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und kunstiiebenden Hofe Kenntnies und Urtheil sich erworben hatten,
rühmen die Erzeugnisse Sächsischen Kunstfleisses; doch beginnen bereits
im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhundert die endlosen Kämpfe, unter
welchen, zu Ende des 17., nebst so manchem frischen Triebe auch das
zarte Reis der Künste welkend abgestorben ist. Auch hier übten die Urn-
wälzungen dieser grossen Zeit, wie an vieleuOrten, üirl das einzelne
schädliche Wirkung aus, die der Menschheit im grossen Interesse Quellen
eines neuen Lebens werden sollten; während vordem der Handel nach
der Levante Siebenbürgen segensreich berührte, nachdem seit den Kreuz-
zügen das Land einen solchen Uebergang gebildet, stockte der Verkehr
mit der Aufüudung neuer Wege nach dem Osten und wurde auch ohne
die folgenden Jahrhunderte des Elendes empfindliche Einbusse erlitten
haben. Der unaufbörliehe Krieg dieser traurigen Perioden findet sein
lkleines Spiegelbild leider im Bereiche der Kunstthätigkeit selbst, wo die
kleinlichsten Znnftzwiste sich einem grossen Geiste des Betriebes hart-
näckig entgegenstellen. Dann tritt der langandauernde Einfluss der Tür-
ken hinzu, Siebenbürgen ist Vasallenstaat der Pforte, und eben das
rührige, Heissige Sachsenvolk, welches allein das Land in jedem Sinn
repriisentirt, treffen die harten Folgen dieser Abhängigkeit.
Baukunst.
Auch Siebenbürgen hat in seinen Bauwerken eine Cyklopenperiode;
wie es die nnsichern Verhältnisse der Colonisten mit sich brachten. An-
fangs gesellte sich diesem Bedürfniss der Abwehr, des Schutzes kein
gleichberechtigtes Verlangen, es waren auch insofern keine Veranlassun-
gen zu anderweitiger Bantbatigkeit vorhanden, als seit der Völkerwan-
derung dieser Boden keinerlei Cultur getragen und dieallein vorausgegangene,
die römische, Vergessenheit bedeckte. Noch lassen sich mehr als 300 Grenz-
vesten aufweisen, welche, gegen Ost und Süd das Land beschützend, auf
hohen Bergen thronen. Aber wie sie der neue Ansiedler nur zu seinem
Schutz vor den Barbaren erbaute, der noch keine bevorzugten Stände
in seinem Kreise kannte, wie somit im dominirenden Eintluss der Noth,
des Krieges auf Wohlhäbiglteit und Schmuck noch kein Gedanke fallen
konnte, wurden es keine prächtigen Adelsschlösser, nur feste Felswarten
eines ahgehßrteten Geschlechtes von Bauern und Bürgern. Daher suchen
wir vergeblich höhere Kunst an ihnen, soweit ihre Entstehung in diese
frühe Zeit, die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, Fallt, während später
gegen die stets fortdauernden Angrife von Rumanen und Petschenegen
errichtete Vesten manches gothische Portal, selbst Kirchen und Kapellen
enthalten. (Vergl. den Aufsatz von M. J. Ackner im Jahrbuch der Central-
Comm. für 1856 p. 41 u. f. und die daselbst citirten Schriften.) '
Dies leitet auf eine andere Art der Befestigung, welche diesem
Lande besonders eigenthümlich, imVerein mit seinen zahlreichen Burgen,
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