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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 75)

Buchbesprechungen 
r. t-t dcarand oiiislur. .,iarg Lederer, aiii 
Allgü rBtidichnitzcrdarsaittgatik". wark- 
katalag. bearbeitet von Theodor 
Müller und Alfred Schädler. varlag 
tur Heimatpflege. KemptenlAllgäu. 
DM 29.50. 
Die Kunst ds ersten Drittels des 16. Jahr- 
hunderts. der leidenschaftlichen und erregten 
Zeit der Reformation und der Bauernkriege. 
ist in den letzten Jahren besonders in das 
Blickfeld der Kunstgeschichte gekommen. Sie 
erweist sich immer mehr als ein Höhepunkt 
der deutschen Kunst. Zugleich ist sie 
für lange Zeit aber auch ein Endpunkt 
der Altarbaukunst und religiösen Plastik. die 
nach diesem großartigen Höhepunkt in den 
Reformatioriswirren erlischt und erst um 1600 
neu belebt wird. An diesem Punkte steht als 
bedeutendster vartratar obarschwabans Jörg 
Lederer gleichbedeutend wia sein nach 
monumentalerer und bayerisch-vitaterer Zeit- 
genosse Hans Lainbergcr. 
Die vorliegende Monographie schließt daher 
eine wichtige Lücke im Schrifttum zur 
Geschichte der deutschen Plastik. Es ist er- 
freulich. daß dies in einer besonders kon- 
zentrierten und knappen oarstaitung der 
wissenschaftlichen Tatsachen gaschiaht. tm 
ersten Teil stellt P. Hildebrand Dussler an 
Hand der Archivalien alle Nachrichten und 
Dokumente zu Lederers Leben dar. Im 
Vorwort zum zweiten Teil schildert Th. Müller 
in einem knappen und inhaltsraichan Essay 
Lederers Bedeutung und Stellung in der 
Geschichte der spätgatischen Plastik. Daran 
schließt als Hauptteil der von Th. Müller 
und A. Schadler erstellte kritische Werk- 
katatog. Im Abbildungsteil folgen mehr als 
a0 ganzseitige schwarzwaintaraln. Als ain- 
ziger Mangel werden die unplastisch ge- 
blitzten Farbtafeln und die Idee. Plastik als 
ausgeschnitten: Silhouette freigestellt im 
Textteil abzubilden. empfunden. Diese 
kleinen herstellungstechnischen Mängel ver- 
mögen jedoch die Bedeutung und den Wert 
der Publikation nicht zu mindern. 
K. Rossacher 
 
Erich Widder. Zeichen des HE . Kirchen- 
kunit der Gegenwart In Österreich. Ober- 
ästerreichisclier Landesverlag. Linz: 
6 Farbtafeln. 110 Abb. 7 96 Seiten 
Text. S 276. -. 
Der Titel des Werkes scheint an zwei Buch- 
titel anzuschließen. die aus den zwanziger 
iahran. der Anfangszeit dar liturgischan 
Erneuerung. stammen: Romano Guardinis 
"Von heiligen Zeichen" und Das Jahr des 
t-leits" von Pius Parsch. Dami ist auch auf 
jene bzwei Strömungen verwiesen. die die 
prinzipiellen Voraussetzungen für die re- 
llgtöse Kunst dar letzten rund vierzig lahra 
schufen: dia Jugendbewegung und die 
liturgische Bewegung. Beide standen mit- 
ainandar in engster Wechselbeziehung und 
bawirktan aus ihrar existentiellen Ziel- 
richtung. aus ihrem Bemühen um eine neue 
Lebenshallurig. dal) auch der weite Bereich 
aller dem Kult dienenden künstlerischen 
Leistungen. alias Gegenständliche. Bau. Bild- 
werk und Altargerät. auf der Grundlage 
der beiden Wahlsprüche: ..Ornnia instaurare 
in Christa" und ..Sentire cum ecclesia" neu 
überdacht wurde. Die Folge dessen war 
und ist jene tiefgreifende und umfassende 
Veränderung. welche die Kirchenkunst seit- 
her erfahren hat und worin die Neubesin- 
nung auf die zumal für den Kirchenbau 
maßgebenden Tatsachan. Opfer und Ge- 
meinde. Sakrameriterispendung und Ver- 
kündigung. ihren formalen Ausdruck ge- 
funden hat. - Neben diesen geistesgeschicht- 
ltchen Grundlagen schildert der Autor in 
dem als Weg bezeichneten 1. Kapitel die 
künstlerische Entwicklung. an deren Anfang 
ar das Werk Otto wagnars stellt. um sie dann 
an Hand der bahnbrechenden Bauten von 
Peter Bahrans. Clarnans Holzmeister. Do- 
minikus Böhm. Rudolf Schwarz und Robert 
Kramreiter. also der Generation der Weg- 
bereiter. bis in dia unmittelbare Gegenwart 
zu verfolgen. Hier ist der Hinweis auf die 
große Bedeutung der Schweizer Kirchen- 
archltekten. allen voran Hermann Baur. 
