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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

ist zwar bemüht diese Apathie der Kronlands-Institute durch Filial-Aus- 
stellungen zu durchbrechen, und einigerrnassen Reformideen zur Förde- 
rung der Geschmacksbildung in den Kronländern zum Durchbruche zu 
bringen; aber noch ist sehr Vieles zu thun, um die dem Fortschritte ent- 
gegen stehenden Elemente in den Kronländem zu beseitigen. Auch die 
Gewerbe-Vereine thun selten und wenig, was in dieser Beziehung wün- 
schenswerth wäre. In den Sommermonaten halten dieselben gewöhnlich 
keine Sitzungen und auch in den Wintermonaten beschäftigen sie sich oft 
mehr mit nationalen und politischen, als mit gewerblichen Fragen. Erwägt 
man alle diese Umstände, - und die Zahl der hemmenden Elemente 
könnte noch bedeutend vermehrt werden, - so wird man nicht umhin 
können, dasjenige mit Anerkennung und Wohlwollen zu beurtheilen, was 
von einzelnen Ktonländern auf der Museal-Ausstellung geleistet wurde. 
Jeschwieriger es für einen strebsamen Geist ist, sich unter diesen Ver- 
hältnissen herauszuarbeiten, desto aufmerksamer müssen darnach die Lei- 
stungen beurtheilt sein, in denen das Bessere wenigstens angestrebt wird. 
Unter den Kronländern, die auf der Ausstellung erschienen sind, 
nehmen Deutschböbrnen und Tirol eine ganz hervorragende Stelle ein, - 
Deutschböhmen durch die grosse Anzahl von intelligenten Producten auf 
dem Gebiet der Glas- und Webindustrie, Tirol nicht blos durch die Glas- 
malereianstalt in Innsbruck, sondern auch durch eine stattliche Reihe spe- 
ciüsch künstlerischer Talente, die sich, wie seit jeher, so auch in unserer 
Zeit in diesem Gebirgslande vorfinden. 
In Wlien traten der Verwirklichung einer ktmstgewerblichen Aus- 
stellung mancherlei Umstände hemmend in den Weg. 
Seit längerer Zeit sind alle Künstler, Zeichner und Industrielle mit 
Aufträgen überhäuft, und sind daher nicht recht in der Lage gewesen, für 
eine Ausstellung, welche etwas exceptionelle Forderungen stellenmusste, 
Arbeiten in Angriff zu nehmen. 
Die Arbeiterfrage bereitete Manchen, die sich an der Ausstellung 
betheiligen wollten, schwere Sorge. Wenn schon für Arbeiten, die bestellt 
sind, nicht genug gute und willige Arbeiter zu finden sind, wie sollte 
'man noch Muth haben, selbstständige und bessere Arbeiten nur zu dem 
Zweck einer Ausstellung zu machen? Wie konnte man die Verpflichtung 
übernehmen, eine bestimmte Arbeit zu einem festgesetzten Termin fertig 
zu machen? Unter diesen sorgenvollen Ueberlegungen unterblieben einige 
Arbeiten; für Manche waren diese Erwägungen ein günstiger Vorwand, 
entweder die schon gemachte Anmeldung zurückzuziehen oder überhaupt 
gar nicht anzumelden. Händler, welche jede Gelegenheit vermeiden, die 
Künstler und Handwerker, die sie benützen, an das Licht der OeiTent- 
lichkeit treten zu lassen, schlossen sich diesem Kreise von Producenten 
gerne an. 
Dazu kommt der in Oesterreich, speciell auch in Wien herrschende 
Pessimismus. Sehr Viele sind bereit zu negiren und Opposition quand 
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