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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 10)

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Es würde sich in nicht zu ferner Zeit - und Decennien spielen da keine 
Rolle - ein in Rechnung zu ziehender Beurtheilungscoefficient 
für Anlage und Geschick des Kindes in der Bevölkerung selbst 
ergeben, wodurch später in manchen Fällen lästige Sorge von der Familie 
und viel Plage für Schule und Lehrer in Wegfall käme. So sehen wir, 
dass die Idee der Volksakademie mit der Gesellschaftswissenschaft 
in engster Verbindung steht, und von jedem Gesichtspunkte besehen 
bedeutenden Erwägungen und Folgerungen Raum gibt. Sie gehört zu 
den Tagesfragen. 
Die Angelegenheit kann aber noch, von anderer Seite besehen, 
zu bedeutungsvollen Erwägungen Veranlassung geben. Durch Vereini- 
gungen, denen wir die Bezeichnung Volksakademien beilegen, könnten 
Pflegestätten für Töchter und Söhne bürgerlicher Kreise geschaffen 
werden, die junge Leute aus der Vereinsamung, besonders in der Groß- 
stadt, befreien und in vielen Fällen vor Unheil schützen würden. Durch 
das Zusammenwirken mit Personen reiferen Alters bei Bethätigung im 
Zeichenunterrichte, bei Vorführung und Besprechung von Bildwerken 
und Entwürfen oder bei Vorträgen müssen sie gefördert werden, wie 
dies thatsächlich der Fall ist in dem Vereine der Kunstfreunde des öster- 
reichischen Touristenclubs, wo beispielsweise Beamte nach ihrem täg- 
lichen strengen Pllichtdienste noch Abends bis V99 Uhr dem Zeichen- 
geschäfte obliegen und diese Thiitigkeit als seelische Erquickung empfinden. 
Das ist ein Beispiel von dem unleugbaren Werthe der Volksakademie. 
Unterstützen wir darum den Gedanken der Volksakademie, danken 
wir vor Allem den Männern, welche die Idee in den Wiener Volksboden 
gepflanzt und sie seit einem Decennium in opfervoller und uneigen- 
nütziger Art gepflegt haben. 
Die Beweggründe, die der Idee der Etablirung von Volksaka- 
demien Vorschub leisten, sind in ihren letzten Ursachen bereits als wir- 
kungsfähige Kräfte erkannt, denen der gehörige Spielraum zugesprochen 
werden soll. Beweis dessen das Handbuch der Kunstpflege in Oester- 
reich, im Auftrage des Unterrichtstninisteriums herausgegeben. Da heißt 
es im Vorworte: 
nDie stetig wachsende Bedeutung der Kunstpflege für das ölTent- 
liche Leben, sowie für die wirthschaftlichen Interessen des Staates haben 
es wünschenswerth erscheinen lassen, eine Zusammenstellung aller den 
Interessen der Kunstpflege im weitesten Sinne dienenden Anstalten, 
Sammlungen und Vereinigungen zu versuchen". 
Der Eintheilungsgrund für diese Zusammenstellung ergab sich durch 
die Verzeichnung aller hierher gehörigen Lehranstalten, der Aufführung 
der Sammlungen und schließlich der Narnhaftmachung der kunstpflegen- 
den Vereine, Gesellschaften und Personen. Aus dem Angeführten dürfte 
wohl geholft werden, dass die hohe Unterrichtsverwaltung, die Landes-. 
und- Gemeindeverwaltungen, Bestrebungen mit Theilnahme entgegen- 
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