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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 44)

bestehen dieselben in Umrissseichnungen architektonischer Formen, beginnend mit ein- 
fachen Glied- und Bandverzierungen, aufsteigend durch complicirtere Theiie von conslruc- 
tiver oder ornsmentaler Bestimmung bis zu Vollcapitlleu, welche nach den im vergrößerten 
Massstabe gehaltenen Vorbildern des Lehrers von allen Schülern der Classan oopirt 
wurden. Auüuglich bestand dabei die Bestimmung, dass die jedesrnalige Abeudaufg-sbe 
von jedem Schüler vollendet werden sollte; dies hat sich in der Praxis nicht wohl durch- 
führbar erwiesen. Die Einen kamen nicht fort, weshalb die Aufgabe unvollendet bleiben 
musste, die Andern, Fähigeren oder Vorgebildetenn. verloren sum Theil dadurch ihre Zeit, 
und von einem Belneistern der Aufgabe konnte weder bei den Einen noch bei den Anderen 
in der gegebenen Zeit die Rede sein. Dieser Ungleichheit der Vorbildung hilft man jetzt 
dadurch nach, dass man Tir diejenigen, welche eher mit der Aufgabe fertig werden als 
die Anderen, eine weitere Vorlage aufstellt. 
An diese Uebuugsn schliessen sich, unter derselben Leitung und nach den Vor- 
zaichnungen in Umrissen desselben Lehrers, eine Fol von Oopien stylisirter vegetabi- 
lischcr Formen, welche vennöge ihrer Bildung zu iiac ornameutalou oder plastischen Mo- 
tiven sich e' en; bestehend in Blatt, Zweig-, Blumen- und Fruchtbildungeu; in Quer- 
und Lliugen urchsehnitten von Stengeln, Knospen, Blumen und Früchten ete. Ohne 
weitere Vermittelung nach U-nterr-ichtsstoß oder Ausiilhrung gehen nun die Studien auf 
Figurentheile, auch ganze Figuren und Thiete nach Gyps iiber, und zwar nach der Me- 
thode Dnpnll- 
Die untere Classe steht unter Leitung des Malers Bchaller, die obere unter der 
des Malers Ewald, der auch später das Figurcn- und Thicrneiohuen nach dem Leben 
leiten soll. Die Arbeiten dieser Classen, theils in Umrissen, theils ausgeführt in Kohle 
und Kreide, sind au zwei eingezogenen Querwlinden ausgestellt. Für Deoorationsmaler 
enden diese Studien mit Malen in Lelmfnrben von Ornamenten, Figuren und Thieren in 
abgesetzten Tönen. Obschon nun unter letzteren Arbeiten sich einige derselben schon 
durch ein annäherndes Verstäuduiss der Form sowohl, als auch durch Sicherheit in der 
Behandlung bemerkbar machen, so können doch nur wenige von den Figurenscichnungen 
überhaupt nach Form und Behandlung als genügend bezeichnet werden. Wenn schon 
die {einen menschlichen Formen durch die Abweichung um eine einzige Linie entstellt 
werden können, um so mshrda, wo es auf den ,Zimmermannssoll" nicht ankommt; antike 
Köpfe und Masken. profane und heilige, geberden sich da in so unclassisehsr, nnheiliger 
Weise, dass hie und da eine heitere Stimmung sich unwillkürlich aufdriugen müsste, 
wenn nicht das reelle Bedauern davon zuriiekhielte, dass durch solche Trelbhauseultur - 
die ja gewöhnlich abnorme Formen erzeugt - die Zukunft des Institutes gefährdet werden 
und anderen Bestrebungen so zum Nachtheil gereichen könnte. 
Ein Cursus über menschliche und thierische Anatomie begleitete das Figurenseiehnen 
im ersten Quartale 1868; derselbe wurde vom Maler Wisniewsky abgehalten, welcher 
auch noch im zweiten Quartale die Figurenclssse leitete, die jetst durch den Maler 
Ewald vertreten ist. Die Vorbilder in gressem Massstabe des verletzt genannten, jetzt 
ausgeschiedenen Lehrers, zeigen von Vsrständniss; die Nachbildungen der Schüler hin- 
gegen sind durchglngig von grosssr Flüchtigkeit und wahrscheinlich während und nach 
dem Schluss des Vertrags gezeichnet. 
In den Unterrichtsplünen des dritten und vierten Quartals 1868 ist von Verfügen 
über Anatomie keine Erwähnung gemacht. 
Die Compositiousclasse, ebenfalls uufer die Leitung des Baumeisters J acobsthal 
gegeben, bietet in ihrer Ausstelilnng noch wenige eigene Versuche im Üomponiren; die 
Mehrzahl der Arbeiten bestehen in Copien nach Blättern aus diversen Werken: Deoora- 
tionsprojecte, Plafunds, Arabeshen der Loggien, Tapeten etm; einige derselben waren sich 
übel in Färbung. 
Die Leistungen im Bauzeichncn unter Baumeister S cholz , sowie die im Maschinen- 
zeiehnen, vom Ingenieur Grainer geleitet, - erstere von Zimmerleuten, Tischlern und 
Leiter der Berliner Kunstgeworbeschuls befangen scheinen, das Streben nämlich, rasche 
Resultate aufweisen zu können, keineswegs vereinzelt dasteht, vielmehr dieselbe Erschei- 
nung fast iiberall dort wiederkehrt, wo dergleichen Institute nicht aus Staats-, sondern 
aus Privutmittelu gegründet sind. Ungenügende Erkenntnins von den naehtheiligen 
Einwirkungen, weiche ein iihesatürltnr Unnarlidlt, ein Usborgehon auf schwierigere Auf- 
gaben, ehe die Elemente ßCilflß sind, gerade beim Zeichnen nach aioh zieht, und der 
hegreiilicho Wunsch, den Gründen der Institute in kürzester Zeit Erfolge von-zuführen. 
füllten gar leicht zu solchen Uabelsßuden, wie _sis iu dem vonaustohanden Bvflßl"? 
geschildert sind. Anmerk. der Bed.
	        
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