ß
kürzlich erschienenen Monographie Galland's Leben und seine Bedeutung
für die decorative Kunst unserer Zeit geschilderP). Er zeigt, welch'
ernstes Streben ihn von frühester Jugend bis in das späte Alter beseelte,
welchl harter Selbstzucht und scharfen Kritik er sich unterwarf und wie
er Alles, was ihn umgab, mit offenem Künstlerauge in. sich aufnahm.
Gewisse Kränkungen und Enttäuschungen blieben auch ihm nicht
erspart. Galland wurde nie populär und empfand es bitter genug. Weil
er nicht alljährlich im Salon ausstellte, kannte man ihn wenig, und selbst
seine durch die Tagesliteratur berühmt gewordenen Collegen sahen mit
Geringschätzung auf ihn herab. Da ihm Kunst mehr galt als Gunst
leuchtete ihm auch in den Tuilerien kein besonders freundlicher Stern,
wenngleich einige Stsatssufträge nicht ausblieben. Die bitterste Ent-
täuschung bereiteten ihrn aber seine Misserfolge an der Ecole des Beaux-
Arts, wohin er 1873 berufen wurde, um für die Elite der Schüler einen
höheren Curs über decorative Malerei zu halten. Galland ging mit Be-
geisterung an die Arbeit, denn es war von jeher ein lehrhafter Zug
in ihm. Leider war er aber zu wenig Pädagoge. Er entwickelte seine
Theorien vor jungen Leuten, die sie nicht zu schätzen wussten,
weil ihnen die Praxis abging, die jeder Theorie, soll sie Wurzel fassen,
vorangehen muss. Fehlte einerseits bei den Schülern die geistige
Reife, so fehlte anderseits bei seinen Amtsgenossen der gute Wille, ihn
zu unterstützen. In einseitigem Fachbetriebe befangen, hatten sie kein
Verständniss für den Werth seines Unterrichtes. Manche seiner Unter-
weisungen sind in Havard's Buch übergegangen, und hier werden reifere
Künstler seine Worte als feinen Niederschlag künstlerischer Weisheit
erkennen und gebührend schätzen.
Treffliche Bemerkungen über Tonwerthe der Hintergründe im Ver-
hältnis: zu den davon sich abhebenden Figuren, über die Axenstellung
decorativer Compositionen, über den Werth und Unwerth von Zufällig-
keiten bei derlei Arbeiten, über das Malen auf Goldgrund, über die Noth-
wendigkeit decorative Malereien anders wie Staffeleibilder zu behandeln
und über vieles Andere sind hier zu finden. Besonders bemerkenswerth
scheint uns folgende Beobachtung: Wenn mehrere Panneaux oder Bilder
für ein und denselben Raum auszuführen sind, bei denen sich Blumen
oder Früchte als Umrahrnung, Guirlande, Kranz, Bcuquet oder auf
sonstige Weise wiederholen, so empfiehlt es sich in jedem einzelnen Falle
nur eine einzige Gattung von Früchten oder Blumen zu verwenden.
Dieser Vorgang erleichtert nicht nur die Aufgabe in vielfacher Beziehung,
sondern ist auch in künstlerischer Hinsicht vorzuziehen; denn man
gewinnt für jedes einzelne Bild einen anderen charakteristischen Localton,
vermeidet die Monotonie und hat bei fortlaufenden Bilderserien das beste
Mittel. charakteristische Trennungen durchzuführen. Im umgekehrten
') Henry Hnard, Uoeuvre d: P.-V. Gnllund. Puris, Anc. Mais. Qumtin, 1895.