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Einmal war das Oesterr. Museum bemüht - wir erinnern nur an die
irn Museum abgehaltenen Vorträge von Professor Dr. F. Suess, an die
Berichte über Tiroler Marmor - bisher war es mit seinen Bemühungen
nicht sehr erfolgreich gewesen. Die vornehmen Besteller, wie die Künstler
und die Marmorbändler - die beiden ersteren ungleich ihren Berliner Col-
legen, - begünstigen den Marmor von Carrara, die Architekten die dem
Marmor nahe stehenden Istrianer und Karst-Kalksteine.
Auf der Ausstellung haben sich blos zwei Firmen eingefunden, die
sich mit Marmortechnik beschäftigen - die Freih. v. Löwenstein'sche
Mosaik, MarmorwaarenFabriksniederlage (vormals J. Robert) in Ober-
alm bei Salzburg und A. Ohrfandl's Steinmetzgeschäft in Klagenfurt.
Beide Ausstellungen verdienten der Aufmerksamkeit der Techniker beson-
ders empfohlen zu werden. In Oberalm und in Klagenfurt wird gegen-
wärtig die Marrnortechnik mit erhöhter Intelligenz betrieben; beide Firmen
sind im Besitze von Marmorbrüchen, die in Salzburg in der Nähe von
Oberalm, in Kärnten in Krosthal, Altendorf und Bleiburg liegen. Die
Oberalmer Marmorfabrik hat in Wien eine selbstständige Vertretung, die
Klagenfurter hingegen nicht. Ausser dem Marmor besitzt und verarbeitet
Herr Ohrfandl noch Steinarten, die verdienten, hier näher kennen gelernt
zu werden. Auf der letzten Grazer Ausstellung kamen sehr schöne Arten
von Sandstein zur Geltung.
Tiroler Marmor fehlt ganz und die Laaser Marmorbrüche haben
hier kein Depöt, haben keine Vertreter und keine Preiscourants.
Alle inländischen Marmorarbeiter werden durch die Rührigkeit und
Geschäftsgewandtheit der mit den Carrareser Marmorhändlern in Verbin-
dung stehenden Italiener übertroffen, die es vortrefflich verstehen, ihre
Gegner und Rivalen bei Seite zu schieben und die! italienischen Marmor-
arbeiten zur Geltung zu bringen.
Nicht immer war es in Oesterreich so. Die Statuen im Schönbrunner
Schlossgarten sind aus Tiroler Marmor; in den barocken Kirchen Oester-
reichs Enden sich Arbeiten aus einheimischem Marmor von verschiedenen
Farben und eminenten Qualitäten, deren Brüche selbst fast gänzlich ver-
schollen sind. Uns scheint es, dass es hohe Zeit wäre, sich die Intelligenz
und den Patriotismus der Theresianischen Zeit zum Vorbilde zu nehmen
und der einheimischen Marmortechnik eine erhöhte Aufmerksamkeit zu
schenken. S0 übel wäre es nicht, wenn die Handelskammern sich bemühen
würden, die Marmorarten ihrer Bezirke auf der Wiener Weltausstellung
zur Geltung zu bringen, und wenn die Statthaltereien neben politisch-
administrativen Fragen auch nationalökonomische zum Gegenstande ihrer
Amtsthätigkeit machen würden.
E.