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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 86)

den Wäldlern, wie sich der an Sprache, Tracht und Sitten eigenthümliche 
Menschenschlag selber nennt, nicht viel anzutreffen, obwohl es ihnen an 
Begabung dazu eben nicht mangelt, sind sie doch überhaupt aufgeweckte 
und praktische Leute. In alter und neuer Zeit gingen Künstler aus diesem 
Völkchen hervor, aus Egg der 1866 in Rom verstorbene Maler Konrad 
Dorner; aus Ellenbogen die Schülerin Schwanthalefs M. Katharina 
Felder (1- 1848 in Berlin); aus Schwarzenberg Johann Kaufmann, Vater 
der berühmten Angelica, welcher 1782 starb; Johann Fink, ein viel ver- 
heissendes Talent, den seine Landsleute nach Rom zur weitern Ausbildung 
sandten, wo er 1- 1846; aus Wolfurt der Maler Gebhard Flatz; aus Reute 
der Verwandte Angelica's, Peter Kaufmann, welcher in Rom bei 
Canova lernte und treßiiche Porträtbüsten fertigte, 1- in Weimar 1829 
als l-lofbildhauer; aus Au Wendelin Moosbrugger, der an der Mann- 
heimer Akademie studirte, dann Hofmaler in Württemberg wurde, histor. 
Genrebilder und Porträts malte und 1849 in Aarau starb. Sein Enkel 
Friedrich starb als Genremaler in Petersburg 1830, dessen Bruder Joseph, 
gob. 1810, wirkt als Landschaftsmaler in Konstanz; aus Dornbirn stammte 
Joseph Romberg, Professor des Münchner Polytechnikums und geschätzter 
Maler, 1' 1855; aus Au die Architekten Christian und Peter Tum im 
vorigen Jahrhundert; der letztgenannte baute das Münster, einen Theil 
des Klosters und die Bibliothek in St. Gallen, 1756-1766, u. v. a. Rings 
im Lande sind auch Reste einer erfreulichen älteren Kunstthätigkeit zu 
bemerken. 
Die Bevölkerung zeigt mancherlei Begabung für Schnitzlerarbeiten, 
doch geht diese Thätigkeit nicht über die Hausarbeiten hinaus. Diejenige 
Beschäftigung, welche allein den Namen einer Kunstindustrie einigermassen 
verdiente, ist die Handstickerei der Frauen und Mädchen, eine Haus- 
industrie, welche neben den Geschäften der Wirthschaft allgemein geübt 
wird. Aehnlich, wie bei den armen Bewohnern des Grödnerthales in Tirol 
sich eine bescheidene Hausindustrie der Frauen begründete, welche in An- 
fertigung gewisser Stickereien bestand, so war man auch imßregenzer- 
walde bemüht, dem Nothstande der wenig fruchtbaren Gegend durch 
Einführung einer derartigen Nebenbeschäftigung im Hause etwas abzuhelfen. 
Die Stickerei ist in Nachahmung der Verhältnisse in der Schweiz, Canton 
Appenzell, namentlich jener von Inner-Rhoden in Vorarlberg eingeführt 
worden, wo sie indess als Hausindustrie, nicht als Fabriksarbeit betrieben 
wird. Natürlich waltet auch zwischen den hier und dort erzielten Preisen 
ein bedeutender Unterschied. Eine Stickerin im Bregenzerwalde erschwingt 
täglich 'f_.,-'f„ Francs. Dagegen verdienen die Stickerinnen von Inner- 
Rhoden in der Schweiz jährlich an 50.000 Frcs. und der Lohn der Fabriks- 
arbeiter in Appenzell wird in einem mittelmässigen Jahre auf 20.000 Frcs. 
berechnet. 
Die Unternehmer der Bestellungen, wodurch den Bregenzerwiildle- 
rinnen Arbeit zugeführt wird, sind Schweizer und französische Handels-
	        
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