wichtig. dia den in Deutschland und Oster- 
reich eingeschlagenen wag fortsetzten. als 
während das Kriagas und arn Höhepunkt der 
nationalsozialistischen Herrschaft in den bei- 
den Ländern der Kirchenbau stockte. An 
diasan Abschnitt schließen sich zwei Kapitel 
..Bau" und ..Bild". iri denen dia große 
Aufgabe des Gotteshauses und des Einzel- 
kurtstwerkes. aber auch die Problematik 
behandelt werden. wie sie die heutige künst- 
lerische Ausdrucksweise. die neuartigen tech- 
nischen Möglichkeiten und Materialien her- 
vorrufen. ltt dem folgenden, 67 Seiten um- 
fassenden. also umfangreichsten Teil des 
Buchas hat der Verfasser gelegentlich recht 
ausführliche Erklärungen zu den Abbildungen 
zusammengestellt. Dabei werden die dan 
ainzainan Aurtrdgan zugrunde liegenden 
konkreten Forderungen, ' lokalen Be- 
sonderheiten sowie dia ralig sa und künst. 
lerische Interpretation der einzelnen Werke 
dargelegt. Hier und in dem Abbildungsteil, 
dar_in Entsprechung zu den Einleitungs- 
kaplteln "Bau" und ..Bild" in die Abschnitte 
"Bau undl Bezirk". "Raum und Altar". 
"Taufe. Beichte und Verkündigung". .Ma- 
lerel". "Plastik". "Gerät und Gewand" 
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unterteilt ist. werden ausgewählte Werke 
gegenwärtiger religiöser Kunst in ostarraich 
vorgeführt. wobei dia jüngeren Künstler 
unseres Landes sich als die Nachfolger der 
in der Einleitung aufgezählten Prapagatoren 
ausweisen. 7 Ob es nicht möglich gewesen 
wäre. dari Ubarblick mit mehr Beispielen 
aus den verschiedenen Phasen neuerer 
Kirchenarchitektur zu belegen. um den 
schrittweisen Gang der Entwicklung deut- 
tlcher zu machenl So. wie die Bildwahl 
getroffen wurde. wirkt sie etwas willkürlich. 
Um so mehr vermißt man daher Verzelch. 
nisse. in denen nach Orten und nach dem 
Erbauungsjahr geordnet die wichtigsten 
Sakralbauten in Österreich seit dan frühen 
zwanzigar iahran zusarninangataiit sind (z. B. 
seit Clemens Holzmeisters Kirche in Batschuns. 
1913). Auch fehlt ein Register der namhaften 
Architekten mit Daten und kurzen Angaben 
ihrer Werke. Derartige Behelfe und In- 
formationen. die Tatsachen und sachliche 
Mitteilungen beinhalten. erhöhen den Wert 
eines Buches beachtlich und machen es für 
den Interessenten und Fachmann zu einem 
vielseitig verwendbaren Nachschlagewerk. 
was aigantlich angestrebt wardan sollte. 
Die Gelegenheit. ein Werk wie das vor. 
