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Diese Ausstellung, die man den Bemühungen der Herren Viollet-le-
Duc, Darcel u. s. f. zu verdanken hat, umfasst den ganzen Orient mit
Ausschluss Egyptens. Die Ausstellung ist nach Ländern geordnet; sie
umfasst Indien, China, Siarn, Japan, Persien, Klein-Asien und die fran-
zösischen Colonien im Orients; sie bringt Objeete der Kleinkunst aller
Art, der Weberei, der Schrift und des Druckes.
Die Zahl der Kunstfreunde, die sich an dieser Ausstellung-betheiligt
haben, ist sehr gross; wir bemerken unter den Ausstellern die Namen
der Herren Jaquemart, Jaurez, Meymar, Leonce, Dutuit. Schefer, Par-
viller, Mahon-Beurdeley, Nieuwerkerke, Riocreux, Ssuvageot, Ver-de-Lisle,
Bonvier, Malinet, Reiher, Mcntrer, Mme. Fleuriou, Brion, Gasnault, Mal-
herbes, Henrion u. s. f. Vom Kaiser Napoleon erwartet man noch die
Ausstellung seiner orientalischen Waffen. Die grosse Zahl der Aussteller
ist nicht blos Folge der grossen Kunstliebhaberei, die gegenwärtig sich
auf alle Schichten der französischen Gesellschaft erstreckt, sondern auch
Folge der zahlreichen und alten Verbindungen Frankreichs mit dem
Orients; Verbindungen, die in Oesterreich bisher wenig gesucht und noch
weniger gepflegt sind.
Herr Dutuit in Rouen hat einen Theil seiner Kunstsammlung
speciell ausgestellt. Sie umfasst Kupferstiche, Bucheinbiinde und antike
Vasen und Terracotten. Die Kupferstichsammlung des Herrn Dutuit
geniesst einen grossen und in jeder Beziehung verdienten Ruf. Sie ent-
hält Blätter aus allenKunstsschulen, Seltenheiten und Kostbarkeiten ersten
Rnnges. Nicht blos Rembrandfsche Radirungen in vorzüglichen Ab-
drücken, sondern auch die ältesten Meister des deutschen Kupfersliches
sind in einer Weise vertreten, wie man sie kaum in grossen öffentlichen
Sammlungen findet. Auch die antiken Vasen und Terracotten sind schön:
noch mehr aber interessirten uns die Bucheinbände aus den französischen
Schulen des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Da sind viele Einbände v_or-
handen, die als Vorbilder eines zugleich einfachen und geschmackvollen
Bueheinbandes dienen können. Herr Dutuit zählt jedenfalls zu den ersten
Kunstfreunden des heutigen Frankreich.
An die Ausstellung moderner Kunstindustrie und das Musee orien-
tal schliesst sich die Ausstellung der Schulen Frankreichs an.
Dieselbe ist diesmal ziemlich vollständig, da in Folge einer Aufforderung
des Ministers des Unterrichtes die von der Stadt Paris und die von dem
Staate unterstützten Schulen grossentbeils an dieser Ausstellung Theil
genommen haben. Es findet sich in dieser Ausstellung zum ersten Male
vertreten die Ecole professionelle du dessin, de la bijouterie, joaillerie,
orfevrerie etc., welche geleitet von den Professoren Carlier und Tostey,
von dem Syndicate dieser Industriezweige gegründet und am 1. April
dieses Jahres eröffnet wurde. Diese Schule schliesst sich an das System
von Specialschulexi an, durch deren Gründung man einzelne Industrie-