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Constantin den Großen hervorgebracht hat, lässt sich nach dem heutigen Stande unserer
Denkmalerltunde nicht genau beantworten. So viel steht aber fest, dass Byzanz seit jeher
mit den griechischen Colonien am Schwarzen Meere in Zusammenhang gestanden und
gleich diesen einen gewissen Antheil an der Befriedigung der Kuustbedürfnisse der
landeinwärts sitzenden Barbaren genommen hat.
Man denke sich nun in die Lage Kaiser Trajan's im "Momente des Entschlusses,
ein monumentales Tropaeum unfern der Donaumündungen aufzurichten. Den Entwurf
im Großen mochte nach BenndorPs ansprechender Vermuthung der berühmte Baumeister
Trajan's, Apollodor, geliefert haben; wem war aber die Ausführung im- Einzelnen anzu-
vertrauen? Die im Heere vorhandenen künstlerisch geschulten Kräfte reichten kaum
aus, um den wichtigsten Theil - die Bekronung - in der gegebenen Frist zu bewältigen.
Was natürlicher, als dass sich den Kaiser an die nächstbesten Künstler gewendet hat,
die vom Donau-Delta aus erreichbar waren. Das waren aber die Kunsthandwerker in
den griechischen Städten am Schwarzen Meere (z. B. Tomi, Olbia), die nun der ihnen
gestellten architektonisch-decorativen Aufgabe in ihrer langst von orientalischem Zier-geist
beherrschten Weise gerecht werden konnten, in den ungewohnten Reliefsculpturen hin-
gegen gegenüber den römischen Steinmetzen merklich abfallen mussten.
amit erschließt sich aber auch erst die volle kunsthistorische Bedeutung, welche
das Monument von Adamklissi und seine Publication in Anspruch nehmen dürfen, - eine
Bedeutung, die unseres Erachtens nich-t leicht überschätzt werden kann. Es ist uns da-
durch zum ersten Male Kenntniss geworden von einer nbyzantinischenn Kunst, die lange
vor der Vorrückung der Stadt Byzanz unter die maßgebenden Städte des Römerreichs
geblüht hat. Wir haben den unwiderleglichen Beweis gewonnen, dass der Process der
DIECFEDZlTUHg einer osirömischen Kunst gegenüber der gemeinsamen spätrötnischen
Antike in seinem Werden und seiner frühesten Entwicklung in Zeiten zurücvkreicht,
welche der Ost und West austauschenden und verknüpfenden Hellenistik noch verhalt-
nissmäßig nahe liegen. Es erscheint endlich ein ebenso überraschendes als willkommenes
Licht geworfen auf jene zahlreichen, in Südosteuropa gefundenen Denkmäler des Kunst-
gewerbes, zu denen u. A. auch der Schatz von Petrossa gehört, und die man längst mit
der byzantinischen oder selbst mit einer asiatischen Kunst in Verbindung gebracht hat,
ohne dass es bisher gelungen wäre, ihre Herstellung in einer wissenschaftlich befriedi-
genden Weise zu lccalisiren. Mindestens die ältesten dieser ngothischenu Schmuckstücke
u. s. w. sind offenbar aus den gleichen Werkstätten hervorgegangen, deren Arbeiter auch
die Verzierungen an der Ringmauer des Monuments von Adamklissi, den Rankenfries
mit den dacischen Thierköpfen, die Barbarentiguren mit den eigenthü-mlichen, nur ein-
geborenen Kunsthandwerkern in so gründlicher Weise vertraut gewordenen Typen und
Trachten u. s. w. in Stein gehauen haben.
Haben wir aber nach dem Gesagten in dem Trajans-Denkmal von Adamklissi in
der That einerseits den monumentalen Repräsentanten eines bisher nur aus Hervor-
bringungen kunstgewerblicher Natur bekannt gewordenen Kunstgebietes, anderseits einen
unmittelbaren, wenn auch ungeahnt frühzeitlichen Vorläufer der späteren byzantinischen
Kunst zu begrüßen, so glauben wir damit die Berechtigung erwiesen zu haben, der
Publication dieses Denkmales den Rang eines kunstgeschichtlichen Ereignisses zuzu-
erkennen. A. Riegl.
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Ein orientalischer Teppich vom Jahre izoz n. Chr. und die ältesten
orientalischen Teppiche. Von Alois Riegl. Mit 2 Farbentafeln und
16 Textillustrationen. Berlin, Georg Siemens, 1895. Fol. 33 S. M. 8.
Die vorliegende Publication besteht aus vier Abhandlungen, zu deren jeder glück-
liche Funde und Entdeckungen des Verfassers Veranlassungen wurden, die sich aber zu
einem einheitlichen inhaltsvnllen Ganzen zusammenschließen. Das Hauptergebniss des-
selben liegt darin, dass die Geschichte des orientalischen Knüpfteppiches zunächst durch
ein unmittelbares, dann durch ein mittelbares Zeugniss um zwei Etappen, Alles in Allem
um einen Zeitraum von fast 1000 Jahren vorgerückt wird. Die Möglichkeit, dass unter
den uns erhaltenen orientalischen Knupfteppichen einer oder der andere aus dem Mittel-
alter stammt, war schon früher vorhanden, aber nicht beweisbar, da jeder Anhaltspunkt
für eine absolute Zeitbestimmung fehlte. Nun aber ist vor Kurzem in Wien, im Besitze
des Mechitaristenpriesters Dr. Kalemkiar, ein Teppich aufgetaucht, den - ein ganz exeep-
tioneller Glücksfall bei dieser sonst so schweigsamen Gattung von Kunstwerken- eine
lange Inschrift in armenischer Sprache zeitlich und local (ixirt. An der Lesung dieser
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