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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 229)

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glasuren. Dieselben sind allerdings sehr leicht flüssig und es entstehen 
dadurch beim Brennen mannigfache Uebelstände, aber ihre künstlerische 
Wirkung ist um so Vieles besser, als die der sonst in Anwendung kom- 
menden Glasuren, dass alle damit verbundene Mühe durch den schließ- 
lichen Effect völlig aufgewogen wird. Leider stehen bei Hardtmuth schon 
seit Jahren die Formen nicht auf derselben Höhe, ja es wird mitunter 
die vorzügliche Farbenwirkung gänzlich werthlos gemacht durch die selt- 
samen Einfälle des Zeichners und Modelleurs. So befand sich, um nur 
das Aulfallendste hervorzuheben, auf dieser Ausstellung ein Ofen, von 
dessen Hauptgesimse spannlange, bemalte Engelchen ihre Füße herab- 
baumeln ließen. 
Eine zweite Ofenfabrik, Gebr. Sattler in Vierhöf, hatte gewöhn- 
liche Mittelwaare ausgestellt, an der wir nichts auszusetzen hätten, 
wenn die Decoration nicht allzu stark an Tapetenmuster erinnern würde. 
Erwähnenswerth ist ferner die Gold- und Politurleistenfabrik von Fürthls 
Witwe in Budweis. Sowohl in Bezug auf die Reichhaltigkeit als auf 
die Güte der Muster und deren exacte Ausführung verdient diese be- 
scheidene Industrie volles Lob. Wenn wir noch die Firma Steinbrenner 
in Winterberg, die nebst vielen geschmacklosen Bucheinbänden, nament- 
lich solchen mit Elfenbeinreliefs, auch einige mustergiltige Stücke mit 
Goldpressung auf Leder ausgestellt hatte, namentlich anführen, so haben 
wir jene Kunstindustrien aus Budweis und Umgebung, welche eingehen- 
dere Würdigung verdienen, eigentlich erschöpft, denn in Schlosser, 
Tischler- und Graveurarbeit, in Eisen- und Cementguss, in Steinmetzarbeit 
und Spitzenklöppelei zeigten sich zwar ab und zu gesunde Anfänge, doch 
waren diese Industrien sehr spärlich vertreten, und gingen ihre Leistungen 
auch kaum über das Allergewöhnlichste hinaus. 
Zum Schlusse sind noch einige kleine Schulausstellungen zu 
besprechen, und zwar die Ausstellung der k. k. Webereischule in Neu- 
bistritz, der k. k. Fachschule für Holzindustrie in Wallern, der fürstlich 
Schwarzenbergschen Schule für Holzindustrie in Stubenbach, der gewerb- 
lichen Fortbildungsschule in Budweis, und einer Reihe von Mädchen- 
schulen, in welchen weibliche Handarbeiten gepHegt werden. Nur was 
die Fachschule in Neubistritz ausgestellt hatte, kann als tadellos bezeichnet 
werden. Die Arbeiten aus Wallern waren von sehr verschiedenem künst- 
lerischen Werth; während Manches als vollkommen gelungen bezeichnet 
werden darf, namentlich unter den geschnitzten Arbeiten und unter den 
Möbeln, waren die Drechslerarbeiten ebenso unbedeutend als wenig 
geschmackvoll. Unter den Arbeiten der Holzindustrieschule in Stuben- 
bach ließ sich wohl kaum ein tadelloses Obiect herausfinden. An der 
gewerblichen Fortbildungsschule in Budweis zeigen sich dieselben Mängel, 
die in den letzten Jahren überall zu constatiren waren, wo Real- oder 
Bürgerschullehrer den Unterricht ertheilen. Die weiblichen Handarbeiten
	        
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