liegende herauszubringen. müßte so intensiv 
als möglich genützt wardan. da sia sich nicht 
so bald wiederholen wird. 7 Bei der Be- 
urteilung der abgebildeten Werke mulJ 
man sich darüber klar sein. da!) nicht erst 
hauta neue waga beschritten werden. son- 
dern dcill jede Epoche. die sich stilistisch von 
der ihr vorangehenden Zeit unterschieden 
wissen wollte. niit Batanung auf ihr Anders- 
sein. auf ihren neuen Weg hinwies. Diese 
grundsätzlich positive Einstellung zum Phä- 
nomen des neuen Weges muß unbedingt vom 
Betrachter eingenommen werden. Von die- 
sem Ausgangspunkt her hal er den Nach- 
vollzug zu leisten und zu prüfen. ab die 
Bewältigung des gestellten Themas restlos 
gelang; im wahren Sinne. ob nicht ein Rest 
bleibt. der unbewältigt blieb und darum 
stört. Die Bewährungsprobe wird darin 
bestehen. ob sich beim Anschauen. bei Ver- 
senkung die notwendigen meditativen As- 
soziationen und das Ergriffensein einstellen 
oder ob dies nur unvollkommen erreicht 
wird. Hier bleibt freilich auch ein letzter 
Raum für das aus persönlicher Kunsterfah- 
rung und ästhetischem Empfinden resultie- 
rende subjektive Urteil. - Beim Lesen der 
Begleittexte stellt sich gelegentlich die Be- 
obachtung ein. dafl zwischen den geistvallcn 
und mit Texten aus der Heiligen Schrift 
belegten Erläuterungen und der künst- 
lerischen Verwirklichung des Themas eine 
Kluft besteht. Der Grund dafür scheint mir 
zu sein. dalJ die kritische Beurteilung der 
formalen Mittel. ihres richtigen Einsatzß. 
ihrer Qualität und des Grades ihrar Be- 
  
 
herrschung zugunstan einer einseiti Irl- 
tellektuellen Analyse vernachl" t wird. ia 
diese galagantlich sogar das argawicht 
hat. - Eine weitere Schwierigkeit ergibt 
sich aus darn hautigan Bestreben vieler 
Künstler. anstelle alter Symbole neue Zeichen 
zu setzen oder mit der herkömmlichen 
lkonographie zu brechen. Vielfach ist hier 
der Zugang für das Verständnis ohne Kom- 
mentar schwierig und gelingt auch dann 
nicht völlig. Immer noch stehen wir da erst 
am Anfang einer Entwicklung. - Wenn man 
bedenkt. daß die liturgische Bewegung im 
deutschsprachigen Raum von Klosterneuburg. 
von Österreich. ihren Ausgang genommen 
hat und in Erwägung ziehl. wie viele geisti- 
gen und künstlerischen Verbindu ' 
schert österreichischen und ausl" "schen. 
zumal deutschen Persönlichkeiten bestanden 
haben. dann ist die Ernte. die dieses Buch 
zeigt. gering. Immerhin kann unser Land 
auf Werke von so überzeugender Qualität 
wie die Pfarrkirchen zum Heiligen Blut in 
Parsch (Arbeitsgruppe 4) und st. Martin in 
Traun bei Linz (F. Zachhuber) sowie die 
Autobahnkirche (J. Krawina und W. Schmut- 
zer) und auf Schöpfungen van fraglos 
europäischem Rang wie Herbert Boeckls 
Frsken in dar Engelskopelle in sackau. 
die Standorten von Ernst Fuchs und die 
Glasfenster Margaret Bilgers hinweisen. i 
Erich Widders Unternehmen. annähernd 
20 Jahre nach Kriegsende eine Zusammen- 
stellung von ihm prominent erscheinenden 
Beispielen kirchlichar Kunst in Österreich zu 
geben. worunter mit der Pfarrkirche Sankt 
Tharasia in Linz (Rudolf Schwarz) das groß- 
artige Werk eines Ausländers hervorragt. 
ist höchst begrüßenswert. Vor allem sei es 
auch wegen seines historischen Uberblickcs. 
wegen sainar theologischen. liturgischen und 
künstlerischen Kommentare allen kirchlichen 
Bauherren und Behörden dringendst empfah- 
len. um Verständnis zu wecken und zur Nach- 
ahmung anzuregen. damit die Gefcthr des 
Provinzialismus abgewehrt und die Kirchen- 
kunst in Österreich einen Aufschwung 
nehme. 
 
Franz Windisch-Graetz 
rrcd Hennings. RingstraBon-Syrnphurt 
1.Satz 1557-1870. Es ist mein wilia. 
72 Seiten. 74 Abbildungen. 2. satz 
1870-1884. Es war sehr schon. es 
hat Mich sehr gefreut. 80 Seiten. 
S7 Abbildungen. 3. Satz 1834-1899. 
Mir bleibt nichts erspart. 80 Sei- 
ten. 69 Abbildungen. 1 Karte. Pro 
Band 568.-. 
