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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 54)

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Anders war dies bei den Meistern der Renaissance; gerade die Un- 
vollkommenheit ihrer Werkzeuge verlieh oft den Intarsien einen Haupt- 
reiz in der dunklen Umrahmuug der Contouren, die durch Ausfüllung der 
Zwischenräume mit Schellack entstanden war. 
Seltener nur kommen auch Werke der Renaissancezeit vor, in denen 
ein genaues Iueinanderpassen der zwei Holzplntten erreicht ist, jener 
schwarze Rand daher fortfallt. 
Die Farbentöne der gebrauchten Holzarten durchlaufen die Scala 
von Gelb durch Sienabraun in's Schwarze, häufig sind nur wenig ver- 
schiedene Farben an eine Intarsia verwendet und die Trennung wird 
durch die früher erwähnten dunklen Linien bewirkt, die nachträglich 
auch noch eingeritzt werden, um im Innern des eingelegten Theils Con- 
tour oder leichte Schatten anzugeben. 
Die Technik des 15. Jahrhunderts geht nicht weiter, wenn auch 
mitunter ganz besondere Eigenthümlichkeiten in der Behandlung ein- 
zelner Ornamententheile zu beobachten sind. So z. B. findet man Rosetten 
durch Zusammenfügen nuaucirter Holzblättchen gebildet, die durch ihre 
farbige Abstufung eine Art Modellirung zeigen. 
Diese Einfachheit der Mittel und die Beschränkungen, die sie den 
Meistern auferlegen, genügen nicht mehr dem 16. Jahrhundert, aber es 
steht zu bezweifeln, ob es zum Vortheil der ganzen Richtung dieser Kunst 
geschieht, dass durch Beizen des Holzes, durch Tränken mit sauren Oelen 
oder durch partielles Brennen desselben verschiedene Töne und Ueber- 
gänge erzeugt werden. . 
Vasari vindicirt namentlich dem Fra Giovanni da Verona das 
zweifelhafte Verdienst diese Fortschritte angebahnt zu haben und gibt an, 
letzterer habe Quecksilbersublimat, Schwefel- und Arsensäure zu seinen 
Beizen verwendet. 
Das Brennen des Holzes geschieht durch Eintauchen in glühenden 
Sand oder geschrnolzenes Blei, durch Anblasen mit dem Löthrohr etc. 
und durch alle diese Mittel wurde der Zweck verfolgt, einen malerischen 
Effect zu erreichen, ja man färbte endlich das Holz roth oder grün und 
fügte Vergoldung bei, wie an den Chorstiihlen der Certosn bei Pavia. 
Die Intarsien der Renaissance präsentiren sich heut in meist noch 
guterhalteuem Zustande, gebräunt vom Alter, ausgeglichen in ihren Tönen 
wirken sie in harmonischer sehr wohlthuender Weise. Freilich hat oft 
auch der Holzwurm arg gehaust und unzählige kleine Löcher überdecken 
nicht selten die Fläche derselben. 
Manchmal, wie z. B. in Perugia, iindet man die lichten Ornamente 
statt mit Holz durch Stuck ausgefüllt, der gelbgefarht und braun contou- 
rirt ist, wahrscheinlich nur als Ersatz herausgefallener oder zerstörter 
Holzstücke, der freilich noch weniger Widerstand der Zerstörungslnst 
leistet.
	        
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