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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 52)

um schliessen zu lassen, dass man gar bald zum Holze, wo sich dessen 
Anwendung empfahl, überging. Aus der Zeit der Herrschaft der Gothik 
hatten wir in Italien, das wir als eigentliche Heimath der Intarsia betrachten 
müssen, nur Weniges von Bedeutung. Zu dem Besten zählen wohl noch 
die um 1400 entstandenen Chorstühle im Dome zu_Orviet0. Sie ist recht 
eigentlich eine Kunst der Renaissance, die durch die Ausführbarkeit aller 
denkbaren malerischen Vorwürfe sich dem Erfindungsreichthume jener 
Zeit ganz besonders empfahl. Vor der blossen Sculptirung in hohem oder 
niederem Relief bietet sie die Vorzüge einer glatten Oberfläche und grös- 
serer Bequemlichkeit fir Chorstühle, Truhen, Schränke und Thüren, und 
so finden wir unsere Kunst bald allein, bald in Verbindung mit erhabener 
Arbeit von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an und später na- 
mentlich in Oberitalien in hoher Blüthe. 
Die manuellen Fertigkeiten in Bezug auf genaue Fügung des Holzes, 
auf dessen Färbung durch Oele und in Wasser gelöste Farben bis auf die 
KunstgriEe zur Abtönung des Colorites für Entfernungen bei Darstellung 
perspectivischer Ansichten gelangten jetzt zur höchsten Ausbildung. 
Im Toskanischen gehörten die Chorstühle in San Miniato und die 
Schränke in der Sacristei von San Lorenzo zu den guten älteren Ar- 
beiten, die vollendetsten und besten Werke stehen in Beziehung zu den 
Namen des Juliano und Benedetto da Majano und Baccio d' Agnolo. 
Der Ruf des Benedetto Majano ging schon zu seiner Zeit weit über die 
Grenzen seines Vaterlandes hinaus zu Mathias Corvinus, der bei ihm zwei - 
Schränke bestellte, die der Künstler selbst nach Ungarn brachte. Bergamo, 
Brescia, Bologna und Verona sind die Centralpunkte der Kunstübung 
für die Zeit des XVI. Jhrh. Vieles von dem Vortreiflichsten ist zu Grunde 
gegangen, wie die Chorstühle in St. Antonio zu Padua, von denen ein alter 
Schriftsteller (Scardeone) schreibt, dass zu ihrem Lobe "ganze Bücher ge- 
schrieben und gedruckt wurden". 
Anderes war der Natur der Sache nach mehr auf ein ephemeres 
Dasein berechnet, wie der riesige hölzerne Triumphbogen, den die Stadt 
Mailand im Jahre 1541 Karl V. bei seinem Einzuge durch die Künstler 
Gio. Battista und Santo Corbetti errichten liess und an dem 17 Schuh hohe 
Figuren, ganz in Intarsia ausgeführt, angebracht waren. 
Von Oberitalien aus verpdanzte sich die Kunst der Ornamentation 
mit verschiedenfarbigen eingelegten Hölzern nach Frankreich und den 
südlichen Theilen Deutschlands. Oardinal Amboise liess das Schloss Gaillon 
wahrscheinlich von einem italienischen Meister reich mit Intarsien schmü- 
cken. In den deutschen Alpenländern, in Tyrol, Steiermark, dem Salz- 
burgischen fand die Kunst der Intarsia alle Bedingungen des Gedeihens, 
wenn auch nicht gerade eines besonderen Aufschwunges zur hohen künstle- 
rischen Vollendung-eine für Holzarbeiten geschickte und darin geübte 
Bevölkerung und reichliches Materiale. Eine ungeheure Menge von Haus-
	        
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