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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

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Einmal war das Oesterr. Museum bemüht - wir erinnern nur an die 
irn Museum abgehaltenen Vorträge von Professor Dr. F. Suess, an die 
Berichte über Tiroler Marmor - bisher war es mit seinen Bemühungen 
nicht sehr erfolgreich gewesen. Die vornehmen Besteller, wie die Künstler 
und die Marmorbändler - die beiden ersteren ungleich ihren Berliner Col- 
legen, - begünstigen den Marmor von Carrara, die Architekten die dem 
Marmor nahe stehenden Istrianer und Karst-Kalksteine. 
Auf der Ausstellung haben sich blos zwei Firmen eingefunden, die 
sich mit Marmortechnik beschäftigen - die Freih. v. Löwenstein'sche 
Mosaik, MarmorwaarenFabriksniederlage (vormals J. Robert) in Ober- 
alm bei Salzburg und A. Ohrfandl's Steinmetzgeschäft in Klagenfurt. 
Beide Ausstellungen verdienten der Aufmerksamkeit der Techniker beson- 
ders empfohlen zu werden. In Oberalm und in Klagenfurt wird gegen- 
wärtig die Marrnortechnik mit erhöhter Intelligenz betrieben; beide Firmen 
sind im Besitze von Marmorbrüchen, die in Salzburg in der Nähe von 
Oberalm, in Kärnten in Krosthal, Altendorf und Bleiburg liegen. Die 
Oberalmer Marmorfabrik hat in Wien eine selbstständige Vertretung, die 
Klagenfurter hingegen nicht. Ausser dem Marmor besitzt und verarbeitet 
Herr Ohrfandl noch Steinarten, die verdienten, hier näher kennen gelernt 
zu werden. Auf der letzten Grazer Ausstellung kamen sehr schöne Arten 
von Sandstein zur Geltung. 
Tiroler Marmor fehlt ganz und die Laaser Marmorbrüche haben 
hier kein Depöt, haben keine Vertreter und keine Preiscourants. 
Alle inländischen Marmorarbeiter werden durch die Rührigkeit und 
Geschäftsgewandtheit der mit den Carrareser Marmorhändlern in Verbin- 
dung stehenden Italiener übertroffen, die es vortrefflich verstehen, ihre 
Gegner und Rivalen bei Seite zu schieben und die! italienischen Marmor- 
arbeiten zur Geltung zu bringen. 
Nicht immer war es in Oesterreich so. Die Statuen im Schönbrunner 
Schlossgarten sind aus Tiroler Marmor; in den barocken Kirchen Oester- 
reichs Enden sich Arbeiten aus einheimischem Marmor von verschiedenen 
Farben und eminenten Qualitäten, deren Brüche selbst fast gänzlich ver- 
schollen sind. Uns scheint es, dass es hohe Zeit wäre, sich die Intelligenz 
und den Patriotismus der Theresianischen Zeit zum Vorbilde zu nehmen 
und der einheimischen Marmortechnik eine erhöhte Aufmerksamkeit zu 
schenken. S0 übel wäre es nicht, wenn die Handelskammern sich bemühen 
würden, die Marmorarten ihrer Bezirke auf der Wiener Weltausstellung 
zur Geltung zu bringen, und wenn die Statthaltereien neben politisch- 
administrativen Fragen auch nationalökonomische zum Gegenstande ihrer 
Amtsthätigkeit machen würden. 
E.
	        
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