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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

Der Geheimsecretär des Sultan Näsir-ed-din Muhammed und Richter 
Schihab-ed-din Abü-l-Abbäs Ahmed (T 749 d. H. s l348]9 n. Chr.) 
hat uns nämlich in seinem Geschichtswerke "Mesälik el-absär ü 
memälik el-amsär" eine genaue Beschreibung der verschiedenen Gat- 
tungen Ehrenkleider, welche die mamlükischen Sultane an ihre Würden- 
träger verschenkten, überliefert. Darunter finden wir auch die obigen 
Stoifgattungen verzeichnet. Die bezügliche Stelle lautet in wörtliche:- 
Uebersetzung: „Für den niedereren Rang (als den eines ersten Statthalters) 
gibt es hinsichtlich der Ehrenkleider eine Stoiigattung, die uißyäjlo 
genannt und in dem Dar et-tiräz von Alexandrien, sowie in Kairo und 
Damaskus gemacht wird. Dieser Steif besteht aus verschiedenfarbigen 
Streifen, die mit vergoldeten kasab melirt sind. Zwischen diesen Streifen 
erstrecken sich Bilderstickwerke (nuküsch) und die Borte besteht gleich- 
falls aus kasab." 
Aus andern Stellen ägyptischer Historiker derselben Zeit erfahren 
wir noch dazu, dass Utßjolvb ein Seidenstoff gewesen sei. Bezüglich 
seiner Benennung hat nun Quatremere (Hist. des Mamlouks, H. 2. Abth. 
p. 70) nach einer deshalb angestellten Untersuchung die Frage unbe- 
antwortet gelassen, ob Ullßl-Jjlv in solcher Orthographie Jharduhasch" aus- 
zusprechen und als ein aufgenommenes Fremdwort anzusehen, oder ob 
es alssarabisches Compositum „thard-wahse7z" zu vocalisiren sei, wonach 
die Uebersetzung „das Treiben des Wildes" auf entsprechend dar- 
gestellte Jagdbilder zu beziehen wäre. 
Die einfache Vergleichung unserer Steife mit der obigen historischne_ 
Notiz erweist die letztere Oombination als die allein richtige. Unsere 
Steife bestehen im Fond aus Seide, die Grundfarbe der breiten Streifen 
wechselt in Blau, Roth und Grün, so dass dieselben durch die Goldiäden 
(vergoldete kasab), welche die Schriftzüge und das Muster bilden, melirt 
erscheinen. Zwischen diesen breiten buntfarhigen Streifen, je zwei der- 
selben von einander trenuend (daher   sÄm   im 
Texte), erstrecken sich vom weissen Grunde abhebend in langen Reihen 
eingewebte bildliche Darstellungen ") {liebender Löwen, Hirsche 
und Hasen, die also eben nichts anderes vorstellen, als „das Treiben 
des Wildes" (thard-wahsch). 
Die Borten unserer für liturgische Zwecke zugeschnittenen Stoffe 
fehlen. Die Identität derselben mit den in der Beschreibung Schihab-ed- 
din's gemeinten ist also wohl zweifellos, demnach die Annahme Hinz', 
dass unsere mit Inschriften versehenen liturgischen Gewänder aus 
orientalischen Teppichen gefertigt seien, umsoweniger stichhaltig, a1! 
i) Im Texte Mluküsch", fiir die Beweisführung aber wohl gleichgiltig ob "opus textile 
oder opus phrygicum.
	        
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