Kaina stilistische Epoche hat dani Stadtbild 
wians so sahr ihran Stempel aufgedrückt. 
wia dia Periode das Historismus der zwaitan 
Hdirta das 19. tahrhundarts. Der Anbruch 
das Maschinenzeitallers und dia industrialla 
Revolution hatten auf atlan Lebensgebteten 
tiefgreifende Veränderungen gebracht. oiasa 
rnußtan sich notwendigerweisein dar Haupt- 
stadt mit ihrar stets zunehmenden Bevöl- 
kerung. ihren zahlraichari wirtschaftlichen 
Unternehmungen und gewerblichen Betrie- 
ben besonders stark auswirken. Die moderne 
Großstadt entstand. Daß Fred Hennings uns 
in seinen drai Bänden diesen stadtabaultch. 
kutturgaschichttich und künstlerisch bedeut- 
sarrian und rasziniarandan Prazeß schildart. 
ist verdienstvoll und iahrraich zuglaich. Man 
kommt nämlich dabei zu dar Folgerung. ja 
sie drängt sich einem als Forderung auf. 
daß as nicht länger angehen kann. die bil- 
dende Kunst. zumal dia Architektur und dia 
ihr dienenden Kunstgattungan (Innendekora- 
tian. Ausstattung) jenes zaitaliars van dar 
wissenschaftlichen Bearbeitung ouszuklam- 
mern. einfach zu überspringen. wait nian 
darn Schlagwort und dar vorgefaßten Mei- 
nung huldigt. die Jahrzehnte zwischan Var- 
rnarz (Spätbiedermeier) und Jugendstil seien 
als Dekadenz und Fehlentwicklung in Bausch 
und Bogen abzulehnen. Es ist an dar Zeit. 
dia bildende Kunst jener Epoche, dar man 
aiir andaran künstlerischen. auf wissenschaft- 
lichert und technischen Gebieten hervor- 
ragende Leistungen zubilligt. nun aus dar 
inzwischen gewonnenen Distanz rriit obiak- 
tiv at und varstandnis einer eingehenden 
wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen. 
Dali das Ergebnis eine volle Rehabilitierung 
sain wird. dafür sind alla Voraussetzungen 
gegeben. l _ b 
l-lannings langjährige Beschäfttgung rnit 
Wiens Topographie und Lokalgeschichte 
hatte zunächst in kulturhistorischen Vor- 
trägen an dar urania ihren Niederschlag 
gefunden. daran Auditorium aina siats 
wachsende Gemeinde bildete. Eigentlich lag 
as nahe. daii eine Verlagsleitung sich dieses 
wertvolle Material zunutze machte. um es 
einem noch weiteren lrttersserttertkreis in 
Buchform zur Verfügung zu stellen. Der 
große Erfolg. der Hennings beschieden war. 
wenn er mit der kultivierten Vortrags- und 
Sprachkunst des Burgtheatermitglieds seine 
Zuhörer zu fesseln verstand. blieb auch dem 
Buchautor Fred Hennings treu. da die 
Ringstraßen-Symphonie lange Zeit einen 
führenden Platz auf der Wiener Bestseller- 
liste einnahm. Was die Lektüre dieses Buches 
so aufschtußreich und anregend macht. ist 
dia umfassende Darstellungsweise das grarian 
Ereignisses der Stadterweilerung. Wie in 
einem Hohlspiegel versteht es der Verfasser. 
das vielgestaltige Bild dieses halben iahr- 
hunderts auf den rund ZOO Textseiten der 
drei Bände zusammenzufasen. Die Schlei- 
fung dar alten Basteiert und die Anlaga einer 
Prachtstrallte. die nicht nur die Bedeutung 
der kaiserlichen Haupt- und Residenzstodl. 
sondern auch das ganzan vielgliedrtgen 
habsburgischen Reiches repräsentieren sollte. 
war ein so gewaltiges Vorhaben. daß es 
durch tausend Fäden mit der Politik und 
Wirtschaft. der Gesellschaft mit ihren 
differenzierten Schichtungen und schließlich 
dem großen Gebiet der Künste mit ihran 
vielen Spielarten auf das engste verbunden 
war. Hennings versteht es. die wichtigsten 
Repräsentanten altar dieser sozialen Grup- 
pierungen an uns vorüberziehen zu lassan 
und sie zu charakterisieren. Bei einigen. 
deren Wirken nicht nur für das Werden der 
Ringstraße. sondern auch iitr das Wien jener 
Jahre einflufJreich war. verhält er länger 
und macht uns näher mit ihnen bekannt. 
