Diese Lichteinwirkung hatte inzwischen aus später zu erläuternden Gründen
noch kein deutlich sichtbares Bild zur Folge.
Allein du; der Lichteindruck stattgefunden hatte, zeigte sich, wenn man nun
weiter die Platte den Dämpfen von Quecksilber exponirte, welches man in 951191"
eisernen Schale erwärmte, während man die Platte darüber hielt, eine Operation,
die natürlich bei Kerzenlicht ausgeführt werden musste.
An allen den Stellen nämlich, die das Licht getroEeu hatte, schlugen sich
unendlich feine, völlig mikroskopische Quecksilbertröpfchen nieder, während die
lichtfraien Stellen auch quecksilberfrei blieben, so dass man nun eine deutliche
in Licht und Schatten kräftige, absolut treue Copie des Objects wahrnahm.
Diesen, auf die Exposition folgenden Process nennt man das Hervorrufen des
Bildes.
Noch war das Bild aber nicht fertig und vor allem konnte es noch nicht
an das Licht gebracht werden, weil es an den, vom Qnecksilherdampf nicht über-
zogenen Stellen noch Jod- oder Bromsilber enthielt, die bei weiterer Lichteinwir-
kung nachgedunkelt haben wiirden.
. Glücklicherweise sind nun alle diese drei Silberpriiparate, das Jod- und Brom-
silber sowohl wie auch das Chlnrsilber, wenn auch unlöslich im Wasser, doch
löslich in Solutionen von Kochsalz, von Jodcslium, und besonders von unter-
ichwelligsaurem Natron.
Die dritte Hauptoperation Daguerre's, auf das beste von ihm ersonnen, be-
zweckt nun diese störend wirkende Jod- oder Bromsilberschiohte mittelst eines
solchen Lösungsmittels zu entfernen oder wegzuwaschen, und er blieb zuletzt bei
dem nnterschwedigsauren Natron stehen, in dessen Lösung er das Bild einfach
nntertauchte. Nach Entfernung der letzten Jodsilberschichte musste nun an den
betreffenden Stellen wieder das blanke Silber blossgelegt werden; von diesem aber,
als einem dunkel spiegelnden Hintergrund, hob sich nun die Quecksilberzeichnung
der lichtgetrotfcnen Stellen vortredlich ab und die Platte gut abgewaschen und
getrocknet trug nun des fertige Bild. '
Das war Daguerreb Verfahren, die Bilder zu fixiren, dem später nur noch
eine Operation hinzugefügt wurde, darin bestehend, dass man den Bildern noch
einen dünnen hauchartigen Ueberzug von Gold gab, wodurch sie an Ton und
Haltbarkeit für Berührung u. s. w. gewannen.
Mit dem Daguerreschen Verfahren war nun in der That ein höchst schwieriges
Problem auf erstaunlich einfache Weise gelöst worden.
Auf rein physikalisch-chemischem Wege war eine treue Copie der Natur
erzielt, ohne die geringste Nachhilfe der Hand eines Künstlers. Es ist nicht anders,
als hiitte man einen Spiegel vermacht, das Bild des sich in ihm ahspiegelnden
Gegenstandes wie mit magischer Gewalt zurückzuhalten, und selber zum Bilde zu
werden.
Die Tragweite dieser Entdeckung schien ungeheuer, denn man sagte sich
noch im Vollgenuss der ersten Errungenschaft, dass durch weitere Bemühungen
gewisse Mängel der Daguerreotypbilder würden behoben werden, und die Methode
einer viel grösseren Verallgemeinerung müsse fähig sein.
Und das ist zur Wahrheit geworden, wie der iiücbtigste Blick auf eine
Daguerreotypie von damals und eine Photographie von heute zeigt.
Die Mängel der Dzguerreotypien aber bestanden einmal darin, dass eine
Metallplatte kein für Bilder günstiges Material sein kann, erstens weil grössere
Dimensionen schwierig in der niithigen vollendeten Makellosigkeit herzustellen sind,
zweitens weil sie in diesen Dimensionen zu theuer sind, und drittens weil sie selbst
wenn das darauf projicirte Bild durch einen Firniss geschützt wird, doch allmiilig