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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

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Gläschen gesammelt sehen. Die schwarze Farbe ist nun aber trotz der 
geschilderten Dtinnigkeit des Auftrages von der ausserordentlichsten Wider- 
standskraft. Sie bleibt vom Feuer, auch in dem stärksten Gebläse, völlig 
unberührt und ist ebenso unangreifbar durch die kräftigsten Säuren, wie 
Schwefelsäure, Salzsäure u. s. w. Nur durch Anwendung von Flusssäure 
(Fluor-Wasserstoff, aus Flussspath und Schwefelsäure) gelang es, sie auf- 
zulösen und Herr College l-Ilasiwetz hält denjenigen Bestandtheil, der sich 
bei dieser Analyse, deren Spur Sie auf dem Boden des kleinen Gefässes 
bemerken, für Magneteisenstein: ein Material, welches den Griechen jeden- 
falls leicht zur Verfügung stand; es ist bekanntlich eines der weitest ver- 
breiteten Eisenerze. Eine besondere Schönheit des schwarzen Ueber- 
zuges besteht in seiner sanften Glätte und in seinem milden, dem Auge 
wohlthuenden Glanz. ln dieser Beziehung ähnelt er dem Firniss der 
japanesischen Lackwaaren, nur dass der Lack nicht feuerbeständig ist, wie der 
Firniss der Vasen. Das tausendjährige Liegen in der Erde hat dem letzteren 
ebenfalls gewöhnlich nicht im mindesten geschadet; wenn er auch etwas 
blind geworden ist, so kann man ihn, wie Lackwaaren, durch Reiben mit 
einem trockenen Tuche oder Leder jeden Augenblick wieder so glänzend 
machen, wie wenn er soeben aus dem Ofen gekommen wäre. Denn, um 
das noch hinzuzufügen, was freilich auch wohl aus dem eben Gesagten 
schon gefolgert wurde: nachdem Auftragen der schwarzen Farbe wurde 
das Gefäss einem zweiten Brennen ausgesetzt. - Sie können sich die 
Vorzüglichkeit dieser attischen Technik vollends klar machen, wenn sie die 
modernen Producte, welche Imitationen antiker Thongefässe sein sollen, 
mit den echten Vasen vergleichen. Eine Auswahl solcher modernen Ver- 
suche sehen Sie hier. Bei den Einen hat man wenigstens den Charakter 
der Thonwaare festgehalten, der Thon selbst ist nicht schlecht bereitet 
und gebrannt; aber der schwarze Ueberzug ist ganz pechig, ohne jeden 
Glanz, fühlt sich erdig an und gibt den Vasen etwas Gewöhnliches und 
Rohes. Die besten Producte dieser Art sindWedgwood-Waaren. Die Andern 
übertragen die Decoration der antiken Thonvasen auf Porcellan, reissen 
den Styl damit von seinem natürlichen Boden los und verletzen dadurch 
jedes feinere Gefühl. Denn die an einem bestimmten Material entwickelte 
und in ihm begründete Technik darf nicht ohne Weiteres einem andern 
Material angeheuchelt werden. Das ist ein Elementarsatz der Styllehre, 
der Ihnen so häufig schon von dieser Stelle aus dargelegt worden ist, der 
aber unseren Herren Fabricanten durch die Sucht, etwas Neues, nur stets 
etwas Neues zu machen, immer wieder aus dem Gedächtniss kommt. 
Ich kehre in die Werkstatt der Alten zurück. Bei der Menge des 
kleinen gewöhnlichen Thongeschirrs begnügte man sich mit dem schwarzen 
Firnissüberzug; aber bei den grösseren, für den Schmuck des Hauses 
oder für den Todtencultus bestimmten Vasen - und die grosse Mehrzahl 
scheint nur die Bestimmung gehabt zu haben, den Todten in die Grabes- 
wohnung mitgegeben zu werden, - bei diesen Schmuck- und Prunkge-
	        
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