115
mental art" oder Waring in seinen „the arts connected with architectureß
einige Intarsien, letzterer sogar in kleinster und leider nicht correcter
Zeichnung in Farbendruck bringt, so ist ausser in diesen Werken nur
noch in Grunefs bereits citirter Monographie über den Mailänder Schrank
„lo scaEale" eine Beschreibung und Zeichnung und zwar nur über ge-
malte Intarsia-Imitation zu finden. Meine Arbeit stellt sich zur Aufgabe,
nach zwei Richtungen hin einem wahren Bedürfnisse abzuhelfen:
Erstens soll sie das Schönste und Hervorragenste an Intarsienorna-
ment, und zwar zum erstenmale in Zeichnung bekannt, dem Genusse und
Gebrauche allgemein zugänglich machen. Sie soll jedem Künstler, namentlich
aber dem Architekten, Musterzeiehner, dem Kunsttischler, Zimmermaler
und Decorateur, ein brauchbares Nachschlagewerk sein, denn eine Fülle
der schönsten und bestverwendbaren Motive wird darin geboten werden.
Dass es wünschenswerth ist, in unsere Holzarchitektur und speciell
Kunsttischlerei ein neues Element einzuführen - wer wollte es leugnen!
Leistet doch die heute geübte Boulearbeit nur ganz Unbefriedigendes, cou-
trastirt doch ihr unruhiges Ornament so sehr mit der ruhigen gedämpften
Wirkung einer italienischen Intarsia. Leider ist deren Anwendung mo-
mentan nicht in der Mode: Grund genug dafür, dass niemand den Versuch
macht sie anzuwenden. Und doch zeigten die wenigen in Paris im Jahre
1867 ausgestellten neuitalienischen Anwendungen derselben, was sie unter
dem Einilusse der alten Muster zu leisten im Stande ist. In Wien selbst
beginnt man erst in allerneuester Zeit den eingelegten Holzarbeiten im
Sinne des Cinquecento Aufmerksamkeit zu schenken und einige ganz
bewährte Kräfte sind in dieser Richtung derzeit thätig.
Eine solche Auffrischung unserer modernen Möbelindustrie durch
Anwendung der Intarsia ist um so erfreulicher und wiinschenswerther,
als mit ihr eine Reform des herrschenden Möbelstyles verbunden sein muss,
und nur reinere und edlere Typen desselben hiedurch gefördert werden
können.
In zweiter Linie soll die genannte Publication durch ihren Inhalt an
schönen Formen eine nicht minder wichtige Mission erfüllen, denn durch
sie soll eine Reihe treiflicher Zeichenvorlagen für den Unterricht ge-
schaffen werden, ganz geeignet zur Verwendung in unseren Real- und
Gewerbeschulen.
Mit vollem Rechte wird der drückende Mangel an guten Vorlagen
für den Zeichenunterricht fort und fort beklagt, und ich selbst habe mehr-
fach denselben empfinden müssen. Mit Wort und Schriü habe ich auf die
allein richtige Trennung des Flächen- vom Reliefornamente beim Zeichen-
unterrichte hingewiesen, habe nothgedrungen umfassende Rundschau unter
den Lehrmitteln dieser Richtung gehalten und bin durch diese Publicntion
nun in der Lage selbst etwas beizutragen, um Abhilfe zu schaffen.