zugestalten ist und doch kunstgerecht und stylvoll bleibt, diesen Weg
konnten nur Künstler zeigen. Und dieses war die zweite Aufgabe der
Kunstgewerbeschule und ihrer Lehrer, eine Aufgabe, welche sie vollständig
erfüllt haben, und nicht blos für Oesterreich, sondern auch für viele andere
Länder, die unserem Beispiele gefolgt sind. Ja selbst Nordamerika erklärt
heute sich von den englischen Vorbildern loszusagen und sich unserem
Vorgehen anzuschließen.
Es ist ein großes Verdienst Eitelbergefs, sofort für die Kunst-
gewerbeschule die rechten Männer - ich brauche sie an dieser Stelle
nicht zu nennen - herausgefunden zu haben, die mit dem vollsten Ver-
ständniss für die alten Muster, selber von ihnen lernend, unter sich und
mit uns in voller Harmonie lehrten und dem Gewerbe wie der jungen
Generation die richtigen Wege zeigten. Alsbald füllten sich auch die
Räume der Schule, und es stellte sich eine lebendige Verbindung zwi-
schen Schule und Gewerbe ein.
Mit der Kunstgewerbeschule war nun der Umfang dessen, was zur
Vervollständigung des Museums nach seinem Londoner Muster und Vor-
gänger nothwendig war, geschlossen. Aber noch befanden sich Samm-
lungen wie Schule in ganz unzulänglichen provisorischen und noch dazu
getrennten Localitäten. Das Museum musste wie seine festen Samm-
lungen, so auch seinen festen und ausreichenden Sitz haben, sein eigenes
Gebäude, in welchem es sich ausbreiten und eine Thätigkeit, z. B. in
Bezug auf Specialausstellungen, entfalten konnte, welche ihm in den
engen Räumen des Ballhauses versagt war. Wieder eine neue Aufgabe
für Eitelberger, die in den ersten Jahren fast aussichtslos schien, nun
aber ebenfalls unter besonderer Mitwirkung des Curatoriums glücklich
gelöst wurde. Im Jahre 187i stand dieses Haus, architektonisch eine
Schöpfung Ferstel's, vollendet da und nahm Museum und Schule zugleich
in sich auf. Aber der letzteren. die unvermuthet und fast möchte man
sagen, unerwünscht große Dimensionen in der Schülerzahl annahm,
wurden die Räume zu eng und es wurde ihr das eigene Gebäude nebenan
errichtet. Auch dieses hat nicht ausreichen wollen, da nunmehr Lehr-
ateliers für Porzellan-, Fayence- und Emailmalerei, für Holzschnitzerei,
für Metalltechnik, eine chemische Versuchsanstalt, eine Radirschule hinzu-
kamen, und die Vorbereitungsschule musste - leider - auswandern
und sich ein neues Heim suchen, das sie erst in den jüngsten Tagen
gefunden hat.
Erst mit dem Neugebäude der Schule hatte das Museum seine
letzte Vollendung äußerlich erreicht. Dem längst gehegten Wunsche nach
Specialausstellungen, der regelmäßigen Schulausstellung, der Weihnachts-
Ausstellung, den Vorlesungen, dem Allen konnte räumlich genügt werden.
Mittlerweile aber - es waren mehr denn zehn Jahre verflossen - hatten
sich die Dinge der Welt auf unserem Gebiete gar gewaltig verändert.
Die Bewegung, zu welcher die Gründung des South-Kensington-Museums