MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

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trefllicher Ausführung zu nennen, sowie den für den Grafen Edmund 
Zichy gefertigten schwarzen Wandkasten von Matyaschofsky, nach 
Zeichnung von H. Makart. Auch dieser Gegenstand hat es mit Vergol- 
dung und eingefügten alten Gemälden auf malerische Haltung abgesehen. 
Die eingelegte Arbeit mit Metall hat es nahe gelegt, sich auch in 
späterem Stile zu versuchen. Einige Damensecretäre von Schallhas 
und Trinkl streifen vom Stil Louis XVI. schon in das Empire hinüber. 
Aehnlicher Richtung gehört ein grosser Wandschrank von Zaida an mit 
Einlagen von Schildkror und mit vergoldeten Bronzebeschlägen. Auch 
die vortrefflichen Beule-Arbeiten von Kleihonz, Muster verschiedener 
Art, sowie die Ornamentation des Flügels von Grund, schliessen sich 
diesem Genre an, das gewiss wenige Jahre früher auf einer solchen Aus- 
stellung weit reicher vertreten gewesen wäre. 
Noch mehr fehlt es an Sitzmöbeln, die diesen, einst alles beherr- 
schenden Stilarten folgten. Vielleicht ist es für die Sitzmöbel noch schwie- 
riger, zur Renaissance zurückzukehren, als für die Stsndmöbel. Für die 
letzteren ist das constructive Princip ein festes, und was an ihnen zu 
ändern war, ist mehr Gliederung und Ornamentation. Bei den Sitzmöbeln 
aber streiten zwei Principien miteinander: das constructive und dasjenige 
der äussersten Bequemlichkeit, welches an Formen festhält, die in den 
Zeiten des Rococo geschaffen wurden und in structiver Beziehung einem 
gesunden Gesetz zuwider sind. 
Es ist wohl selbstverständlich, dass, wenn wir als Vorbilder für unsere 
Standmöbel die Aufmerksamkeit auf die Renaissance hinlenken, dasselbe 
auch für die Sitzmöbel gilt, obwohl wir zugeben, dass noch eine reichere, 
bequemere und unserem modernen Gefühl mehr entsprechende Ausbildung 
des Sitzmöbels denkbar ist, als sie uns in jenen Formen vor Augen tritt, 
welche uns die Renaissance hinterlassen hat. Aber diese Formen sind die 
Grundformen, von denen wir auszugehen haben. Neben ihnen wird das 
orientalische Princip der Ueberpolsterung und vollständigen Stoffverklei- 
dung, das im Divan seinen eigentlichen Ausdruck gefunden hat, in zweiter 
Linie zu berücksichtigen sein. Was die griechischen Sitzmöbel betrifft, 
so kann man von ihnen gewiss nicht sagen, wie von dem Geräthe der 
Kasten und Schränke, dass sie im Alterthum nicht zur vollendeten Aus- 
bildung gekommen wären. Im Gegentheil, ihre Formen sind sehr mannig- 
fach und reich geschmückt, aber sie sind ein so eigenes und eigenthüm- 
liches Genre, dass sie, um nicht Disharmonie zu bringen, die Gestaltung 
der ganzen Ausstattung und Decoration in gleicher Art bedingen. Und 
das würde uns, vvoraufvwir hier nicht weiter eingehen wollen, in der 
i modernen YVohnung zu mancherlei Unzukömmlichkeiten führen. Die mittel- 
alterlichen Sitzmlibel leiden an denselben Uebelständen wie die Standmöbel, 
und wir machen auch hier die gleiche Bemerkung, dass sie auf unserer 
Ausstellung nicht vertreten sind. 
Bedeutungsvoll den Sitzmöbeln der Renaissance gegenüber sind vor
	        
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