MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 10)

werbemuseen, sind eigentlich auch Institutionen, die "eine volksthümliche 
Wirksamkeit im Rahmen des Programme: dieser Anstalten erfüllen. Da 
erhalten Gewerbetreibende oder Industrielle thätigen Rath in besonderen 
Fällen des Geschäftsbetriebes und kommen selbst in die Lage, unter Auf- 
sicht und Leitung von Berufsorganen zeichnerisch, auch selbst ent- 
werfend thätig zu sein. Aber auch Personen beiderlei Geschlechtes, die 
eine eingehendere Ausbildung im Zeichnen suchen, ohne gerade damit 
ein Berufsziel zu verbinden, finden da willfährige Pflege ihrer Wünsche. 
Setzen wir nun Privatpersonen an Stelle dieser Berufskräfte, und wir 
hätten eine Volksakademie vor uns. 
Ich will damit nur zeigen, dass die Sache, die ich bespreche, und 
die von Vielen erwogen und als wünschenswerth hingestellt wird, leicht 
zu fundireu ist. Ich will Ihnen noch von einer derartigen Vereinigung 
auf Wiener Boden Bericht geben. Die Absolventen der Bauabtheilung 
der hiesigen Staatsgewerbeschule haben sich in einem Vereine wAkropolisl 
zusammengefunden, der eigentlich den Zweck hat, ihre fortschreitende 
Ausbildung in fachlicher und künstlerischer Hinsicht, nachdem sie bereits 
der Praxis dienstbar geworden sind, fortzusetzen, und zwar zu ihrem 
großen Nutzen. Die Anstalt leiht den Theilnehmern des Vereines nur 
den Versammlungssaal und stellt ihnen die Bibliothek sowie ihre groß- 
artig angelegte Vorbildersammlung, die heute bereits gegen 90.000 
Nummern zählt, zur Benützung frei. Dies ist aber für den Verein, der 
doch eigentlich auch nichts anderes als eine Volksakaclemie vorstellt, ein 
wesentlich förderndes Moment und zeigt, dass man derartigen Verbänden 
mit ganz geringen Unterstützungen wesentlichen Vorschub leisten kann. 
In offenen Zeichensälen geschulte Praktiker sind eigentlich die werk- 
thätigsten Pionniere für das Inslebentreten von Volksakademieu; denn 
ihnen kann es zukommen, Bemittelte auf die Gediegenheit kunstgewerb- 
licher Artikel unter Vorführung von Entwürfen oder unter Anbietung 
ausgeführter Objecte aufmerksam zu machen, sie für den Besitz solcher 
Dinge, denen reeller Kunstgehalt innewohnt, zu interessiren und durch 
Einflüsse ähnlicher Art überhaupt auf die Existenz von kunstgewerhlichen 
Werkstätten der Heimat, sowie auf die in ihnen thätigen Hände hin- 
zuweisen. Denn dies ist - so unglaublich es klingen mag - heute hier 
zu Lande noch nothwendig, trotzdem das Ausland sich schon nachdrück- 
lichst um den Stand unseres ohne Frage voranschreitenden industriellen 
und kunstgewerblichen Bildungswesens interessirt und mit Vorliebe aus- 
gebildete Kräfte in's Brot nimmt, die dann unfreiwillig der heimischen 
Arbeit Concurrenz machen und so manches Blatt aus dem eigenen 
Kranze pflücken. 
Mir will scheinen, dass durch volksthümlichen Zeichenunterricht die 
Classirung des Nachwuchses in Bezug auf die für das Individuum geeignete 
Berufsart leichter bewerkstelligt werden könnte. Jeder Schritt in dieser 
Richtung ist von hoher Wichtigkeit auch im gesammtstaatlichen Interesse.
	        
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