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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 158)

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Arbeitscurses mit der Volksschule die Mittel sehen, den ehemaligen Unter- 
richt in der Werkstatt und im Handwerk, dem jetzt Schwierigkeiten so 
vieler Art entgegenstehen, einigermassen zu ersetzen, ist die Erklärung 
von Vertretern der Volksschule im hohen Grade werthvoll, dass vom 
Standpunkte der Volksschule aus, der Verbindung eines solchen Unter- 
richtes mit der Volksschule nichts im Wege steht und dass von nicht 
wenigen und sehr intelligenten Lehrern ein solcher Unterricht sogar ge- 
wünscht wird. Sache der Schulbehörden, insbesondere derjenigen, welche 
berufen sind, den gewerblichen Unterricht zu fördern, ist es nun, die 
Consequenzen aus diesen Thatsachen zu ziehen, den Versuchen, welche 
von einzelnen Lehrern, z. B. von Herrn Fellner in Wien, gemacht 
worden sind, mit dem nöthigen Wohlwollen entgegen zu kommen und 
die Frage des gewerblichen Unterrichtes in der Volksschule selbst, mit 
Rücksicht auf locale Bedürfnisse und die Anforderungen der Industrie, 
zu prüfen. 
Eine besondere Schwierigkeit bei Durchführung einer solchen Mass- 
regel liegt in dem Umstande, dass die wenigsten Volksschullehrer die 
Eignung haben, irgend einen gewerblichen Unterricht zu ertheilen, d. h. 
so zu ertheilen, dass derselbe einen Ersatz für die Unterweisung in der 
Werkstatt bildet. Der Zeichenunterricht in der Volksschule - ich rede 
hier nicht von den grossen Städten, sondern von den Volksschulen in den 
österreichischen lndustriegebieten -- ist immer noch auf einer relativ nie- 
drigen Stufe, und es wird der Zeichenunterricht an den Lehrerbildungsan- 
stalten noch mit grosser Sorgfalt gepflegt werden müssen, um ein ent- 
sprechendes Contingent von Volksschullehrern, welche zeichnen können, 
in das Leben einzuführen. Es wird daher noch Jahrzehnte brauchen, um 
die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Durchführung der Reform 
des Zeichenunterrichtes an der Volksschule überall zur Geltung zu bringen. 
Es sind mir bei der diesjährigen kunstgewerblichen Ausstellung in lnns- 
bruck Zeichnungen einer südtirolischen Volksschule zu Gesicht gekommen, 
an welcher offenbar ein strebsamer, dem industriellen Fortschritte zuge- 
thaner Lehrer wirkt, aus denen aber hervorgeht, dass man dort gar keine 
Kenntniss von allen Verordnungen hat, welche zur Hebung des Zeichen- 
unterrichtes in der Volksschule vor mehr als drei Jahren erlassen wurden. 
Es wird eine fachmännische lnspection des Zeichenunterrichtes in der 
Volksschule in Angriff genommen, und dafür Sorge getragen werden müssen, 
dass regelmässig wiederkehrende Ausstellungen der Zeichenabtheilungen der 
Volks- und Bürgerschule stattfinden können. Es fehlen dazu weniger die 
geeigneten Kräfte, als die Organisation einer wohlgeordneten Inspection. 
Wenn nun schon die Durchführung des Zeichenunterrichtes an der 
Volksschule auf erhebliche Schwierigkeiten stösst, so ist es einleuchtend, 
dass die Schwierigkeiten um so grösser sein werden, wenn es sich darum 
handelt, eine Schulwerkstätte mit der Volksschule in Verbindung zu brin- 
gen. Nur ausnahmsweise wird sich ein Lehrer finden, welcher die Fähig-
	        
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