immer ein Land, das durch seine Lage, seine Handelsbeziehungen, durch
seinen Bergbau stets in inniger und lebhafter Verbindung mit den Cal-
turcentren von Deutschland und Italien gestanden hat. Zeugniss dafür
die über das ganze Land zerstreuten Bauwerke mit ihrem Schmucke an
Fresken, Glasmalereien, Schnitzereien und Sculpturen. Der Wohlstand,
den die Industrie und der das Land durchziehende Handelsweg von
Deutschland nach Italien hier hervorriefen, war natürlich ein mächtiges
Förderungsmittel künstlerischer Betriebsamkeit. Die Klöster und Kir-
chen des Landes, wie St. Paul, Maria-Rain, die Kirchen in Villacb, Gurk,
Friesach und viele, sind heute noch reich an Kunstwerken aller Art aus
vier Jahrhunderten, viele Privathäuser waren es ehedem, bevor die massen-
hafte Ausfuhr hier wie im benachbarten Salzburgischen auch diese Fund-
gruhen entleerte. Venetianische und Münchner Kunsthändler hatten hier
lange Jahre ein reiches Feld für ihre Nachsuchuugen, und das bairische
Nationalmnseum verwahrt so manches schöne Stück, das ein reger Eifer
über die Grenzen Oesterreichs zu entführen wusste. Von dem, was noch
im Lande und zumeist in festem Besitze geblieben, hat die Ausstellung
manches Interessante zur Schau gebracht.
Das schon oben genannte Kloster St. Paul hatte einige seiner
schönsten Stücke hierhergesendet, zwei gestickte Pluvialen in Flach- und
Perlstlch auf Stramin-Grund aus dem 13. Jahrh., das durch mehrfache
Publication bekannte prachtvolle gothisehe Reliquiar, zwei Hclzkreuze,
Mikrosculpturen von wunderbarster Vollendung aus dem 17. Jahrh., eine
Casula mit schöner Flachstickerei aus dem 16. Jahrh. etc.
Aus der Kirche von Möchling war hier ein merkwürdiges Holz-
sehnitzwerk zusehen, eine Art riesiger Reliquienschrein in Form einer
einsehitiigen gothischen Kirche mit weit vertretenden: Chore und thurm-
artigen Anbauten an den Ecken. Das Ganze ist etwa in einer Länge
von 6 Schuh und entsprechender Höhe aus aneinandergereihtem, reichem
und gnt erfundenem, durchbrochen gearbeitetem Masswerk gearbeitet. Es
soll als Einfassung des Grabes eines Stifters der Möchlinger Kirche ge-
dient haben, dem Kunstcharakter nach muss es etwa aus dem Ende
des 14. oder Anfang des 15. Jahrh. stammen. Die Tradition schreibt
seine Verfertigung einem Mönche des Klosters St. Paul zu; das mag
richtig sein, denn jedenfalls scheint es nicht dasWerk eines völlig kunst-
gerechten Meisters sondern eines Dilettanten, der über der Freude am Or-
nament die Nothwendigkeit einer architektonischen Onnstruction völlig
vergass. Gerade als das, was es ist, Hösst es, da so selten derartige Ar-
beiten aas jener Zeit auf uns gekommen sind, lebhaftes Interesse ein, und
rhewundernswerth bleibt die Phantasie, die in der Waldeinsamkeit eine
solche Fülle von ornamentalen Motiven zu combiniren und zu schaffen
Wusste.
Ein gothischer Schrank, ebenfalls etwa dem endenden 14. oder dem
23'