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dem die Gesellschaft sich kürzlich constiruirt und einen provisorischen
Ausschuss gewählt hat, weitere Schritte gethan, um Mitglieder zu sam-
meln nnd die vorgesteekten Ziele zu erreichen.
Es handelt sich, wie gesagt, bei Gründung dieser Gesellschaft in
erster Linie um Herbeischaßung der nöthigen Fonds zur Förderung der
Zwecke der Kunstgewerbeschule.
Man weiss, dass der Entwicklung unserer Schulen nichts so sehr
hemmend in den Weg tritt, als die Armuth der Schüler. In den
ersten Wochen des Bestehens der Kunstgewerbeschule hat man schon die
Erfahrung gemacht, dass den fähigsten Schülern die Mittel fehlen, die
Schule längere Zeit besuchen zu können. Nur wenige Schüler sind in
der Lage, den ganzen Tag in den Ateliers der Schule zubringen zu
können; ein grosser Theil derselben ist bis in die Nachmittagsstunden
in Arbeit und kann erst in den Abendstunden die Schule besuchen.
Und gerade liir solche Zöglinge, welche aus dem Geschäfte und aus der
Werkstatt hervorgehen, wäre es nothwendig Mittel zu besitzen, die in
Form von Schulstipendien ihnen die Gelegenheit geben, sich voll-
ständig der Schule widmen zu können.
Für einen anderen Kreis von Schülern wäre es von entsehiedenem
Vortheil, kleinere Arbeiten unter der Leitung des Lehrers selbstständig
in der Schule ausführen zu können. Bei solchen Arbeiten lernt ein
fortgeschrittener Zögling am meisten. Die Mittel zu Arbeiten ähnlicher
Art können durch die Fonds, die der Staat der Schule zur Verfügung
stellt, nicht gedeckt werden. Es ist nöthig, dass auch nach dieser Seite
hin die Schule freie Bewegung erhält und dass ihr zur Ausführung
kleinerer selbstständiger Werke in der Schule selbst die
Mittel gegeben werden.
Endlich ist es wünschenswerth, dass Fonds für klein ers Reise-
stipendien vorhanden sind, damit Jünglinge, welche sich für die Kunst-
industrie in der Kunstgewerheschule vollständig ausgebildet haben, vor
dem Eintritte in das praktische Leben Gelegenheit erhalten, die Kunst-
industrie des Auslandes kennen zu lernen und so ihren Blick zu erwei-
tern, ihre Geschäftstüchtigkeit zu erhöhen.
Bei der Gründung dieser Gesellschaft waren vorzugsweise die
Bedürfnisse der Krcnländer massgebend.
Aus mehr als einem Falle ist es der Direction des Museums be-
kannt, dass sehr geschickte Handwerker in den Provinzen Lust hätten
in die Schule einzutreten, wenn die Vermögensverhältnisse es ihnen er-
lauhen würden, befreit von den drückendsten Nahrungssorgen, einige
Jahre in Wien sich der Schule widmen zu können. Die Paragraphe des
Statutes der neuen Gesellschaft gestatten es, Stiftungen und Beiträge für
die Angehörigen eines bestimmten Kronlandes zu machen.