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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 76)

stischen Productionen entgegen kömmt, an welche sich insbesondere der 
Name eines renommirten Künstlers knüpft, das liegt wohl auf der Hand; 
aber auch in jenen Fällen, wo die Namen nicht genannt werden, sind es 
doch die Richtungen des Geschmackes oder des Styles, welche mit min 
derer oder grösserer Deutlichkeit hervortretend sich der Besprechung selbst 
darbieten. 
Eine eminente Stellung nimmt in dieser Reihe der Aussteller Pro- 
fessor O. König und seine Schule ein, die sehr zahlreich und in mannig- 
faltigen Richtungen vertreten ist. Bevor wir uns aber der Würdigung 
dieser Schule zuwenden, wird es nicht unpassend sein, die verschiedenen 
Richtungen in der kleinen Plastik zu besprechen, auf die soeben hinge- 
deutet wurde. 
Vorerst macht sich diese Erscheinung bemerkbar, dass gewisse an- 
tike Gegenstände mit Vorliebe gesucht werden, Venusfiguren, Faune, Bac- 
chanten u. dgl. Bei den meisten von diesen Figuren kömmt es uns vor, 
als ob bei denselben in erster Linie auf eine derb sinnliche Wirkung ge- 
rechnet wurde; von der Antike ist mehr das Schema hergenommen als 
der innere Geist. Die antike Kleinplastik huldigt der keuschen Muse der 
Schönheit; selbst in ausschweifenden Scenerien ist sie voll Grazie, sie trägt 
ausserdem noch dem Stolfe vollständig Rechnung, und vermeidet z. B. 
in der Metalltechnik gewisse schwere Formen, die mehr an den Stein und 
den Marmor, als an den Reiz von Bronze und Silber erinnern. Manche 
unserer Anhänger der antiken gehen entgegen den Traditio- 
nen der Antike auf stark naturalistische irkung aus und huldigen we- 
niger der Grazie als der Sinnlichkeit. Auch diejenigen Bildhauer, die mehr 
französische Vorbilder vor Augen haben, können sich dieser, ich möchte 
fast sagen, localen Richtung des Geschmackes nicht vollständig entziehen. 
Es ist daher auch sehr begreiflich, dass neben dieser die antiken Formen 
nachahmenden Kleinplastik, auch diejenige sich vielfach vertreten findet, 
die im eigentlichsten Sinne des Wortes naturalistisch ist. ' 
In selbstständigen Leistungen mag dieser Naturalismus, wenn er mit 
Geist und Humor gehandhabt wird, seine eigenthümliche Berechtigung 
haben, aber" in üner Verbindung mit einem Gefässe, Geräthe oder Ein- 
richtungsstücke ist derselbe fast immer von störendem Eindrucke. Denn 
bei allen Gegenständen der Art dominirt doch die Form und der Ge- 
brauchszweck. So stillos ist wohl kaum ein Object ähnlicher Art, dass 
damit ein plastisches Beiwerk rein naturalistisch durchgeführt in Verbin- 
dung gebracht werden könnte; selbst dann, wenn es sich um Geschenke, 
die für den Sport bestimmt sind, handelt, können wir einer solch natura- 
listischen Plastik nicht sonderlichen Beifall zollen. Aber ganz entschieden 
tadelnswerth scheint uns diese Richtung, wenn sie bei Prunkgefässen 
zur Anwendung kommt, welche für Tafelaufsätze oder Ehrengeschenke 
bestimmt sind. In beiden Fällen wird dadurch der künstlerischen Erßn- 
dungsgabe ein Artnuthszeugniss ausgestellt; denn "diese erweist sich in
	        
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