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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 15
zwei Porträtmedaillons von Giovanni Battisti Nini.
die die Königin Maria Antoinette, bez. Katharina II.
von Rußland zeigen.
Den Bibelots schließen sich 39 Gemälde an, un
ter denen wir zwei Aquarelle von Rudolf von Alt
(Budapest vom Donauufer gesehen und veneziani
sche Hafenszene), hervorheben. Wigand ist mit eini
gen seiner gesuchten Schlachtenbilder vertreten; zwei
historische Porträts (Kaiser Franz II. im Ornat des
Goldenen Vließes und dessen Gemahlin Maria Ludo-
vica) werden nicht mit Unrecht Füger zugeschrieben,
von dem wohl auch das Porträt einer vornehmen
Dame in der Lockenfrisur der Zeit ist. Das.„Masken
fest auf dem Eise“, das mit 1000 Schilling ausge
rufen werden wird, wäre das Geld wert,- auch wenn
es- was allerdings nicht feststeht - nicht von Dionys
van Aelsloot wäre.
Aber so wertvoll die Bilder sind, die Bedeutung
der Sammlung liegt in den französischen Mö
beln, die denn auch den Hauptteil der Auktion bil
den. Die Namen der besten Ebenisten des 18. Jahr
hunderts scheinen da auf, so Henrico Jacob, Joseph
Feurstein, Joseph Stockei, Jean Henri Riesener usw.
Sollen wir einige der Prunkstücke herausgreifen, so
nennen wir das dem Riesener zugeschriebene Bu-
reauplat aus Satinholz und Palisander mit reichen,
farbigen Einlagen, die Kommode aus Rosenholz und
Palisander mit der Original-Brescia-Marmorplatte, den
Zylinder-Schreibtisch im Stile Louis XV. (Katalog
nummer 322), den von M. E. Stockei signierten
Tric-Trac-Spieltisch und den Sekretär aus Rosenholz
mit Musikenblemen, Paris um 1770.
Den Möbeln ebenbürtig sind die feuervergoldeten
französischen Bronzen, unter denen wir besonders auf
die von Mouchy, Clement und Vandercruse Delacroix
signierten Uhren das Augenmerk lenken.
Schließlich sind auch die Kupferstiche des
18. Jahrhunderts zu erwähnen, unter denen die feinen
Blätter von Bartolozzi, E. Bell, Morland, John Rubens
Smith, W. Ward und Wheatley besonders interessieren
dürften.
Eine Wiener Sammlung in der Galerie Moos.
Es ist ein interessanter Zufall, daß am 30. Okto
ber, also nur wenige Tage nach der Versteigerung
einer hervorragenden Schweizer Sammlung im Doro
theum in Wien, in der Galerie Moos in Genf eine
nicht minder bedeutende Wiener Sammlung zur Auf
lösung gelangt.
copo Bassano ins Auge: Die Gutsbesitzersfamilie
sieht behaglich von der Loggia aus zu, wie Bauern
und Kinder die geernteten Früchte in die vorbereiteten
Körbe werfen. Ein Panneaux von Adriaen Brou-
wer (siehe unsere Abbildung Fig. 7) führt die reife
Kunst des Malers in einer Wirtshausszene vor: um den
Fig. 7. Brouwer, Wirtshausszene.
Es ist dies die in Sammlerkreisen wohl bekannte
Sammlung des im vorigen Jahre heimgegangenen
Wiener Hochschulprofessors Dr. A. Strauß. Der
Gelehrte hat in jahrzehntelanger, unverdrossener Tä
tigkeit eine erstklassige Kollektion von Bildern des
15. bis 19. Jahrhunderts zusammengebracht. Blättern
wir in dem prachtvollen Katalog, der mit 41 Bildtafeln
ausgestattet ist, so fällt uns. die „Fruchtlese“ von Ja- j
Tisch spielen Bauern Karten, ein weinseliger Gast
gießt sich ein Tröpfchen ins Glas, ein anderer zündet
am offenen Herdfeuer seine Pfeife an. Paolo Vero
nese ist mit drei Bildern glänzend vertreten: seinem
Selbstbildnis, der „Hochzeit zu Emmaus“ und dem
.„Judaskuß“.
Flerrlich in seiner Einfachheit ist der signierte
Panneau, 40:26cm, von Lucas Cranach: Porträt