MAK
Internationale 
^ammler-^cifunj 
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde 
Herausgeber: Norbert Ehrlich 
25. Jahrgang Wien, 1. März 1933 Nr. 5 
Über das Zurichten graphischer J2lätter. 
Von H. W. May (München], 
Bevor wir uns näher mit der Frage der Restau 
rierung graphischer Werke befassen, müssen wir 
uns mit der Frage befreunden, ob der Sammler 
überhaupt restaurieren soll. 
Die Beantwortung dieser Frage ist nicht leicht. 
Auf der einen Seite steht die berechtigte und natür 
liche Pflege und Fürsorge des Sammlers für sein 
Sammelgut — die praktische Sammlerliebe, die 
sich in der Konservierung und Restaurierung aus 
drückt und ihn verständlicherweise zu Restaurie 
rungshandlungen hindrängt, auf der anderen Seite 
die kulturelle Verantwortung für die ungeschmälerte 
Erhaltung des überkommenen Kunstgutes, das beim 
Mißlingen einer von ungeübter Hand vorgenomme 
nen Restaurierung bedroht ist. 
Aus diesem Dilemma führt nur ein Rat heraus, 
und zwar der: Jeder Sammler soll und muß sich 
mit Idee und Praxis der Restaurierung beschäftigen, 
aber jeder Sammler soll auch die hohe innere Ver 
antwortung haben, die ihn davon abhält, Kunstgut, 
das bestimmt ist, noch vielen Sammlergenerationen 
Freude zu bereiten, nicht durch Restaurierungs 
versuche zu gefährden. 
Für den zweifelhaften oder schwierigen Fall im 
allgemeinen, für das wertvolle und wichtige Objekt 
ausnahmslos, geht der Weg des Sammlers, und zwar 
gerade des Sammlers als Träger sammlerischer 
Verantwortlichkeit gegenüber dem existenten 
Kunstgut, zum vertrauenswürdigen Re 
staurator. 
Der Umfang der von einem Sammler vorzu 
nehmenden Restaurierungshandlungen ist daher be 
schränkt auf die Zurichtu n g, d. h. auf jene auch 
Restaurierung zu nennenden einfacheren Handlun 
gen, die das Objekt in den Zustand bringen, der ge 
stattet, es in die Sammlung aufzunehmen. Sie 
zu beschreiben ist Aufgabe dieses Aufsatzes, Diese 
Handlungen sollte aber auch der Graphiksammler 
einmal wenigstens vornehmen, der es sich leisten 
kann, prinzipiell jede Zurichtung durch den Restau 
rator machen zu lassen. Er wird erstaunt sein, wel 
che große Zahl wertvoller Erfahrungen und Erkennt 
nisse, welche Papier- und Druckerfahrungen beson 
ders, ihm aus einigen, sogar mißglückten Experi 
menten (an wertlosem Material!) erwachsen, 
Unter die einfache Zurichtung rechne ich fol 
gende Restaurierungen: Entfernung der Altersbräu 
nung des Papiers, der Stock-, Rost-, Kleister-, Leim-, 
Wasser-, Oel- und Fliegenschmutzflecke. Ablösung 
aufgeklebter Blätter von der Unterlage, Entfernung 
von Wurmlöchern, Rissen, Brüchen, Kratzern und 
Griffellinden. Für diese Wiederherstellungen lasse 
ich im folgenden einige Anweisungen folgen, die für 
leichtere Fälle genügen. Den Restauratoren stehen 
zu gleichem Zwecke noch andere Methoden zur 
Verfügung, ferner wirksamere Mittel für schwerere 
Schäden dieser Art. 
Die Entfernung der Altersbräune der 
Papiere nehme man nur dann vor, wenn sie stark ist, 
daß sie die Wirkung des Blattes merkbar beein 
trächtigt. Die Wiederherstellung des reinen Papier 
weiß ist auch meist nicht wünschenswert, besonders 
nicht bei älteren Blättern, bei denen die Papier 
patina ihre gute Berechtigung und sogar ihre künst 
lerischen Werte hat. 
Einfache Bräunung kann man schon entfernen, 
indem man das Blatt in Wasser legt und dann an 
der Sonne trocknen läßt. Auch neuerliche Versuche, 
die Trocknung mit Höhensonne vorzunehmen, haben 
sich bewährt, ohne daß die Versuche schon abge 
schlossen wären. Es scheint, daß Höhensonne z. B. 
auf Bisterzeichnungen bleichend wirkt, auf Werke, 
die mit moderneren Farben gedruckt sind sowie auf 
aquarellierte Blätter sogar zersetzend. Auch das 
Fixativ über Kohlezeichnungen hält nicht immer die 
Höhensonne aus. 
Ein weiterer „nasser Weg“ ist der: Man be 
spanne einen Rahmen mit Musselin und lege darauf 
das Blatt bildwärts. Das Ganze lege man über einen 
Dampftopf und lasse den heißen Dampf gut lösend 
auf das Blatt einwirken. Nach Erweichung des 
Schmutzes übergieße man ihn mit warmem Wasser, 
um ihn fortzuspülen. Nie reibe man ein gedämpftes 
Blatt! Dagegen kann man es mit Druck bespritzen 
(auf fester Unterlage, Glasplatte), um so hartnäckige 
Verschmutzungen zu lösen. Manche weniger ge 
bräunte als beschmutzte Blätter kann man nur in 
warmes Wasser legen und die Schüssel spülend be 
wegen, wie etwa beim photographischen Fixieren. 
Dem Borax zuzusetzen, schadet nichts, mit Persil
	        
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