;68
zu erstatten. Herr Prof. Teirich hat sich demgemäss im October d. J.
an Ort und Stelle begeben und das Ergebniss seines Besuches in einem
Referate vorgelegt, dessen hauptsächlichen Inhalt wir nachfolgend zur
Kenntniss bringen.
Nach eingehcndcm Studium der dort herrschenden Verhältnisse hat
auch der Berichterstatter die Uebcrzeugung gewonnen, dass eine system-
mässige Vornahme der Arbeiten bchufs der Gewinnung jenes prachtvollen
Materiales, welches die Laaser Brüche darbieten, für die Architektur und
die Decorationsarbeiten auf dem Gebiete der Baukunst in Oesterreichi ein
wichtiges Moment für die Zukunft bilden müsse. Das Material steht in
der That dem Carrara-Marmor mittlerer Sorte, welcher gegenwärtig zur
Verwendung für architektonische Ornamente massenhaft nach Oesterreich
importirt wird,_ durchaus nicht nach. Seine treBlichen Eigenschaften,
namentlich zur Anfertigung baulicher Details, dürfte dem Materiale, sobald
es nur in weiteren Kreisen bekannt ist, die grösste_Verbreitung sichern.
ln Baiern hat man es vor einer Reihe von Jahren schon zu den oma-
mentalen Theilen der Bildhauerarbeiten an der Glyptothek und Walhalla
zu benützen verstanden.
Daher thut vor allem die Heranziehung einer grössern Anzahl von
handwerklich geschulten Arbeitskräften noth, um den Marmor in den er-
forderlichen Quantitäten liefern zu können. Diesem Mangel könnte eben
nur die Errichtung einer guten Zeichnen- und Mudellirschule abhelfen.
Auch wäre nöthig, dass die bisherigen primitiven Transportverhältnisse
einer passenderen Weise weichen müssten.
Die Laaser Brüche befinden sich im Besitze, resp. im Pachtbesitze
des Herrn Steinhäuser, des Sohnes des bekannten Bildhauers Prof.
Steinhäuser in Carlsruhe. Unter der Leitung des gegenwärtigen In-
habers hat die Production sowohl in materieller als künstlerischer Be-
ziehung bereits einen sehr nennenswerthen Aufschwung genommen. Die
Bestellungen nehmen in letzter Zeit bedeutend zu und wieder ist es
Deutschland, welches also nicht nur das Rohmaterial aus Tirol zu be-
ziehen wusste, sondern auch die technische Ausführung seiner Bildhauer-
arbeiten den in iLaas thätigen Kräften anvertraute. So ist für Cassel der
kolossale Löwe, für Heidelberg eine Kanzel, für Carlsruhe ein Grabmal
jüngst in Laas vollendet worden, selbst aus Rom kam die Bestellung
eines Altares. Herr Steinhäuser gleichwie die Gemeinde haben das regste
lnteresse für die Gründung einer Schule von der erwähnten Tendenz,
wodurch die schon vorhandenen Kräfte, sowie neue für die höhere Aus-
bildung der dortigen Kunstindustrie tüchtig gemacht werden könnten.