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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 52)

Die freie Kieselsäure ist in der Natur sehr verbreitet, und zwar verbreitet 
als krystallisirte Kieselsäure sowohl, wie als amorphe. 
Der Bergkrystall und der Quarz sind die reinsten Arten krystallisirter, der 
Achat, Jaspis, Chalcedon, Feuerstein, der Kicselguhr etc. amorpher Kieselsäure, 
die ihr verschiedenes Aussehen nur verschiedenen Beimengungen verdanken. 
Amorphe Kieselsäure in ihrer reinsten Form lässt sich nur durch Abschei- 
dung derselben aus basischen Silicatcn (die man z. B. durch Schmelzen von 
Kieselsäure mit Kali oder Natron, Potasche oder Soda erzeugen kann) mittelst 
einer stärkeren Säure, z. B. Salzsäure, darstellen. Sie fällt aus Lösungen solcher 
Silicate, wie z. B. das bekannte Wasserglas eines ist, in der Form einer kleister- 
artigen Grallerte heraus, die gut ausgewaschen und getrocknet zu einem äusserst 
feinen, farblosen, stäuhenden Pulver wird. 
Krystallisirte Kieselsäure ist künstlich noch nicht dargestellt; die natürliche 
krystallisirte, der Bergkrystall z. B., ist ungemein hart und löst sich im Wasser 
so gut wie gar nicht auf. 
Indessen ist diese Unlöslichkeit keine absolute. Die Natur bewirkt in Jahr- 
tausenden dennoch, was wir im Laboratorium in Jahren vergeblich anstreben. 
Absolut unlöslich ist gar kein Körper, und auch der Bergkrystall Endet sich 
nicht selten in von Wasser angenagtem Zustande. 
Nicht unbedeutend löslich im Wasser dagegen ist die künstlich dargestellte 
amorphe Kieselsäure, und es ist anzunehmen, dass alle kryslallisirt gefundene 
Kieselsäure einmal als amorphe gelöst war, und daraus im Laufe der Zeit unter 
Bedingungen krystallisirte, die winfreilich künstlich noch nicht herzustellen ver- 
mochten. 
In dieser amorphen Form wird sie ferner auch leicht von Alkalien gelöst; 
in dieser Form ist sie mit schwächern Basen, z. B. den alkalischen Erden, wie 
Kalk, Magnesia etc., verbindbar; in dieser Form hat sie, und das ist sehr be- 
merkenswerth, ein anderes, kleineres spec. Gewicht, als in der krystallisirten. 
. Das spec. Gewicht der amorphen Kieselsäure ist 2,2; das der krystallisirten 
in der Bergkrystallform 2,6. 
Kieselsäure vom spec. Gewicht 2,6 ist künstlich bis jetzt nicht darstellbar 
gewesen. Alle, aus dem Element Silicium durch Oxydation oder Verbrennung 
synthetisch dargestellte, sowie aus Silicaten analytisch abgeschiedene Kieselsäure 
hatte das kleinere spec. Gewicht 2,2. 
Zu den wichtigsten Verhältnissen der Kieselsäure gehört, dass dieses be- 
stimmte Verhältniss dcs spec. Gewichts mit ihrem amorphen oder krystallisirten 
Zustand untrennbar verbunden ist und mit dem Uebergange aus einem Zustand 
in den andern wechselt. 
Alle krystallisirte Kieselsäure wird durch Schmelzen amorph, glasig, und 
hat nach dem Schmelzen das spec. Gewicht 2,2. 
Durch diese hohe Temperatur, durch das Schmelzen lockert sich die Cohä- 
sion der kleinsten Theilchen, die Masse dehnt sich durch das Schmelzen aus, es 
vergrössert sich ihr Volumen, und du man weiss, dass die spec. Gewichte zu den 
Volumen im umgekehrten Verhältniss stehen, so werden 22 Volume oder Raum- 
theile Bergkrystall zu 26 Raumtheilen amorpher Kieselsäure, d. h. das Volumen 
vergrössert sich um 18 Procent. 
Durch diesen Schmelzprocess, durch die Einwirkung der Wärme also, än- 
dern sich auch die Löslichkeitsverhältnisse der früher krystallisirten Kieselsäure. 
Quarz, auch noch so fein gepulvert, löst sich weder in ätzenden noch in 
kohlenssuren Alkalien bemerkenswertb auf. Schmilzt man ihn aber und pulvert 
ihn dann, so laut er sich vollständig in solche Lösung 
	        
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