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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 85)

stand, auch einen Unterricht für Gewerbeangehorige im Zeichnen, Rechnen, in der Auf- 
satzlehre und in der Buchführung aufnahm. Die Genossenschaft ersucht nun um eine Sub- 
vention zu dem Zwecke, dass sie die Lehrmittel und die Lehrkräfte vermehren und so 
in ausgibigerer Weise wirken könne. Die Section erkennt es an, dass das Vorgehen der 
Genossenschaft sehr dankenswerth war. lm October d. J. wird jedoch bereits eine ge- 
werbliche Fortbildungeschule in Hernals erotfnet werden und da hiexnit der Genossen- 
schaft der Kautleute die fernere Fürsorge für den Unterricht der Gewerbslehrlinge abge- 
nommen wird, die materielle Unterstützung von Handelsschulen aber bei der gegenwär- 
tigen Gelegenheit ausser Betracht zu bleiben hat, so "lindet sich die Section nicht in der 
Lage, das Ansinnen der Genossenschaft zu befürworten. 
Die Section bespricht im Weiteren die Wünsche, welche von den Gemeindevorste- 
hungen diesfalls an die Kammer mitgetheilt worden sind. Hiebei hilt sie es für zweck- 
massig, die Gemeinden in der unmittelbaren Umgebung Wiens abgesondert und zwar in 
erster Linie zu behandeln, weil deren Bedürfnisse in Bezug auf gewerblichen Fachunter- 
richt von jenen entfernterer Gemeinden verschieden, dagegen mit den in Wien bestehen- 
den innig verbunden sind. 
Die Gemeinde Neu-Lerchenfeld hat die Ausbildung der sehr zahlreichen ge- 
werblichen Jugend, für die bisher weder eine Gewerbe-, noch eine Fortbildungsschule er- 
richtet war, wenigstens einigermassen dadurch zu fordern gesucht, dass sie eine blfentliche 
Zeichenschule errichtete und nach Krähen ausstattete. Leider ist es derßemeinde, welche 
in letzter Zeit wegen der hoch angewachsenen Ausgaben für Schulzwecke bereits in ein 
Deficit gerathen ist, nicht möglich, die vollen jährlichen Kosten der Zeichenschule zu 
tragen, während andererseits die meistens vom kleinen Gewerbestande gesendeten Schüler 
das mit l fi. monatlich bemessene Schulgeld nicht zahlen können. Unter solchen Umstan- 
den ist der Besuch ein äusserst geringer, der Nutzen der Schule sehr beschrankt und es 
konnte dieser nur dann gehoben werden, wenn mit gänzlicher Aufhebung des Schulgeldes 
ein stärkerer Zutiuss von Schülern stattfande. Die Schulgeldauthebung wurde aber wegen 
der ungünstigen Vermögensverhältnisse der Gemeinde erheischen, dass der angestellte 
Zeichnenlehrer aus Staatsmitteln honorirt werde, zu welchem Zwecke die Kammer um Ver- 
Wendung bei dem Ministerium ersucht wird. 
Die Section befindet sich hier in demselben Falle wie bei dem Ansuchen der Ge- 
nossenschait der Kauilcute im Bezirke Hernals und sie kann, so gerne sie auch das Ver- 
dienstliche der vvon der Gemeinde Neu- Lerchenfeld durch die Eröffnung einer Zeichen- 
schule geaussertcn Fürsorge anerkennt, deren Wunsch mit Rücksicht darauf nicht befür- 
worten, dass demnächst im Bezirke Hernals eine gewerbliche Fortbildungsschule eröffnet 
werden soll, die dann auch den Gewerbeangehörigen in Ncu-Lerchenfeld einen umfassen- 
den Unterricht nicht blos im Zeichnen, sondern überdies in verschiedenen anderen noth- 
wendigen Fächern bieten wird. 
Der Wunsch der Gemeinden Sechshaus und Rudolfsheim, es möge im Be- 
zirke Sechshaus, mit Rücksicht auf die ansehnliche chemische Industrie, so wie auf die 
Färberei und Druckgei, eine Fachschule für diese Zweige errichtet werden, geht bekannt- 
lich seiner Erfüllung bereits entgegen. 
Die Gemeinde Unter-Meidling macht ebenso wie die Gemeinden Hernals und 
Ottakring in ihrer Erwiederung auf die hierortige Anfrage keinen Wunsch bezüglich 
einer Fach- oder Fachzeichenschule geltend und es scheinen ihr die gewerblichen Fort- 
bildungsschulen im Bezirke Sechshaus zu genügen. Wohl aber ist der Gemeinde daran 
gelegen, dass an zwei iieissige Schüler der letztgenannten Anstalten Stipendien zum Besuche 
der Kunstgewerbeschule am k. k. Museum verliehen werden , und sie hat sich deshalb 
mit den übrigen Gemeinden des Bezirkes Sechshaus dem hierauf abzielenden Einschreiten 
des dortigen Handels- und Gewerbevereins angeschlossen. Die Section kann in Erw 
des grossen praktischen Nutzens, welchen die Kunstgewerbeschule durch'die vorzügliche 
Ausbildung von Arbeitskräften schon gestiftet hat, nicht umhin, die Erspriesslichkeit sol- 
cher Stipendien zu betonen und den Wunsch zu äussem, dass dem Ministerium eine aus- 
giebige Verleihung, insbesondere aber auch die Fundirung wenigstens einiger derartigen 
Stipendien für die Dauer möglich sein möge. 
Uebergehend auf die entfernter gelegenen Gemeinden, bemerkt die Section, dass in 
Mödling dermalen eine Sonntags-Gewerbezeichenschule besteht, wie auch mit der Volks- 
schule eine Zeichenschulc verbunden ist. Urn aber die Wirksamkeit beider Zeichen- 
schulen zu erhöhen, warc die Vermehrung der Zeichenvorlagen und "Modelle nothwendig, 
weshalb die Gemeindevertretung das Ansuchen um eine Subvention aus Staatsmitteln 
stellt, ein Ansinnen, welches die Section vollkommen berücksichtigenswerth Endet. 
Von der Gemeinde Bruck an der Leitha wird zugegeben, dass eine Fach- oder 
Fachzeichenschule für die Entwicklung der Gewerbe in jener Gegend, unter welchen 
speciell das Steinmetzgewerbe genannt wird, vortheilhaft und somit höchst wünschens- 
werth Ware, doch seien keine Mittel zur Dotirung einer solchen Schule vorhanden. Die 
Section glaubt hier erinnern zu sollen, dass die Fachschulen, wo ein Bedürfniss besteht,
	        
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