Wie ein Leitmotiv steht zu Beginn der ersten 
der in drei Sätzen komponierten Symphonie 
die Persönlichkeit des Kaisers Franz Joseph. 
Dieses Thema durchzieht als roter Faden 
die Darstellung des Geschehens und steht 
nochmals in alter Eindringlichkeit im Finale 
als die von Tragik überschattete Gestalt des 
Kaisers vor uns. Um diese zentrale Figur 
gruppieren sich Staats- und Kommunal- 
politiker. Bürgermeister. Parteigrößen. pro- 
minente Mitglieder der Dynastie. des Adels. 
der Hochfinanz. der tntelligenz und Künstler. 
unter denen Hans Makart und Johann Slrauli 
besonders hervorgehoben werden. da sie 
ihre Zeit durch ihre Kunst entscheidend zu 
prägen vermochten. Gerade das Erfassen 
dieser Vielzahl von Persönlichkeiten. Charak- 
teren und ihran Leistungen. gewürzt durch 
das eng damit zusammenhängende Anek- 
dotische. macht den großen Reiz. noch mehr 
aber den hohen historischen Wert dieses 
Buches aus. das bei aller Genauigkeit im 
einzelnen doch jedes enge Spezialistentum 
vermeidet. Zu dem kommt noch hinzu. daß 
die vartragswaisa dieser Symphonie die 
schulmcisterlich-kathederhafte Diktion ver- 
meidet und dafür in Wortwahl und Ausdruck 
den Charme des wienerischen tdioms mit- 
spielen läßl. 
Franz WindischzGraetz 
 
Erich Meyer-He . Der Nürnberger Glas- 
lchnitt des 17. Jah underts. Verlag N ü rn- 
berger Presse. 196:. Mit 170 Ab- 
bildungen. 
Folgende Nürnberger Glasschneider des 
17. Jahrhunderts werden ihrem Oeuvre arit- 
spi-achahd rnahr oder weniger ausführlich 
behandelt: Georg Schwanhardt d.A.. Hein- 
rich Schwanhardt. Hermann Schwinger. 
Hans Wolfgang Schmidt. Paulus Eder. Georg 
Friedrich Killinger. Christoph Dorsch. Adam 
Renneisen. 
Am meistert befriedigen naturgemäß die 
Kapitel über jene Glasschneider. die ihre 
Arbeiten häufig signiert haben: Schwinger. 
Killinger: sowie das Kapitel über den meister- 
lichen Heinrich Schwanhardt. der zwar 
keine seiner (erhaltenen) Arbeiten signierte. 
dessen künstlerische Persönlichkeit aber 
durch einen archivalisch gesicherten Pokal 
sowie durch die Mitteilungen seiner Bio- 
graphen fest urnrissan ist. Nicht ganz über- 
zeugend sind dia Zuschreibungen an Georg 
Schwanhardt d. A.. hier gruppiert der Autor 
uni vier signierte stucka vierzig weitere 
(abgebildete) Glasschnittarbeitert. Dali es um 
die Einhaltung eines kaiserlichen Privilegs 
nicht sehr strang bsstallt gewesen sein mag. 
ist dem Autor zwar bewußt. aber bei den 
Zuweisungen an Georg Schwanhardt d. A. 
mag er diese Erkenntnis gelegentlich ver- 
gessen haben. 
Trotzdem ist aber das Buch ein Vergnügen 
für jeden Glasllebhaber. sowohl seines 
Textes als auch seiner guten Abbildungen 
wegen. 
lgnaz Schlosser 
Albert Birkll. Farbfenster. Mit einer Ein- 
führung von Egon tlieble. Verlag Ernst 
Kaufmann. LahrISchwarzwald 1963. 
Mit 18 z.T. farbigen Abbildungen. 
Dia Bilder. Glasgemälde und Entwürfe zu 
clasgarnaidan religiösen inhatts sprechen 
eine klare. allen verständliche Sprache voll 
schrnarz und Größe. warurn rnußta diese 
Sprache durch einen begleitenden Text 
unverständlich gemacht werden? Nur ein 
Beispiel: ..Die unwahrscheinlich wissende 
Kraft der Augen. die Birkles Gestalten 
eignen. macht das Versichtbarende dieser 
Kunst. aber auch die Tragik und Problematik 
des Versichtbarens evident." 
lgnaz Schlosser 
Budan. Ostarrsictiisclta zaitsctiritt für Kultur. 
