(Programm der Wirrlervorlesungen irn Museum ISGWIO.) E. v. Eitel-
herger: a) Jahresbericht; b) die Aufgabe der Kirche in der Kunst, zwei Vorlesungen.
J. Falke: 3 Vorlesungen über lnnendecoration der Wohnräume (das Wohnhaus
in seiner historischen und künstlerischen Entwicklung).
Hlasiwetz: 2 Vorträge über Mörtel und Cement.
Lipprnsun: Ueber das Eurail.
Thausing: Ueber die Albertina.
Liltzow: Ueber Benvenuto Cellini als Bildhauer und Goldschmied, 2 Vorlesungen.
Exner: Usher die Verwendung des Kork für kunstindustrielle Zwecke.
(Tlssus de Cluny.) Im Museum sind gegenwärtig die von uns bereits im Februar-
hefte angekündigten sog. „Tissns de Cluny" eingetroifen und aufgestellt werden. Diese
neuen Leinen-Gewebe stammen aus der riihmlichst bekannten Fabrik der auf der
letzten Pariser Weltausstellung 1867 hors de concours gestandenen Fabrik von J. Casse
at fils zu Fivss bei Lille im Departement du Nord und sind erst seit einigen Monaten
in den Handel gebracht. Sie sind das Product der durch die Ausstellungen des Sonth-
Kensingwrr-Museums sowie des österr. Museums wachgerufenen und von Herrn Casse
erfassten Erkenntniss, dass das Musee de Cluny ein kostbares, von den französischen
Kunsthandwerkern bisher noch wenig benütstes Materials in sich sullliesse und dass die
Weber und anderen Industriellen Frankreichs den von den Museen in London und Wien
vorgeseichneteu Weg ebenfalls betreten müssen. - Nach der Ausstellung im Museum
werden diese Arbeiten in die böhmischen und rnährischen Weberbeslrke gesendet werden,
um dort als Belege dafür zu dienen, dass die französische Industrie selbst beginnt, jenes
Gebiet, auf dem sie so lange die Herrschaft behauptet. zu verlassen, und ein den heutigen
Interessen entsprechenderos Stylelemsnt su pflegen, auf welchem sie in England und Oester-
reich jetzt schon ebenbürüge Concurrentcn findet.
(Französische Seldendamastbllder.) auf der letzten Weltausstellung des
Chsurp de Mars hat ein von den französischen Leinwnarenfabrikanten J. Casse h fils
nu Fives bei Lille (im Departement du Nord) exponirtes Seidendamastbild von ungewöhn-
licher Grösse (3 Metres 10 Cent. breit und 2 Metres 8D Cent. hoch) als ein wahres Uni-
cnm der Kunstweberei in Bezug auf Schönheit der Zeichnung und technischen Ausüih-
rung allgemeines Aufsehen erregt.
Der ofiicielle österr. Ausstellungsbericht 4. Lief. Garne und Gewebe (Bericht des
Herrn Alois Regenbart) bemukt: "Frankreichs Industrie in diesem Zweige hat sich
während des letzten Decenniums bedeutend gehoben. Insbesondere waren es die Lei-
stungen der (hors coucours stehenden) Firma J. Gasse ä fils von Lille, deren schöne
Darnrsste mit vollendeten Zeichnungen besonders durch die zwei Prachtstiicke „Ls paix"
und ,.La päche mirscnleuse" die Aufmerksamkeit zu fesseln wussten."
Der französische amtliche Ausstellungsbericht Bd. 4 S. 88 sagt: „Fette eeuvre est
la plus importante qni ait etä execntee dans le tissage depuis Pinvention du rnetier Jacqnard."
Dieses wahre Meisterstück der Damastweberei „La paix", nach dem berühmten
Deckengemälde von Lebrun im Schlosse zu Versailles copirt, wurde dem für das Museum
unermüdlich thiltigen Correspondenten Herrn Hofrath Dr. W. Ritter v. Schwarz inParis
von dem Repräsentanten der Firma über sein Ansuchen leihweise zur Ausstellung will:
rend einiger Wochen im Museum fiir Kunst und Industrie überlassen. Mit demselben ist
noch ein zweites kleineres Damastbild "L'Amour" nach einer Zeichnung von Gusricault
im Musee du Louvre hier eingetroifen und zur Ausstellung gelangt. Beide Büicke sind
verktullich; das grosse Darnastbild um 250, das kleinere um Z) Frcs.
(Französische Ilsumwollvorhrlnge mlt Stickerei.) Die Industriellen von
Tarare im Rhonedepartement, dem Hauptsitze der französischen Mousseline und Tarlatane-
Baunrwollweberei und Stickerei, haben auf der letzten Weltausstellung 1867 die grossen
Fortschritte gesehen, welche die Fabrikanten Sachsens und der Schweiz in den lauten
Jahren in der Erzeugung der baunrwollenen Fenstervorhünge mit Application von Tau:-
bour-, Nsdel- und Häkchen-Stickerei gemacht haben. Sie erkannten in Folge dieser
Wahrnehmung sofort, dass sie nunmehr die liussersten Anstrengungen machen müssten,
um dieser drohenden Concurrenz wirksam zu begegnen und dass dieses Ziel am schnell-
sten und sichersten dadurch erreicht würde, wenn sie mit dem Aufgebote aller Mittel dahin
strsbten, die bisherige Superioritit der französischen Zeichnungen vor den süchsischen
und schweizerischen noch weiter zu entwickeln und zu steigern. Die Industriellen
von Tarare haben nun in der That seit dem Schlusse der Ausstellung in Bezug auf ge-
läuterten Geschmack und künstlerische Vollendung der Zeichnungen ihrer Erzeugnisse so
Ueberraschendes geleistet, und dadurch vor ihren Concurrenten der Schweiz und Sachsens
wieder einen so ausserordentlichen Vorsprung gewonnen, dass es von hohem Interesse ist,
den österreichischen Kreisen die stsunenswsrthen Resultate dieses Wollksmpfes vor-Rihreu