mnes unserer berühmtesten und werthvollsten Lager von hydraulischem Kalk
ist das von Kufstein in Tyrol. Wir verdanken dem Münsprobirer Herrn Kripp
in Hall eine umfassende Studie darüber.
Nicht das richtige Verhältniss von Thon und Kalk allein bedingt jedoch
die Güte eines hydraulischen Kalks, sondern es ist für dieselbe auch die Innig-
keit der Mischung, die feine Vertheilung, in der sich allseitig die Kieselsäure mit
dem Kalk befindet, maassgebend, und es ist der hydraulische Kalk darum um so
besser, je weniger Kieselsäure in grössern Massentheilchen, in der Form von
Quarz oder Sand sich darin befindet; er ist ferner, da das Eisenoxyd zur Hy-
dranlisirung nichts beiträgt, um so besser, je weniger Eisen sich bei dem Thon
befindet, der nach der Zersetzung mit Salzsäure zuriickbleibt.
Endlich sind die dichten festen Mergel weit den lockern porösen vorzu-
ziehen, da sie, was erreicht werden soll, beim Brennen einen dichten harten
Stein geben.
Das Brennen selbst ist von dem gewöhnlichen Kalkhrenneu kaum verschieden.
Ma.n liihrt es ebensowohl wie dieses in intermittirenden Schschtöfen aus, als in
solchen, die einen contiuuirlichen Betrieb gestatten, wie sie früher kurz beschrie-
ben wurden.
Arbeitet man in Schachtöfen, so bedient man sich als Feuermaterial am
liebsten der Coaks, weil die Temperatur heim Brennen des hydraulischen Kalks
durchgängig höher erfordert wird als heim Brennen des gewöhnlichen kohlensauren
Kalks, aus Gründen, auf die ich gleich zurückkommen werde.
Der Brand selbst muss möglichst regelmässig und durch die ganze Be-
schickung des Ofens hindurch gleichmäßig erfolgen. Er wird sorgfältig iiber-
wacht und dauert für eine Quantität von 50 Tonnen (10.000 Kilo) etwa 24
Stunden.
Für das continuirliche Brennen haben HoKmann und Licht 1858 eins Ofen-
construetion erdacht, die in ihrer Weise epochemachend und das ratlonellste ist,
was man bisher kennt.
Es sind die nach ihrer Form sogenannten Ringöfen, die die Temperatur in
einer Weise zu reguliren und das Brennmaterial auszuniitzen gestatten, wie keine
andere Ofenconstrnction.
Die Temperatur, die erreicht werden muss, ist höher, als die zum Schmelzen
des Schmiedeeisens erforderliche, die 1900" C. beträgt. Man bedarf heller Weiss-
glühhitze, d. i. etwa 2000" C.
Man kann und muss durch öfteres Probexiehen sich von dem Grade der
Zersetzung der erhitzten Masse überzeugen, und die Erfahrung hat, im Verein
mit der Theorie, gelehrt, dass die Masse erst dann als gahr gebrannt betrachtet
werden darf, wenn ihre Farbe nach dem Erkalten ein eigenthümlichss Graugriin
ist, das von Eiaenoxydkalk herriihrt. Bis zu diesem Farbenton nimmt die Masse
an Hydraulicität zu; darüber erhitzt wird sie blaugrau von Eisenoxydulsilit und
der Cement ist dann schon untauglich.
Noch höher erhitzt schmilzt sie zu einer ohsidianartigen, durch dasselbe Si-
licat grünschwanen Schlacke.