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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 43)

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Bericht 
über die Bereioberungeu der Hofkunstsammlungen in Wien im Jahre 1868 
und über die gleichzeitigen Sendungen österreichischer Kunstleistungen 
in das Ausland. 
(Mitgetbeilt in der "Wiener Zeitung" vom 13. Mlirz 1869.) 
Die k. k. Schatzkammer befand sich seit vielen Decennien in einem ziemlich 
vernachlässigten Zustande, denn seit Maria Theresia war nichts mehr zur Erhaltung der 
Localitäten geschehen, daher die vor Alter geduuhelten Gewölbe viel zur Veriinsterung 
der ohnehin nicht bellen, unvortbeilhaften Ausstellungsräumlichkeiten beitragen; es war 
daher eine dringende Nothwendigkeit geworden, eine Renovirnng derselben vorzunehmen. 
Mit a. h. Genehmigung wurde die k. k. Schatzkammer einer Adaptirung unterzogen und 
mehrere zweckmäesige Abänderungen in der Aufstellung der Sammlung vorgenommen. 
Der Winter 1867-1868 (während welcher Zeit sonst kein Einlass stattfand) wurde zu 
dieser Arbeit benützt, so dass am 5. Mai 1868 dem Publicum der Besuch wieder gestattet 
werden konnte; zugleich war Vorsorge getroffen, dass kiinftighin dies such während der 
Wintermonate möglich sei. 
Der k. k. Schatzmeister Regierungsrath J. G. Seidl war unterdessen mit der An- 
fertigung eines ausführlichen Katalcgs über die interessante, reichhaltige Sammlung betraut, 
welcher schon lange ein dringendes Bediirfniss war und unlängst aus dem Drucke her- 
verging. Der Andrang des Publicums war im vergangenen Jahre ein sehr grosser, da 
fiir 20.071 Personen Eintrittskarten ausgegeben wurden. Unter den Gegenständen, welche 
der genannten Sammlung einverleibt wurden, haben einige eine höchst interessante histo- 
rische Bedeutung; vor allem sind dies die Reliquien weiland Sr. Majestät des Kaisers 
Maximilian von Mexieo. Einen ähnlichen historischen Zuwachs bildet ein Ring der Kö- 
nigin Maria Antoinette von Frankreich (Tochter Maria Theresiah) mit deren Portrait en 
silhouette in kleinen Perlen gefasst und in dem sich rückwärts Haare der Königin be- 
ünden. Derselbe wurde von Herrn V. Bonarme zu Sens, in deäsen Besitz er erblich 
gelangte, Sr. Majestät dem Kaiser als Geschenk überreicht. 
Zur Erinnerung an die Krönung in Ofen im Jahre 1867 wurden die beiden sil- 
bernen Cassetten, in denen am 10. Juni ihren Majeetiiten von der ungarischen Landtags- 
deputation das Krönungsgeschenk dargebraeht wurde, in der Schatzkammer deponirt; 
deren Beschreibung im Katalog pag. 6 und 7. 
Ziemlich erheblich waren die Erwerbe, welcher sich die k. k. Gemäldegalerie 
zu erfreuen hatte. Sowohl auf den hier in letzterer Zeit stattgefundenen Gemäldeverstei- 
gerungen, als auch durch den Kunsthandel und durch Bestellungen wurden für die Galerie 
einige Acquisitionen gemacht, welche bei den leider beschränkten Dotationen nur durch 
allergnüdigste Unterstützung aus der Privatcasse Sr. Majestät des Kaisers und durch 
üusserste Sparsamkeit und zweckmässige Gehahrung möglich waren. 
Das von dem Krakauer Historienmsler Johann Matejko zur Pariser Weltausstel- 
lung 1867 ausgeführte Gemälde „Der Reichstag zu Warschau 1773" wurde von Sr. Majestät 
fiir die Galerie angekauft. Dieses so grosses Aufsehen erregende Kunstwerk gelangte 
auch in einigen Kunstvereinen vor Provinzialhauptslädten zur Ausstellung und fand dann 
seine Placirung im Belvedere. 
In demselben Jahre wurden noch mit a. h. Genehmigung zwei Original-Oslgemlilde 
von Durand Brager über die ruhmreiche Seeschlacht bei Lissa am 20. Juli l866 angekauft. 
Aus der bekannten Gemäldegalerie des verstorbenen Kaufmannes Arthaber auf 
dem Tullner Hofe in Ober-Dübliug. welche am 20. und 21. April v. J. in Wien zur Ver- 
steigerung gelangte, wurden zwei Gemälde einheimischer Künstler, und zwar „Der Gang 
Merk's iiber das Gebirge" von Prof. Fürieh und "Gebet Mosis" von Prof. Kupel- 
wieser erworben; ferner aus der hinterlassenen Sammlung des Herrn Leistler, deren 
Versteigerung am 29. und 30. desselben Monats stattfand, das Gemälde „Die Testaments- 
eröfnung" von Danhauser, welche alle der modernen Schule der kaiserlichen Galerie 
einverleibt wurden. 
Forlselzuny auf der Beilage.
	        
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