mente, die einigend wirken, hohe Potenzen der Volkserziehung, sowie
der Volkszuversicht.
Dies führt mich hinüber zum zweiten Punkte meiner Ausführungen,
zu derjenigen localen Institution, die sich so eigenartig und vielverheißend,
nach Anlage und Durchführung so originell gibt, wie kaum eine zweite
Bethätigung des gesunden, localen Volksgeistest Ich meine die Wiener
Volksakademie! Das Wort wird ungewohnt klingen, und so er-
wächst mir die Pflicht, hierüber eingehend zu referiren. Im Anklange
an einen Vortrag über modernes technisches Zeichnen gliedert sich die
glückliche moderne Idee der Etablirung von Volksakademien wie von
selbst gegeben an. Sie ist in der That der Förderung würdig und des
Opfers werth, das Jeder bringen kann; sie heischt nur das hingebende
Interesse für einen neu auftretenden, als gut erkannten Gedanken.
Die Kunstfreunde im österreichischen Touristenclub waren es, die
sich zu einer Vereinigung zusammenschaarten, welche sich die Pflege künst-
lerischer Bethätigung behufs Erweckung edler Lebensgenüsse zum Zweck
setzte. Die Theilnehmer, wahre Freunde der Natur, ziehen unter Führung
ihres Meisters hinaus in die herrliche Umgebung ihrer Vaterstadt, entladen
dort Geist und Gemüth von den Schlacken abstumpfender Tagesarbeit, um
sodann zu dem Griffel zu greifen und Manches, das ihnen im Anblicke als
schön und in der Erinnerung als besitzeswürdig erscheint, im leicht ent-
worfenen Bilde festzuhalten. Ein derartiges Beginnen muss in unserer
Zeit, in welcher der Materialismus überwuchernd emporkam, als ein
wahrhaftig befreiendes erscheinen; es weist aber auch auf die That-
sache hin, dass feiner gestimmte Gemüther und Männer mit warm emfin-
denden Herzen selbst in der Weltstadt mit allen in ihr gebotenen Kunst-
Veranstaltungen nicht ganz der Befriedigung des aus angeborenem Drange
sich bethätigenden Kunstempfindens theilhaftig werden können.
Wo und wie könnte diese Befriedigung auch leicht verschafft werden?
Die Schaufenster der Kunsthandlungen erweisen sich zu einer auch nur
annähernden Stillung des idealen Kunsthungers schon wegen des Straßen-
lärmes, der Sammlung und beschauliches Empfinden ausschließt, als
nicht ausreichend. Die Hallen der großen Kunst sind heute nur für
Bemitteltere zugänglich. Wie lebendig aber im Volke der Trieb,
seine Alltagsstirnmung im Reiche der Kunst zu klären, wie groß seine
Empfänglichkeit für das Schöne ist, beweisen am besten die zahlreichen
Besucher, welche an den Eintrittstagen die Räume des kunsthistorischen
Hofmuseurns füllen.
Darum sollten auch die Hallen, in denen die Arbeiten unserer
modernen Künstler zur Ansicht ausgestellt ist, dem Volksstrome breit
geöffnet werden, und es sollte die Zeit kommen, wo die Künstler durch
den flotten Absatz ihrer Arbeiten nicht nur genügenden, vielmehr ver-
schwenderischen Lohn empfangen sollten. Jedenfalls aber sollten Ver-
anstaltungen existiren, durch welche Jedermann verständnissvolle Beleh-