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der k. k. Kunststickereischule, von dem k. k. Spitzencurs und von der
Kunststickerei-Abtheilung des Frauen-Erwerb-Vereines, welche vier Schulen
ihren Sitz in Wien haben.
Die in Verbindung mit dern Oesterr. Museum für Kunst und In-
dustrie in Wien errichtete, nahezu 30 Jahre lang bestehende Kunstgewerbe-
schule gehört zu den wenigen ähnlichen Anstalten, welche ihre Räume
auch dem weiblichen Geschlechte zugänglich gemacht haben. Die aus-
gestellten Obiecte stammen auch nur von Schülerinnen. Es sind kleinere
und größere decorative Zeichnungen und Entwürfe für Wandtapeten,
Teppiche, Stickereien, Spitzen, Stoffe, auch ausgeführte Emailarbeiten
und Uebungen im Zeichnen und Malen von Blumen, im Copiren und
Umarbeiten alter Originale. Alle Stücke zeigen eine schöne Composition,
eine gute Vertheilung der einzelnen Gegenstände über den Raum, eine
klare Form und eine strenge Schulung, die stets eine scharfe Umrisslinie
verlangt, eine musterhafte Auswahl von Objecten. die eine geschmack-
volle Farbenvertheilung und Farbengebung zeigen, und ein so verständiges
Zeichnen, dass daraus schon jeder praktische Arbeiter lesen kann, in
welcher Technik die Zeichnung ausgeführt werden muss, um die schönste
Wirkung zu erzielen.
Was eine solche Schule hervorbringen kann, wenn die Schülerinnen
in die Praxis übergehen, zeigt eine kleine Anzahl von Emailgegenständen,
von Vasen, Kästchen, Büchsen, Bonbonnieren, Medaillons u. s. w. , welche
von den absolvirten Schülerinnen des Emaillir-Curses ausgeführt wurden.
Es sind da alle Arten von Ernail vertreten, die es überhaupt gibt, Arten,
die französischen Ursprungs sind, aber in Paris und Limoges noch nicht
wieder gemacht werden, und alle von einer Leuchtkraft der Farbe, einer
Reinheit der Zeichnung des Ornaments und einer Schönheit der Ge-
sammtwirkung, dass man nur bedauert, die geringen Preise nicht an-
geführt zu finden, für welche diese Perlen, die den feinsten Salon zieren
würden, zu haben sind.
Die k. k. Kunststickereischule in Wien, die in einem Zeitraum: von
fünf Jahren eine fachliche Ausbildung in der Anfertigung aller Stickerei-
lehrgänge gibt, hat von ihren Lehrgängen nur den der feinsten Weiß-
stickerei ausgestellt, wo auf kleinem Raum eine Fülle von Zierstichen
in geschmackvoller Gruppirung verwandt ist, wie sie die letzten drei
Jahrhunderte an den Mustern der Weißstickereien zeigen. Weiter sind
eine Anzahl von Gegenständen ausgestellt, welche von jenen Schülerinnen
ausgeführt sind, die ihre Lehrgänge rascher vollendet haben als die
übrigen und die Zeit bis zum Beginn des Unterrichtes in einem neuen
Lehrgang durch die Mitwirkung an einer praktischen Arbeit ausfüllen.
Nur so ist es zu verstehen, dass an dem Chormantel, dem Mittelstück
der Ausstellung, mehrere Jahre lang gearbeitet worden ist. Dieser reich
in Gold-, Silber- und Bildstickerei ausgeführte Gegenstand zeigt, wie die
anderen in Weiß, Farbe oder Gold gestickten Objecte, eine peinlich genaue