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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 17)

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Geistlichen, welche die Unwürdigkeit der modernen Kirchengefässe er- 
kannten, haben die Augen über den Stand der Dinge geöffnet und dem 
Verderbniss Halt zugerufen. 
In der kirchlichen Kunst hat diese Reform zuerst mit entschiedenem 
Erfolg begonnen, unterstützt durch die literarisch-künstlerischen Publi- 
cationen der Archäologen und die Mitwirkung wissenschaftlich gebildeter 
Architekten. Die Letzteren pflegen sonst bei ihren Bemühungen um die 
Kleinkunst nicht immer glücklich zu sein, aber da diese kirchliche Re- 
form ihre Richtung allein auf das Mittelalter genommen hat, wo strenge, 
constructive Compositionen dem Kirehengeräth zu Grunde liegen, so ist 
hier die Mitwirkung der Architekten, vorausgesetzt, dass sie überhaupt 
im Mittelalter zu Hause sind, ganz in der Ordnung. Und in dieser Be- 
ziehung sind wir glücklich in Wien. Da wir uns gerade solcher Archi- 
tekten mehr als irgend eine andere Stadt rühmen können, so ist auch 
diese Reform der kirchlichen Goldschmiedekunst nach mittelalterlichen 
Mustern hier in gelungener Weise angebahnt, und wir müssen gestehen, 
dass diese Werke, wie sie z. B. aus der Werkstätte von Brix 8a An- 
ders nach Entwürfen von Schmidt, Lippert, seinerzeit von Essen- 
wein u. A. hervorgegangen, das Beste sind, was die Wiener Goldschmiede- 
kunst überhaupt in den letzten zehn Jahren geleistet hat. 
Wir wollen damit der Uebertragung dieser Reform im Stil des 
Mittelalters auf die übrige Goldschmiedekunst nicht das Wort reden, 
aber sie hat im Allgemeinen das eine Gute gehabt, dass sie eine ver- 
schiedenartige Technik wieder in das Leben geüihrt hat, die vergessen 
war und doch nothwendig ist, soll das Goldschmiedegewerbe wieder zur 
Kunst werden. Wir meinen damit besonders das incrustirte Email. Aber 
auch Niello und Filigran verdanken dieser Reform bei uns ihre Wieder- 
erstehungn (Schluss folgt im niehrten um.) 
Ueber Baugesteine. 
Zwei Vortrige, gehllten Im k. k. österr. lulenm tTnr Kunst und lndnnrle nrn 29. Nov. und 5. Dscbr. 1866. 
von Prof. Ed. Suesl. 
II. 
Das Vorkommen der verwendbaren Gesteine in der Natur ist nicht immer ein für 
den technischen Gebrauch einladende-s. 
Gesteine, welche wir zu den vorzüglichsten Baumaterialien rechnen und welche in 
Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit zu den tnnglichsten gehören, haben doch in der Regel im 
Laufe der ungezählten Jahrtausende, welche über das Gebirge hingegangen sind, in den 
der Oberßiiche zunächst liegenden Theilen die grössten Veränderungen erfahren und sind 
gelb und enttärbt, vielfach nnregelmässig zerklüftet und häutig mit einer mächtigen Lage 
der eigenen Zersetzungsproducts bedeckt. Die Möglichkeit, grössers Stücke zu gewinnen, 
tritt sogar fast immer erst in grösserer Entfernung von der Oberfläche ein und die Qua- 
lität des Steines nimmt in vielen Fällen erst in beträchtlicher Tiefe ihren normalen Cha- 
rakter an. Die seichten und oßenen von der Oberdäche des Berges sich nur wenig ent- 
fernenden Steinbrüche, welche in Oesterreich angetroden werden, stehen daher in dieser 
Beziehung weit zurück gegen die berg-männisch in Stollen betriebenen Werke, welche in 
Frankreich und England mehr und mehr in Aufnahme kommen, welche die iiusseren Lagen 
des Gebirges unberührt lassen und auch jene Behinderung durch den rnassenhnßen Abraum 
nicht kennen, welche den Betrieb unserer Steinbrüche so sehr erschwert und verthenert,
	        
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