaue
	        
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