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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 85)

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An der gegenwärtigen Zeichnenschul-Ausstellung nehmen x70 Orte 
in Württemberg mit fast 400 Schulen Theil, Zahlen, die für den günstigen 
Stand des Unterrichtes in Würtemberg so deutlich sprechen, dass es nicht 
nöthig ist, einen Comruentar davon hinzuzufügen. 
Die Ausstellung ist so organisirt, dass man eine klare Einsicht in 
den Lehrstand und die Leistungsfähigkeit jeder einzelnen Schule enthält. 
Jede Schule hat einen angemessenen Raum; der Ort, die Schule, die 
Schülerzahl ist überall deutlich und bestimmt angegeben; auf jeder ein- 
zelnen Zeichnung wieder ist der Name des Schülers, sein Alter, sein Ge- 
werbe, die Zeit, innerhalb welcher dieselbe fertig gemacht wurde und der 
Name des Lehrers angegeben. ln den Portefeuilles liegen ausserdem noch 
die Zeichnungen der betreffenden Schule zur Einsicht auf. 
Zur Beurtheilung dieser Schulausstellung ist eine Commission nieder- 
gesetzt, bestehend aus einigen durch Talent und Unabhängigkeit der Ge- 
sinnung ausgezeichnete Lehrer, unter dem Vorsitze des Präsidenten der 
Centralstelle in Stuttgart. Diese Commission ist berechtigt, sich durch 
Fachmänner von Fall zu Fall zu verstärken, wenn es nöthig ist, eine Fach- 
autorität noch zu hören. Männer, welche nicht inmitten der Praxis des 
Zeichnenunterrichtes stehen, haben in Württemberg gar keinen Einfluss 
auf das Gebiet des gewerblichen Zeichnenunterrichtes. Gegen den Schluss 
der Ausstellung werden sämmtliche betheiligte Lehrer einberufen, es wer- 
den ihnen die Censuren der Commission mitgetheilt und Berathungen über 
das gepflogen, was nach den Resultaten der Ausstellung zur Förderung 
des Zeichnenunterrichtes in den Schulen Württembergs geschehen kann. 
Mehrere Punkte treten besonders deutlich und bezeichnend bei 
dieser Ausstellung hervor. ln erster Linie ist die umfassende Art zu er- 
wähnen, mit welcher der Zeichnenunterricht in den Volksschulen ge- 
geben wird. Hier zeigt es sich recht deutlich, wie alle Fortschritte in 
Fortbildungsschulen, Realschulen und ähnlichen Mittelschulen auf einer 
wohlorganisirten Volksschule überhaupt beruhen. Für diese Mittelschulen 
ist die Volksschule das, was für die Universitäten die Gymnasien sind. 
Wie eine gedeihliche Entwickelung der Universitäten ohne gute Gym- 
nasien kaum denkbar ist, so hängt jedwede Entwickelung der Mittelschu- 
len, welchen Namen sie auch haben mögen, von der Volksschule ab. 
Mit Leuten, die eben an der Volksschule nicht gut unterrichtet wor- 
den sind, ist es schwer, in den Mittel- und Fortbildungsschulen vorwärts 
zu kommen. Der Zeichnenunterricht in den Volksschulen in Württemberg 
hat in den letzten Jahren an Ausdehnung und Methode gewonnen und zu 
letzterer haben nicht wenig die Herdtldschen Vorlagen mitgewirkt. 
ln den gewerblichen Fortbildungs- und Fachschulen des Landes ist 
durchschnittlich Gutes, in manchem Einzelnen auch Ausgezeichnetes ge- 
leistet worden. Die Schulen in Stuttgart nehmen selbstverständlich die 
hervorragendste Stelle ein; aber auch die Schulen von Geisslingen, Ulm,
	        
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