Politik und wirticiiatt dar islarniictiaii Länder. 
Hrsg. v. d. Hammer-Purgstall-Gesell- 
schaft wian. Heft 4119a3e1l19e4. 
Dieses Doppel lt ist eine Jubiläumspubllka- 
tion zum fünfjährigen Bestand dar verdienten 
Gesellschaft, die die große Tradition der 
österreichischen oriantaiistik untar den 
Auspizien dar gegebenen Umstände weiter- 
tuhrt. Aufgabe des gut und rnadarn aus- 
gestatteten Heftes ist es, dan Standbder 
österreichischen Orientforschung aufzuzeigen. 
Viele Autoren barichtan in diesem Sinn. wo 
die Forschung in Österreich heute h" t. 
was sie errungen hat. worum sie bemüht ist. 
Die Beiträge umfassen Linguistisches. Tur- 
kologie und lranistik. Agyptologle. einen 
Bericht über dia dritte Grabungskampagne 
dar Öslerr. Archäologischen Expedition in 
Agyptisch-Nubien. eine Abhandlung über 
die Kundschafter zur Zeit der zweiten Wiener 
Türkenbelagerung. Berichte über Österreichs 
Wirtschaftsbeziehungen zum Orient heute. 
über ein Seminar "Probleme der modernen 
Türkei". über Forschungen in Belutschistan. 
über die Ausgrabungen in Ephesus. iibar 
südarabische Denkmäler in Wien. über die 
islamischen Objekte irn Kunsthistorischen 
Museum. über Sammlungen orientalischer 
Münzen in Wien und schließlich über dia 
einschlägigen Sammlungsbestände der Ostarr. 
Nationalbibliothek und der Waffensammlung 
in der Neuen Burg. 
 
Köller 
Kaina Angst vor Kunstgeschichte. Eine Stil- 
kunda dar deutschen Architektur und itirar 
Vorbilder von Dr. A. Wagner. Verlag 
Karl Thiemig KG. Munchan. 4'. l.n. 
Diasas wohlausgestattete. repräsentative Buch 
wendet sich ähnlich wia dia in den Vorjahren 
erschienenen Publikationen dar Verfasserin 
an ein unverbildetes. naives Publikum. das 
mit den allaralarnantarstan Grundlagen dar 
Architektur von der altchristiichan Zeit bis 
in dia Gegenwart vertraut gemacht werden 
soll. Selbstverständlich ist hier die Form der 
Bilderfibel die einzig mögliche. ähnlich wia 
bei einer ..Biblia pauperum" erfolgt dia 
Unterweisung vorwiegend durch die An- 
schauung. dia hier noch durch raichlich 
eingestreute Grundrisse. Tabellen niit Ver- 
giaichsrnatariai und knappen. gut formulier- 
tan Verbindungstexten ergänzt wird. 
Es war eine glückliche Idee der Verfasserin. 
sich zwar auf dia Baukunst des deutschen 
Kulturbereiches zu beschränken. aber diasan 
Komplex nicht aus dar Gesamtentwicklung 
herauszuschneiden. Anfänger in kultur- 
geschichtlichen Disziplinen naigan von Natur 
aus zum Chauvinismus; Dr. wagnar ver- 
mittelt ihnen vor altern dia Erkenntnis. daß 
eben auch deutsche Kunst europäische Kunst 
ist. 
interessant ist auch dia Systematik. fVtll der 
dia Arbeit aufgebaut wurde: jede einzelne 
Stilepoche wird zunächst historisch abgehan- 
delt: dann folgt jedoch eine Aufschlüsselung 
der baulichen Gesarntkomplexe nach ihren 
Einzelelementen und Faktoren. wie Fassaden. 
sahrnucktarnian. Portalen. Kreuzgängen. 
Emporen. Kry teri. Wölbungen. Kapitälen. 
Maßwerken. Saaulenordnungen usw. Pein- 
iichst wird jede Schematik vermieden. .n 
Befolgung der inneren Gesetzlichketten dar 
einzelnen Stile werden dia Akzente irt ab- 
wechslungsretcher Weise gesetzt. Die Gefahr 
jeder Slilkunde rur Laien. nämlich zu ainarn 
begrifflichen Prokrustesbett zu wardan. 
schaint hier gtucklich umgangen zu sain. 
Köller
	        
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