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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 17)

Kurfürsten Arbeiten der feineren und zierlicheren Art mit Perlen und 
Email lieferte, aber sie können das Urtheil über den allgemeinen Cha- 
rakter nicht bessern. Eben so wenig vermochte es im 18. Jahrhundert 
die Dosenfabrication, an welche viel Kunst und feine Arbeit verwendet 
wurde, aber das Schönste daran war doch die Emailmalerei, und diese 
gehörte in ihrer damaligen Art der Kunst des Malers, nicht des Gold- 
schmiedes an. Die regellosen, der Symmetrie und Ordnung entbehrenden 
Ornamente des Rococo sind der Goldschmiedekunst, die als edle Kunst 
auch edle Formen und edle Ornamente verlangt, nicht günstig. 
Noch weniger konnte der antike Geschmack zur Zeit der franzö- 
sischen Revolution und des Kaiserreiches, welcher das Rococo eine 
Zeit lang vollständig bei Seite schob, die Goldschmiedekunst wieder heben. 
Es ist bekannt, mit welcher Kälte und Nüchternhi-it dieses erneuerte 
Griechenthum in der Kunst auftrat, wie wenig es erwärmtes Leben zu 
gewinnen wusste; jedoch das Nüchternste, Kälteste, Seelenloseste, was 
es geleistet hat, sind seine Arbeiten auf dem Gebiete der Goldschmiede- 
kunst. 
Der Fehler lag wahrscheinlich nicht in dem Mangel an Aufgaben, 
worin er in allen Zeiten schlechten Geschmackes von Künstlern immer 
gesucht wird. Das Kaiserreich, obwohl aus der Tiefe emporgestiegen, ver- 
schmähte keineswegs den königlichen Prunk der Legitimität und war 
bemüht, wie die übrigen Kunstgewerbe, so auch die Goldschmiedekunst 
durch bedeutende und glänzende Aufträge zu ehren und zu heben, aber 
diese napoleonischen Prachtgefiisse, von denen unter anderen die hiesige 
Schatzkammer grossartige Beispiele enthält, starren uns an mit eisiger 
Langweiligkeit in ihrer geistloseu Leere, die jedem feineren, belebenden 
Schmuck entsagt und mit verfälschten griechischen Contoureu und einem 
Bischen Lorbeer alles abgemacht glaubt. Da gibt es keine Reliefbänder, 
keine Emails, keine Niellos, keine Gravirungen ausser pompöser Inschrift. 
Diese Episode ging bald vorüber, und es kam nun in die Gold- 
schmiedekunst jene Oede, welche sich über alle kunstindustrielle Thätig- 
keit die Zeit der Restauration hindurch bis in den Beginn der zweiten 
Hälfte dieses Jahrhunderts lagerte und in welcher man, wie in der Wüste, 
nach der richtigen Kuuststrasse suchte. Zwar Anfänge kümmerte sich 
die Goldschmiedekuust sehr wenig darum. Wenn sie auch keine Ideen 
mehr hatte, so hesass sie doch glücklicher Weise noch die alten Formen 
und Modelle aus der Rococozeit, die wieder hervorgeholt wurden und 
für den gewöhnlichen Hausbedarf ausreichten. Schönheit der Formen, 
Eleganz des Contours, reizend geschwungene Ornamente, Erhöhung der 
Wirkung durch das farbige Lustre des Emails , das kam gur nicht in 
Frage, Kunst und Schönheit hatten in der Goldschmiedewerkstätte nichts 
mehr zu suchen. 
Nun gab es aber doch hie und da grössere Aufgaben zu lösen, zu
	        
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