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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 1)

gestellt, welche in Spanien besonders beliebt sind; in derselben figuriren 
Madonnen, Apostel und Heilige in erster Reihe, dann Cardinaltugenden, 
Elemente, Jahreszeiten und Monate, die spanischen und amerikanischen 
Königreiche, welchen man verschiedene Thiere: Tiger, Leoparde, Kroko- 
dile, Schildkröten, Affen u. dgl. beifügen könne. Die Wappen der spa- 
nischen Königreiche wären in dem neuen Atlas zu finden. 
Wie in diesem mussten gewiss auch in anderen Fällen die böhmischen 
Glashütten dem Geschmacke und den Forderungen anderer Länder Rech- 
nung tragen. 
Die Scheidung des Materials wird auch besonders dadurch erschwert, 
dass böhmische Erzeugnisse auch auf solche Plätze exportirt wurden, wo 
eine verwandte Production bestand. 
Dies gilt besonders von Bayern, speciell Nürnberg. Die Nürnberger 
Schleifer haben jedoch immer nur den glatten Körper vorgezogen; der- 
selbe ist niemals abgekantet (zahlreiche Beispiele im Gewerbemuseum zu 
Nürnberg und Nationalmuseum in München) und auch an dem aus 
hohlen Kugeln und Puffen gebildeten Ständer kommt selbstverständlich 
keine Facettirung u. dgl. vor. Falls der Charakter des Objectes dafür 
spricht, so stehe ich nicht an, dasselbe für böhmisches Fabricat zu halten, 
wenn es auch auf weit entfernte Persönlichkeiten Bezug haben sollte. 
Manches mit Wappen gezierte Gefäß ist auch nicht von dem Be- 
treffenden, dessen Namen es führt, selbst bestellt worden, sondern es 
wurde ihm von anderer Seite verehrt, und öfters hat man die Wappen 
und Inschriften erst nachträglich eingravirt, wie es die vielen Objecte 
beweisen, an welchen bis heute das zur Aufnahme des Wappens u. dgl. 
bestimmte Feld leer steht. 
Der kleineren und größeren Unterschiede beim geschliffenen Glase, 
was Masse, Form und Decor betrifft, gibt es viele, denn es gab ja im 
17. und t8. Jahrhundert eine Unzahl von Glashütten, welche selbstver- 
ständlich nicht alle über gleiches Material und gleichartige künstlerische 
Kräfte verfügten. 
Was die Masse betrifft, so bringt dem Gefäße aus Krystallglas eine 
farbige Abwechslung, von der Vergoldung abgesehen, nur der rubinrothe, 
mitunter blaue, oder mit Aventuringold versehene Glasfluss, aus welchem 
die spiral- und zapfenförmigen Verzierungen des Fußstengels und des 
Deckelknaufes gebildet sind. Da mir nun weder auf älteren Arbeiten, 
welche auf Schlesien hinweisen, noch an späteren, die specifisch schlesisch 
zu nennen sind, Glasfiuss-Spiralen vorgekommen sind, so glaube ich 
dafür halten zu können, dass mit denselben versehene Gefäße speciell in 
Böhmen entstanden sind. Daraus darf allerdings nicht gefolgert werden, 
dass im umgekehrten Falle, wo die Spirale nicht vorhanden ist, das Ent- 
standensein des Objectes in Böhmen ausgeschlossen sei. Die Verwendung 
der Spirale hat sich auch wohl auf die benachbarten Glashütten Ober- 
österreichs erstreckt; einen' analogen Fall bildet auch die Erzeugung
	        
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