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Bei Eisenau, das Eisenhammerwerke in Betrieb setzt, treten die beiden Berge Sekatura
(731 Meter) und Rnnku Preszaka (1137 Nieter) so nahe aneinander, daß nur durch
Felsensprengungen die Schienenstraße gewonnen werden konnte. Endlich öffnet sich
uns das Thal der kleinen Stadt Kimpolung, die bei ihrer geringen Breite von
1000 Schritten nicht weniger als sieben Kilometer Lange zählt. Die Höhen rechts, die
uns bisher meist kahle Wandslächen zeigten, schwinden allmälig, um in einiger
Entfernung in Felder und Gärten tragende Hügel zu übergehen; erst nach mehreren
Kilometern (bei Pozoritta) werden sie wieder unsere stattlichen und reichbewaldeten
Begleiter. Die Höhen südlich, die continuirlich fortlaufen, gewinnen immer mehr an Höhe
und Mächtigkeit, wenn sie sich auch etwas entfernter hinstellen. Diese ihre etwas
bescheidenere Haltung kommt uns trefflich zu statten, denn sie gestattet uns eine aller
liebste Fernsicht, die einem schönen Gemälde, reich an dom- und kuppelförmigen Bergen,
gleicht. Im Vordergründe heben sich der Rnnku (1142 Meter), die Bvdia (1082 Meter) und
die Kukoara (934 Meter) empor; hinter diesen sieht man die Wellenlinie anderer Berge,
namentlich die Kuppe des herrlichen Raren (1653 Meter), der von Kimpolung acht
Kilometer in der Luftlinie entfernt ist. Südlich in der Mulde des Gebirges liegt auf
rumänischer Seite das kleine Kloster Raren, das von drei griechisch-orientalischen Mönchen
bewohnt wird. Oberhalb des Städtchens Kimpolung, wo Kronprinz Rudolf am 9. Juli
1887 den Grundstein zur St. Nikolauskirche legte, liegt Sadowa, theils im Moldawathal,
theils an dem Bache gleichen Namens an den Berglehnen der Pietroassa und der Higia,
worauf wir zum Kupferbergwerk Pozoritta gelangen. Der Ort liegt in einem förmlichen
Kessel, gebildet von massiven Sandfelsen, die Pyramidenförmig aus dem Thal heraus
wachsen wie die Thürme eines mittelalterlichen Bergschlosses. An die beiden südwestlich
isolirt dastehenden Berge Adam (1047 Meter) und Eva (1009 Meter) knüpfen sich
Volkssagen. Von Pozoritta und Louisenthal, zwei Ortschaften, die zur Förderung der
Bergwerksindustrie von Deutschen besiedelt wurden, beginnen die Thalverengungen, die
bis zur Ursprungsgegend der Moldawa sich fortsetzen, überall von namhaften Höhen
begrenzt werden und Straßenanlagen nur spärlich gestatten.
Bistritzathal. Die Reichsstraße, die uns durch das untere Moldawathal bis
Pozoritta geführt, lenkt jetzt südwestlich ein und läuft unter stets zunehmender Steigung durch
das Thal des Putnabaches nach Süden. An einer Militär-Barake vorbei, gelangen wir
in die Poststation Vale-Putna. Das kleine Dorf ist herrlich situirt am Fuße eines
langgestreckten Berges, des Strinsul, 877 Meter hoch; der Berg selbst zählt 1377 Meter.
Wir übersteigen den Rücken der Lnczinakette. Das Mestekanester Joch, das hier die
Chaussee 1099 Meter über dem Niveau des Meeres trägt, ist seiner kühnen Übersteigung
wegen weit bekannt. Die Chaussee ist stellenweise — wo die Wildbäche es nothwendig