bezeichnend ist das allerlei kleine Zierat, welches die schuppen- und
fächerartigen Gebilde ausfüllt. Dasselbe besteht hier und bei einer ganzen
Reihe von Arbeiten des 18. Jahrhunderts nebst Ranken aus kleinen
Scenen, Landschaften, Häuschen, und wird schließlich recht unorganisch
zur Bedeckung einzelner Rippen verwendet.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts nimmt das Ornament krause
und rocailleartige Formen an, deren nahe Verwandtschaft mit den in der
gleichzeitigen Architektur und Bildnerei Schlesiens auftauchenden Motiven
nicht in Abrede gestellt werden kann. Eine Anzahl von Grabdenkmälern
am Kirchhofe zu Warmbrunn selbst") weist dieselbe Ornamentik und
dieselben etwas gedrungenen Figuren auf, wie sie bei Glasarbeiten vor!
kommen. Die Ornamentik der letzteren besteht aus Blattwerk mit ge-
kräuselten Blattenden, flossen- und hahnenksmmartigen Ansätzen und
stereotyp gruppirten Früchten. (Vgl. Fig. 5-7 der Beilage und Fig. 44.
bei Czibak, S. 144.)
Nebenher bemerken wir aber an den bereits als derb und sozusagen
archaistisch bezeichneten Gefäßformen eine Decorationsweise, welche ins-
besondere in dem figuralen Theile (Putten, Genien, Bambus-Darstellungen)
fast roh behandelt wird und einen Gegensatz zu den feineren Arbeiten
bildet. Man wird gewöhnlich verführt, diese Erzeugnisse, welche wohl bei
der einheimischen, an Traditionen festhaltenden Bevölkerung beliebt waren,
für älter zu halten als sie sind, indem sie manchmal bereits an der
Grenze des 18. Jahrhunderts stehen. Bei Arbeiten dieser Art kommt ab
und zu noch der tiefe Schnitt zur Anwendung, während sonst der Decor
recht seicht ist. Ein Umstand, welcher meines Wissens nur bei schlesischen
Arbeiten vorkommt, zeigt besonders vom Verfalle der Glasschncidekunst.
Es werden nämlich die Tiefen und Schatten durch verschiedene Strich-
lagen, wie sie bei der Bearbeitung der Kupferstichplatte üblich waren,
angedeutet - man verlässt den Charakter der Schleiferei und Schneiderei
und wendet die Mittel des Kupferstiches an. So geht gegen den Schluss
des 18. Jahrhunderts auch der Ruhm des schlesischen Glases zur Neige.
Das böhmische geschliffene Glas ist schon früher in Verfall gerathen
und die Verhältnisse waren hier sogar nachtheiliger als dort. aber es
wurde wenigstens die alte Technik bewahrt, welche mit der Zeit unter
günstigeren Umständen zur Grundlage neuen Aufschwunges diente.
1') Grabmal dar Frau Anna Regina Ludwigin (1- 1755), mit Darstellung der drei
Cnrdinlltugenden; Grabmal des Pnstors Christoph Sommer (1- 1759), des H. Georg Frie-
drich Treull: (f 1716), und das Richterkche Grabmal.